Skip to main content
Erschienen in: Gefässchirurgie 1/2015

01.02.2015 | Editorial

Die Gefäßmedizin braucht mehr Evidenz

verfasst von: Prof. Dr. G. Torsello

Erschienen in: Gefässchirurgie | Ausgabe 1/2015

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

Dieser Titel mag vielleicht etwas provozierend erscheinen, aber ein Blick in die Leitlinien zu häufigen von uns behandelten Krankheitsbildern lehrt, dass viele Therapieempfehlungen auf schmaler Evidenzbasis ausgesprochen werden, Klasse-1-Empfehlungen mit dem Evidenzlevel I sind alles andere als die Regel. Als Beispiele seien einige Zitate aufgeführt:
  • Die endovaskuläre Versorgung von infrarenalen abdominellen Aortenaneurysmen (AAA) bei Patienten, die ein hohes chirurgisches oder anästhesiologisches Risiko haben (definiert durch bestehende schwere kardiale, pulmonale und/oder renale Erkrankung) ist von unklarer Effektivität (Leitlinien des American College of Cardiology, American Heart Association [5], Klasse-IIb-Empfehlung, Evidenzlevel B).
  • Die Effektivität von unbeschichteten/unbedeckten Stents, Atherektomie, „cutting balloons“, thermischen Geräten und Laser bei Behandlung infrapoplitealer Läsionen (mit Ausnahme der Rettung einer suboptimalen Ballondilatation) ist nicht gut begründet (Klasse-IIb-Empfehlung, Evidenzlevel C) [2].
  • Die primäre Stentplatzierung wird in den femoralen, poplitealen oder tibialen Arterien nicht empfohlen (Klasse-III-Empfehlung, Evidenzlevel C) [2].
  • Die endovaskuläre Intervention ist bei asymptomatischen Patienten mit PAVK der unteren Extremität als prophylaktische Therapie nicht indiziert (Klasse-III-Empfehlung, Evidenzlevel C) [2].
  • Die chirurgische Revaskularisation (bei Nierenarterienstenose) kann für Patienten, die sich einem chirurgischen Eingriff an der Aorta unterziehen, Patienten mit komplexer Anatomie der Nierenarterien oder nach einem erfolglosen endovaskulären Vorgehen in Betracht gezogen werden (Klasse-IIB-Empfehlung, Evidenzlevel C) [6].
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Abbott AL (2009) Medical (nonsurgical) intervention alone is now best for prevention of stroke associated with asymptomatic severe carotid stenosis: results of a systematic review and analysis. Stroke 40:e573–583CrossRefPubMed Abbott AL (2009) Medical (nonsurgical) intervention alone is now best for prevention of stroke associated with asymptomatic severe carotid stenosis: results of a systematic review and analysis. Stroke 40:e573–583CrossRefPubMed
2.
Zurück zum Zitat Anderson JL, Halperin JL, Albert NM et al. (2013) Management of patients with peripheral artery disease (compilation of 2005 and 2011 ACCF/AHA guideline recommendations): a report of the American College of Cardiology Foundation/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines. Circulation 127: 1425–1443CrossRefPubMed Anderson JL, Halperin JL, Albert NM et al. (2013) Management of patients with peripheral artery disease (compilation of 2005 and 2011 ACCF/AHA guideline recommendations): a report of the American College of Cardiology Foundation/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines. Circulation 127: 1425–1443CrossRefPubMed
3.
Zurück zum Zitat Debus ES, Nüllen H, Torsello G et al (2014) Zur Behandlung des abdominellen Aortenaneurysmas in Deutschland – Qualitätssicherungsdaten 2013. Gefässchirurgie 19: 412–421CrossRef Debus ES, Nüllen H, Torsello G et al (2014) Zur Behandlung des abdominellen Aortenaneurysmas in Deutschland – Qualitätssicherungsdaten 2013. Gefässchirurgie 19: 412–421CrossRef
4.
Zurück zum Zitat Powell JT, Sweeting MJ, Thompson MM, et al, IMPROVE Trial Investigators (2014) Endovascular or open repair strategy for ruptured abdominal aortic aneurysm: 30 day outcomes from IMPROVE randomised trial. BMJ 348: f7661CrossRefPubMed Powell JT, Sweeting MJ, Thompson MM, et al, IMPROVE Trial Investigators (2014) Endovascular or open repair strategy for ruptured abdominal aortic aneurysm: 30 day outcomes from IMPROVE randomised trial. BMJ 348: f7661CrossRefPubMed
5.
Zurück zum Zitat Rooke TW et al. (2011) 2011 ACCF/AHA focused update of the guideline for the management of patients with peripheral artery disease (updating the 2005 guideline): a report of the American College of Cardiology Foundation/American Heart Association Task Force on practice guidelines. Circulation 124: 2020–2045CrossRef Rooke TW et al. (2011) 2011 ACCF/AHA focused update of the guideline for the management of patients with peripheral artery disease (updating the 2005 guideline): a report of the American College of Cardiology Foundation/American Heart Association Task Force on practice guidelines. Circulation 124: 2020–2045CrossRef
6.
Zurück zum Zitat Tendera M, Aboyans V, Bartelink ML et al., European Stroke Organisation, ESC Committee for Practice Guidelines (2011) ESC Guidelines on the diagnosis and treatment of peripheral artery diseases: Document covering atherosclerotic disease of extracranial carotid and vertebral, mesenteric, renal, upper and lower extremity arteries: the Task Force on the Diagnosis and Treatment of Peripheral Artery Diseases of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J 32: 2851–2906CrossRefPubMed Tendera M, Aboyans V, Bartelink ML et al., European Stroke Organisation, ESC Committee for Practice Guidelines (2011) ESC Guidelines on the diagnosis and treatment of peripheral artery diseases: Document covering atherosclerotic disease of extracranial carotid and vertebral, mesenteric, renal, upper and lower extremity arteries: the Task Force on the Diagnosis and Treatment of Peripheral Artery Diseases of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J 32: 2851–2906CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Die Gefäßmedizin braucht mehr Evidenz
verfasst von
Prof. Dr. G. Torsello
Publikationsdatum
01.02.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Gefässchirurgie / Ausgabe 1/2015
Print ISSN: 0948-7034
Elektronische ISSN: 1434-3932
DOI
https://doi.org/10.1007/s00772-014-1433-8

