Erschienen in:
24.12.2022 | Schulterdystokie | Leitthema
Plexusparese – Schulterdystokie – Behandlungsfehler
verfasst von:
Alexander T. Teichmann, Prof. Dr. Klaus Vetter, MBA FACOG FRCOG, Thorsten Süß
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Schulterdystokie und konnatale Plexuslähmung sind zu einem Paradigma in der medizinischen Haftung geworden, obwohl große Unsicherheiten hinsichtlich der beteiligten pathogenetischen Faktoren bestehen. Vorgestellt werden klinische Belege und theoretische Überlegungen, um die derzeitig häufig genutzte Sichtweise zu erweitern, dass neonatale Plexusverletzungen das Ergebnis inkompetenter medizinischer Manöver nach einer Blockade der vorderen Schulter an der Symphyse sind. Ohne jegliche medizinische Intervention könnte die hintere Schulter beim Versuch, den Beckeneingang zu passieren, die gleiche Arretierung durch das Promontorium erfahren, was eine konnatale Lähmung ohne medizinische Intervention erklärt. Diese sakrale Schulterdystokie findet deutlich höher als die symphysäre statt, ist deshalb klinisch kaum als solche erkennbar und kann deshalb auch nicht Anlass für fehlerhafte Manipulationen sein. Darüber hinaus zeigen vorliegende Daten die Fähigkeit endogener Geburtskräfte, solche Verletzungen zu verursachen. Die Möglichkeit dieser und anderer pathogenetischer Mechanismen sollte in der Rechtspraxis in Betracht gezogen werden, um wenig begründbare Schlussfolgerungen zu vermeiden.