Erschienen in:
01.03.2013 | Medizin aktuell
J-Kurve
Wann wird die Blutdrucksenkung zur Gefahr?
verfasst von:
Prof. Dr. J. Slany
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Sehr tiefe Werte des diastolischen Drucks werden seit Langem mit erhöhten kardiovaskulären Risiken assoziiert. Das Risiko tiefer systolischer Werte wird kontrovers beurteilt. In dieser Übersicht werden Daten neuer Studien analysiert. Bei Hypertonikern ohne Komorbidität wurde weder für diastolische noch für systolische Druckwerte je eine J-förmige Relation gefunden. Dagegen zeigen nahezu alle Studien bei Hypertonikern mit koronarer Herzkrankheit, linksventrikulärer Hypertrophie, Nephropathie oder Diabetes bei einem diastolischen Druck < 70 mmHg (Bereich: 60–80 mmHg) oder systolischen Druck < 120 mmHg (110–130 mmHg) eine Zunahme der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität. Die Daten bezüglich der Primärprophylaxe von Schlaganfällen sind uneinheitlich. Eine große Sekundärpräventionsstudie fand bei über 75-Jährigen mit systolischen Werten < 120 mmHg häufiger Rezidivinsulte. Da nahezu alle Studien zeigen, dass der optimale Blutdruck für Hochdruckpatienten mit zusätzlichen Risiken bei 130–140/70–80 mmHg mit Trend zu höheren systolischen Werten bei alten Menschen liegt, besteht keine Notwendigkeit für eine stärkere Blutdrucksenkung. Das spontane Absinken eines bisher konventionell eingestellten Blutdrucks ist ein Warnzeichen.