Erschienen in:
01.03.2008 | Originalien
Die Wiedergeburt der „Harnschau“
Eine einfache Methode zur Beurteilung der Anastomose nach radikaler retropubischer Prostatektomie
verfasst von:
M. Schenck, T. Szarvas, H. Ruebben, Dipl. oec. med. Dr. med. T. Jaeger
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2008
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Das Zystogramm nach retropubischer radikaler Prostatovesikuloektomie (RRP) überprüft die Dichtigkeit der Anastomose. Bislang gibt es keine standardisierte zeitliche Empfehlung bezüglich der Darstellung des vesikourethralen Übergangs zur Feststellung einer Urinextravasation bei angestrebter früher Katheterentfernung. Ziel der vorliegenden Arbeit war die makroskopische und mikroskopische Beurteilung des Harnblasenkatheterurins nach RRP zur Festlegung des Untersuchungszeitpunktes.
Patienten und Methode
Bei 110 Patienten wurde nach RRP der Katheterurin makroskopisch und mikroskopisch untersucht und das Ergebnis mit dem transrektalen Ultraschall und Zystogramm hinsichtlich des Vorliegens einer Urinextravasation verglichen.
Ergebnisse
Die Untersuchung bei trüber oder alt-blutiger Färbung des Katheterurins zeigte in 32 von 33 Fällen eine Extravasation (positiver Vorhersagewert 97%, Sensitivität 74%), bei klarem Urin zeigte sich in 66 von 77 Fällen eine suffiziente Anastomose ohne Extravasation (negativer Vorhersagewert 86%, Spezifität 99%). Durch die mikroskopische Harnuntersuchung konnte die Intaktheit der Anastomosenregion nur bei 23 von 67 Patienten vorhergesagt werden, was einer Spezifität von 34% entspricht. Somit zeigte sich die mikroskopische Urinuntersuchung als ungeeignetes Instrument zur Beurteilung der Anastomosenregion.
Schlussfolgerung
Bei makroskopisch pathologischem Urinbefund ist von einer bildgebenden Untersuchung der Anastomose abzusehen, in 97% der Fälle ist mit einem Extravasat zu rechen. Ab dem 21. postoperativen Tag ist die vesikourethrale Anastomose nach RRP im Regelfall verheilt. Vor Katheterentfernung reicht dann die makroskopische Urinuntersuchung aus.