Erschienen in:
29.02.2024 | Krebserkrankungen mit unbekanntem Primärtumor | Leitthema
Karzinom unklaren Ursprungs – interdisziplinäre Therapiestruktur
verfasst von:
Prof. Dr. Boris Kubuschok, Rainer Claus, Michael Stahl
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 3/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Karzinom unklaren Ursprungs (CUP) stellt nach wie vor eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die Prognose dieser Tumorerkrankung ist für den überwiegenden Teil der Patienten, nämlich diejenigen mit unspezifischem CUP-Syndrom, schlecht – mit einer mittleren Überlebenszeit von 4–8 Monaten. Davon abzugrenzen sind Patienten mit spezifischem CUP-Syndrom, deren Prognose deutlich besser ist.
Neue Erkenntnisse
Neu konzipierte, interdisziplinäre diagnostische Algorithmen erleichtern die Zuordnung einer CUP-Erkrankung zu diesen spezifischen Gruppen. Die Therapie der spezifischen CUP-Syndrome richtet sich nach der Therapie des mutmaßlich äquivalenten Primarius. Die Therapie des unspezifischen CUP-Syndroms basiert in der Erstlinie bisher auf einer platinbasierten Chemotherapie-Zweifachkombination wie z. B. Carboplatin/Paclitaxel. Die kürzlich auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) präsentierte CUPISCO-Studie zeigt, dass eine Next-Generation-Sequenzierung zum Zeitpunkt vor der Erstlinientherapie der neue Standard beim unspezifischen CUP-Syndrom sein sollte. Notwendigerweise im Rahmen eines molekularen Tumorboards können dann Patienten identifiziert werden, bei denen eine zielgerichtete Therapie oder eine Immuntherapie eingeleitet werden kann. Unklar ist derzeit allerdings, ob dies wie in CUPISCO frühzeitig, hier nach 3 Kursen Chemotherapie, oder erst bei Versagen der Erstlinientherapie erfolgen sollte. Bei nahezu allen potenziell geeigneten Medikamenten ist derzeit die Beantragung einer Kostenübernahme bei der Krankenkasse erforderlich.
Schlussfolgerung
Die komplexe Strategie aus Diagnostik, Veranlassung und Interpretation des molekularen Profiling sowie Umsetzung der sequenziellen Therapie zeigt, dass Patienten mit CUP-Syndrom zur Festlegung der Diagnose und Therapie idealerweise an spezialisierte Zentren verwiesen werden sollten.