Weitere Artikel der Ausgabe 1/2015

Gefässchirurgie 1/2015 Zur Ausgabe

CME Zertifizierte Fortbildung

Entzündliche Erkrankungen der Aorta

Update Gefäßmedizin

Venöse Thromboembolien

Vorsicht, erhöhte Blutungsgefahr nach PCI!

10.05.2024 Koronare Herzerkrankung Nachrichten

Nach PCI besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko, wenn die Behandelten eine verminderte linksventrikuläre Ejektionsfraktion aufweisen. Das Risiko ist umso höher, je stärker die Pumpfunktion eingeschränkt ist.

Darf man die Behandlung eines Neonazis ablehnen?

08.05.2024 Gesellschaft Nachrichten

In einer Leseranfrage in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Dermatology möchte ein anonymer Dermatologe bzw. eine anonyme Dermatologin wissen, ob er oder sie einen Patienten behandeln muss, der eine rassistische Tätowierung trägt.

Deutlich weniger Infektionen: Wundprotektoren schützen!

08.05.2024 Postoperative Wundinfektion Nachrichten

Der Einsatz von Wundprotektoren bei offenen Eingriffen am unteren Gastrointestinaltrakt schützt vor Infektionen im Op.-Gebiet – und dient darüber hinaus der besseren Sicht. Das bestätigt mit großer Robustheit eine randomisierte Studie im Fachblatt JAMA Surgery.

Chirurginnen und Chirurgen sind stark suizidgefährdet

07.05.2024 Suizid Nachrichten

Der belastende Arbeitsalltag wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit der Angehörigen ärztlicher Berufsgruppen aus. Chirurginnen und Chirurgen bilden da keine Ausnahme, im Gegenteil.

Update Chirurgie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.

S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms“

Karpaltunnelsyndrom BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Kompressionsneuropathie peripherer Nerven. Obwohl die Anamnese mit dem nächtlichen Einschlafen der Hand (Brachialgia parästhetica nocturna) sehr typisch ist, ist eine klinisch-neurologische Untersuchung und Elektroneurografie in manchen Fällen auch eine Neurosonografie erforderlich. Im Anfangsstadium sind konservative Maßnahmen (Handgelenksschiene, Ergotherapie) empfehlenswert. Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie oder Auftreten von neurologischen Ausfällen ist eine Dekompression des N. medianus am Karpaltunnel indiziert.

Prof. Dr. med. Gregor Antoniadis
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“

Radiusfraktur BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Webinar beschäftigt sich mit Fragen und Antworten zu Diagnostik und Klassifikation sowie Möglichkeiten des Ausschlusses von Zusatzverletzungen. Die Referenten erläutern, welche Frakturen konservativ behandelt werden können und wie. Das Webinar beantwortet die Frage nach aktuellen operativen Therapiekonzepten: Welcher Zugang, welches Osteosynthesematerial? Auf was muss bei der Nachbehandlung der distalen Radiusfraktur geachtet werden?

PD Dr. med. Oliver Pieske
Dr. med. Benjamin Meyknecht
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“

Appendizitis BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Inhalte des Webinars zur S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“ sind die Darstellung des Projektes und des Erstellungswegs zur S1-Leitlinie, die Erläuterung der klinischen Relevanz der Klassifikation EAES 2015, die wissenschaftliche Begründung der wichtigsten Empfehlungen und die Darstellung stadiengerechter Therapieoptionen.

Dr. med. Mihailo Andric
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.