Erschienen in:
01.05.2010 | Leitthema
Orchitis und Infertilität
verfasst von:
Prof. Dr. H.-C. Schuppe, A. Pilatz, H. Hossain, A. Meinhardt, M. Bergmann, G. Haidl, W. Weidner
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 5/2010
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Zusammenfassung
Infektionen und Entzündungen des Genitaltraktes werden zu den häufigsten Ursachen einer eingeschränkten Fertilität beim Mann gezählt, gesicherte epidemiologische Daten stehen allerdings nicht zur Verfügung. Mit Blick auf die Exposition der Keimzellen gegenüber Erregern bzw. Erregerbestandteilen sowie den an Entzündungsprozessen beteiligten Zellen und Mediatoren muss insbesondere bei chronischen Hodenentzündungen mit einer irreversiblen Schädigung der Spermatogenese und einer entsprechenden Verschlechterung der Ejakulatqualität gerechnet werden. Während für die klinisch symptomatischen Orchitiden bzw. Epididymoorchitiden aufgrund systemischer oder lokaler Infektionen entsprechende Folgen bis hin zu Hodenatrophie und vollständigem Verlust der Fertilität bekannt sind, fanden asymptomatisch bzw. subklinisch verlaufende, auch nicht erregerbedingte testikuläre Entzündungsreaktionen diesbezüglich bisher wenig Beachtung. Systematische histopathologische Untersuchungen zeigen jedoch eine hohe Prävalenz asymptomatischer Entzündungsreaktionen in Hodenbiopsien infertiler Männer. Die meist fokalen, überwiegend lymphozytären Infiltrate korrelieren mit dem Schädigungsgrad der Spermatogenese und entsprechenden klinisch-endokrinologischen Parametern der Hodenfunktion. Eine nichtinvasive Diagnostik steht bisher nicht zur Verfügung, so dass chronische, asymptomatische Hodenentzündungen als primäre Ursache oder Kofaktor männlicher Fertilitätsstörungen unterschätzt werden. Abgesehen von einer erregergerechten Antibiotikagabe fehlen Therapieempfehlungen noch weitgehend.