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Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie 2/2023

01.03.2023 | Begutachtung | Originalarbeit

Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug nach § 64 Strafgesetzbuch (StGB) – Intelligenzdiagnostik

verfasst von: Sarah Kirchmann-Kallas, Dörte Berthold, Dr. Christian Riedemann

Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie | Ausgabe 2/2023

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Zusammenfassung

Bei der Erwägung, die Unterbringung einer straffällig gewordenen Person im Maßregelvollzug anzuordnen, wird regelhaft ein Sachverständigengutachten erstellt. Dieses sollte eine aktuelle und wissenschaftlich fundierte Diagnostik mitbeinhalten. Auch im darauffolgenden Aufnahmekontext sollte eine solche Diagnostik erfolgen. In Untersuchungen dazu konnte festgestellt werden, dass der Intelligenzquotient (IQ) in vielen Fällen nicht standardisiert erhoben wird oder Instrumente zur Anwendung kommen, die nicht geeignet scheinen, was zu Fehleinweisungen führen kann oder die Behandlungsplanung erschwert.
Die vorliegende Studie soll dazu beitragen, die Lücke fehlender, standardisiert erhobener Daten zu schließen. Dazu wurden Daten von n = 63 männlichen Patienten aus dem Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB ausgewertet. Die Patienten wurden im Fachkrankenhaus für forensische Psychiatrie und Psychotherapie Bad Rehburg aufgenommen und im „Modellprojekt zur psychologischen Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug nach § 64 StGB“ mit der Wechsler Adult Intelligence Scale® – Fourth Edition (WAIS-IV) und dem Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest (MWT‑B) getestet. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Intelligenzdiagnostik in der Eingangsbegutachtung regelhaft unzureichend ist. Nur mit der WAIS-IV konnten Patienten mit einem IQ im Bereich einer Intelligenzminderung identifiziert werden, wogegen dies mit dem MWT‑B nicht gelang. Darüber hinaus konnten in der Untersuchung signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Skalen der WAIS-IV festgestellt werden.
Limitierungen der Aussagekraft ergeben sich daraus, dass die Erhebung nur an einem Standort stattgefunden hat und einige der Patienten begleitende Medikation erhalten haben.
Nichtsdestotrotz können auf Basis der eindeutigen Befunde konkrete Implikationen für die Begutachtung und Behandlung abgeleitet werden.
Literatur
Zurück zum Zitat Bezzel A (2008) Therapie im Maßregelvollzug - und dann? Eine Verlaufsuntersuchung an forensischen Patienten (§§ 63 und 64 StGB). Dissertation: Universität Regensburg. Bezzel A (2008) Therapie im Maßregelvollzug - und dann? Eine Verlaufsuntersuchung an forensischen Patienten (§§ 63 und 64 StGB). Dissertation: Universität Regensburg.
Zurück zum Zitat Dilling H (Hrsg) (2011) Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10 Kapitel V (F); diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis, 5. Aufl. Huber, Bern (überarb. Aufl. nach ICD-10-GM 2011) Dilling H (Hrsg) (2011) Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10 Kapitel V (F); diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis, 5. Aufl. Huber, Bern (überarb. Aufl. nach ICD-10-GM 2011)
Zurück zum Zitat Fontao MI, Pfäfflin F, Lamott F (2006) Anwendung der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) auf die Behandlung von Maßregelvollzugspatienten. Eine Pilotstudie. Recht Psychiatr Sonderdruck 24(4):193–200. ISSN 0724-2247 Fontao MI, Pfäfflin F, Lamott F (2006) Anwendung der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) auf die Behandlung von Maßregelvollzugspatienten. Eine Pilotstudie. Recht Psychiatr Sonderdruck 24(4):193–200. ISSN 0724-2247
Zurück zum Zitat Hartl C (2012) Wie erfolgreich ist die Behandlung im Maßregelvollzug nach §§ 63 und 64 StGB? Eine Untersuchung anhand verschiedener Erfolgsmaße. Dissertation, Universitätsbibliothek Regensburg Hartl C (2012) Wie erfolgreich ist die Behandlung im Maßregelvollzug nach §§ 63 und 64 StGB? Eine Untersuchung anhand verschiedener Erfolgsmaße. Dissertation, Universitätsbibliothek Regensburg
Zurück zum Zitat Hoffmann K (Hrsg) (2010) Delinquenz und geistige Behinderung im Spannungsfeld zwischen Recht und Hilfe, 1. Aufl. Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB, Kassel, 20. März 2009. Bd. 20 Hoffmann K (Hrsg) (2010) Delinquenz und geistige Behinderung im Spannungsfeld zwischen Recht und Hilfe, 1. Aufl. Dokumentation der Arbeitstagung der DGSGB, Kassel, 20. März 2009. Bd. 20
Zurück zum Zitat Kirchmann-Kallas S, Berthold D, Randzio S, Riedemann C (2023) Konzept zur psychologischen Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB. Forens Psychiatr Psychother (geplant Heft 2/2023) Kirchmann-Kallas S, Berthold D, Randzio S, Riedemann C (2023) Konzept zur psychologischen Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB. Forens Psychiatr Psychother (geplant Heft 2/2023)
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Zurück zum Zitat Muysers J (2010) Die Behandlung von intelligenzgeminderten Patientinnen/Patienten im Maßregelvollzug. Delinquenz und geistige Behinderung im Spannungsfeld zwischen Recht und Hilfe ISBN 978-3-938931-21‑9. Muysers J (2010) Die Behandlung von intelligenzgeminderten Patientinnen/Patienten im Maßregelvollzug. Delinquenz und geistige Behinderung im Spannungsfeld zwischen Recht und Hilfe ISBN 978-3-938931-21‑9.
Zurück zum Zitat Petermann F (2014) Wechsler Adult Intelligence Scale, 2. Aufl. Pearson Petermann F (2014) Wechsler Adult Intelligence Scale, 2. Aufl. Pearson
Zurück zum Zitat Richter P, Scheurer H, Kröber HL, Saß H (1993) Intelligenz und Delinquenz. Ein Beitrag zur Rückfallprognose. Schweiz Z Psychol 52(1):25–30 Richter P, Scheurer H, Kröber HL, Saß H (1993) Intelligenz und Delinquenz. Ein Beitrag zur Rückfallprognose. Schweiz Z Psychol 52(1):25–30
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Metadaten
Titel
Eingangsdiagnostik im Maßregelvollzug nach § 64 Strafgesetzbuch (StGB) – Intelligenzdiagnostik
verfasst von
Sarah Kirchmann-Kallas
Dörte Berthold
Dr. Christian Riedemann
Publikationsdatum
01.03.2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie / Ausgabe 2/2023
Print ISSN: 1862-7072
Elektronische ISSN: 1862-7080
DOI
https://doi.org/10.1007/s11757-023-00761-z

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