Vaginale Blutungen bei Kindern: Auf diese „red flags“ sollten Sie achten!

In einer australischen Studie machten die Autorinnen eine wichtige Beobachtung: Alle Mädchen mit Blutungen, denen ernste Ursachen zugrunde lagen, präsentierten sich mit ganz bestimmten Warnzeichen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Vaginale Blutungen bei Mädchen vor der Pubertät können ein Symptom für eine Vielzahl von Erkrankungen sein, darunter hormonelle Abbruchblutungen, Vulvovaginitis, Harnröhrenvorfall, vaginale Fremdkörper, dermatologische Erkrankungen, Verletzungen und Pubertas praecox, aber auch bösartige Geschwülste und sexueller Missbrauch. Die Unterscheidung dieser Ursachen ist für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte häufig eine Herausforderung. Natalie Drever vom Department of Paediatric and Adolescent Gynaecology, The Royal Children’s Hospital Melbourne, Australien, und ihre Kolleginnen haben sich deshalb daran gemacht, die klinischen Merkmale und Untersuchungsergebnisse bei präpubertären Kindern genauer zu beschreiben. Für ihre retrospektive Studie verwendeten die Forscherinnen die Daten von insgesamt 32 Mädchen unter zehn Jahren, die zwischen 2018 und 2019 die Spezialsprechstunde für Kindergynäkologie wegen vaginalen Blutungen aufgesucht hatten. Das Durchschnittsalter der Kinder lag bei 5,5 Jahren und reichte von 5 Tagen bis 9,6 Jahren. Häufige Befunde Vulvovaginitis war die häufigste Diagnose (n = 12), gefolgt von vorzeitiger Pubertät (n = 5). Seltene, aber schwerwiegende Ursachen waren ein vaginales Rhabdomyosarkom (n = 1) und sexueller Missbrauch in zwei Fällen (eine Patientin mit Gonorrhö und eine Patientin mit einer Verletzung, bei der ein Unfall ausgeschlossen werden konnte). Andere Ursachen für vaginale Blutungen waren: ungeklärt (n = 3), Fremdkörper (n = 2, in beiden Fällen jeweils kleine Reste von Toilettenpapier), mütterlicher Hormonentzug bei zwei Neugeborenen, spontane dominante Follikel (n = 2), Harnröhrenpathologie (n = 1), Lichen sclerosus (n = 1, zusätzlich mit weißen Plaques und Verkrustungen am äußeren Genitale) und starkes Aufpralltrauma (n = 1). Von den Patientinnen mit Vulvovaginitis wiesen neun von zwölf (75%) nur geringe Blutungen auf, verglichen mit vier von 20 (20%) der Mädchen mit anderen Diagnosen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Das andere Merkmal, das in signifikantem Zusammenhang mit der Diagnose Vulvovaginitis stand, war das Vorhandensein von Juckreiz an der Vulva, der ebenfalls bei neun (75%) Mädchen mit Vulvovaginitis gegenüber zwei (10%) Mädchen ohne Vulvovaginitis dokumentiert wurde. Bei den beiden Patientinnen, die über Juckreiz der Vulva ohne Anzeichen einer Vulvovaginitis klagten, wurden Gonorrhö und Lichen sclerosus diagnostiziert. Besonderheiten beachten Die sechsjährige Patientin mit Gonorrhö zeigte geringe Blutungen, vulvalen Juckreiz, aber auch übermäßigen, übelriechenden Scheidenausfluss und sexualisiertes Verhalten. Der zweite Fall von sexuellem Missbrauch war ein 14 Monate altes Kleinkind mit nicht unfallbedingter Verletzung. Es wurde mit starken vaginalen Blutungen und einem niedrigen Hämoglobinwert vorgestellt. Bei einer Untersuchung in Vollnarkose kam eine vaginale Risswunde zum Vorschein. Bei den Mädchen mit Pubertas praecox war zusätzlich zur Blutung ein Beginn der Brustentwicklung zu beobachten. Im Vergleich zu anderen Blutungsursachen war die frühe Pubertät signifikant häufiger mit frischen Blutungen verbunden. Bei einer Patientin im Alter von 1,3 Jahren wurde ein vaginales Rhabdomyosarkom diagnostiziert. Sie wurde mit einer sich vorwölbenden vaginalen Masse, vaginalen Blutungen mit frischem Blut, Wachstumsretardierung und schlechter Nahrungsaufnahme vorgestellt. Indikationen für eine Ultraschalluntersuchung waren wiederkehrende oder anhaltende vaginale Blutungen, frische oder starke Blutungen oder damit verbundene Symptome wie Tumoren oder Brustentwicklung. Zu den Ursachen vaginaler Blutungen, die im Ultraschall festgestellt werden können, gehören funktionelle Ovarialzysten, Ovarialtumoren, Fremdkörper und Weichteiltumoren der Gebärmutter oder des Genitaltrakts. Darüber hinaus liefert die Sonografie Informationen über die Größe der Gebärmutter, die Dicke des Endometriums und die Follikelaktivität, was bei der Beurteilung der pubertären Entwicklung nützlich sein kann. Wichtige Warnzeichen Alle Patientinnen, bei denen eine schwerwiegende Ursache für die Blutung vorlag (Tumor oder sexueller Übergriff) oder die einer speziellen Behandlung bedurften (frühe Pubertät, Lichen sclerosus, Harnröhrenvorfall), wiesen zusätzliche Symptome oder Merkmale auf. Die Autorinnen um Drever identifizierten folgende „red flags“: wiederkehrende vaginale Blutungen, starke Blutungen, Allgemeinsymptome (schlechte Nahrungsaufnahme und retardiertes Wachstum), Vorhandensein von Thelarchen, aufgetriebenes Abdomen, übermäßiger Vaginalausfluss und abnormer Befund bei der Untersuchung des Genitale (einschließlich Hautveränderungen im Zusammenhang mit Lichen sclerosus, Harnröhrenvorfall und aus der Vagina herausragende Strukturen). Keine der Patientinnen mit Vulvovaginitis zeigte einen dieser Warnhinweise. „Dies gibt die Gewissheit, dass Patientinnen, die sich mit einer einzelnen Episode geringer Blutungen vorstellen und deren Untersuchungsergebnisse mit denen einer Vulvovaginitis übereinstimmen, und die zusätzlich keine ,red flags' aufweisen, keine weiteren Untersuchungen benötigen“, schlussfolgern die Autorinnen um Drever. Außerdem zeige ihre Fallserie, wie wichtig eine gründliche Anamnese und eine sorgfältige klinische Untersuchung seien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was sind bei Mädchen unter zehn Jahren die Ursachen für Vaginalblutungen? Antwort: In einer australischen Fallserie lag den Blutungen am häufigsten eine Vulvovaginitis zugrunde. Bedeutung: Bei vaginalen Blutungen sollten immer eine ausführliche Anamnese und eine sorgfältige Untersuchung vorgenommen werden, um keine ernste Ursache zu übersehen. Einschränkung: Retrospektive Studie mit wenigen Teilnehmerinnen, die lediglich die Fälle einer tertiären Versorgung widerspiegeln.

Springer Medizin

Vaginale Blutungen bei Kindern: Auf diese „red flags“ sollten Sie achten!

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

IPD-Fallzahlen & Pneumokokken-Impfung bei Kindern in Deutschland

HPV-Impfung: Auch für junge Erwachsene sinnvoll und wichtig

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen