Erschienen in:
01.05.2009 | Wegbereiter der Rheumatologie
Mayer S. Diamantberger (1864–1944)
Erstbeschreiber der juvenilen chronischen Arthritis
verfasst von:
Prof. Dr. H. Kaiser
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
|
Ausgabe 3/2009
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Zusammenfassung
In den medizinischen Lehrbüchern findet sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts kein Hinweis, dass der chronische Gelenkrheumatismus auch bei Kindern auftreten kann. Erste Einzelfälle sind in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts publiziert worden. Im Hôpital Rothschild in Paris wurden innerhalb kurzer Zeit mehrere Kinder mit dieser Krankheit beobachtet und betreut. M.S. Diamantberger, Assistent dieser Klinik, beschäftigte sich intensiv mit diesen Patienten und analysierte alle bis dahin publizierten Fälle. Daraus entstand seine Dissertation, die 1890 vortragen wurden und 1891 im Druck erschien. Diamantberger wies erstmals nach, dass es bei Kindern drei ganz verschiedene Verlaufsformen gibt, wobei er speziell den Befall innerer Organe und der Augen erwähnte. Er hat damit sechs Jahre vor Still die sogenannte systemische Form beschrieben und die mit Augenentzündung einhergehende Oligarthritis vorweggenommen.
Diamantbergers Arbeit fand ein breites Echo in der französischen Fachliteratur. 1988, fast 100 Jahre nach ihrem Erscheinen, wurde sie in Buchform nachgedruckt. Trotzdem haben in Deutschland nur wenige Kliniker davon Kenntnis genommen, und in der angloamerikanischen Literatur ist Diamantberger unbekannt geblieben. Noch heute findet man seinen Namen weder in den rheumatologischen Standardwerken noch in den Lehrbüchern der Kinderheilkunde und der Geschichte der Medizin.
Nicht besser erging es einem anderen Pariser Kliniker: A. Chauffard. Er berichtete 1896 über eine systemische Form der chronischen Polyarthritis bei Erwachsenen, als deren Erstbeschreiber heute weltweit E. Bywaters (1971) angesehen wird.
Fazit: Nicht wenige französische Autoren wurden Opfer der Sprachbarriere.