Falldarstellung
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Schmerzintensität: 8–9/10 auf der numerischen Rating-Skala (NRS),
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Schmerzlokalisation: im Seitenvergleich von der Achsel abwärts den gesamten rechten Arm betreffend,
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Schmerzcharakter: heller Schmerz mit einem brennenden Gefühl, Hyperästhesie und Allodynie. Der Schmerz hat sehr plötzlich angefangen, wovon die Patientin wach geworden ist.
Einleitung
Methoden
Definitionen
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Rebound pain wird als ein quantifizierbarer Unterschied der Schmerzwerte definiert, zu dem Zeitpunkt einer noch wirksamen peripheren Nervenblockade und dem Abklingen der Blockade [8, 11, 12, 14, 15, 21, 22]. Galos et al. (2016) schildern Rebound pain als eine schlecht beschriebene Entität, die allgemein als dramatische Zunahme der Schmerzen definiert wird, sobald die Regionalanästhesie nach einmaliger Injektion abgeklungen ist [4].
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Dada et al. (2019) legen Rebound pain als einen Zustand der Hyperalgesie in einem Zeitraum von 8 bis 24 h nach Anlage einer peripheren Nervenblockade fest [2].
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Des Weiteren charakterisieren Barry et al. (2020) Rebound pain als einen Übergang von gut kontrollierten Schmerzen auf der numerischen Rating-Skala (NRS) ≤ 3 zu einem Schmerzniveau von NRS ≥ 7. Barry et al. beziehen sich dabei auf einen Zeitraum von 24 h nach Anlage der peripheren Nervenblockade [1]. Diese Definitionen streben mit der Festlegung von NRS-Werten eine präzisere Qualifizierung sowie Quantifizierung des Rebound pain an.
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Nehmen die meisten Autoren nur Bezug auf die wahrgenommenen, quantifizierbaren Schmerzen, erweitern Muñoz-Leyva et al. (2020) in ihrer Definition Rebound pain auch auf die Auswirkungen des psychischen Wohlbefindens, die Qualität der Erholung sowie die Aktivitäten im Alltag [14].
Autor | Jahr | Definition (deutsche Übersetzung) | Definition (englisches Original) |
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Williams et al. [21] | 2007 | „Quantifizierbarer Unterschied in den Schmerzwerten bei wirksamer Blockade gegenüber der Zunahme der akuten Schmerzen in den ersten Stunden nach Abklingen der Effekte einer perineuralen Einzelinjektion oder einer kontinuierlichen Infusion von Lokalanästhetika“ | „Quantifiable difference in pain scores when the block is working versus the increase in acute pain encountered during the first few hours after the effects of peri-neural single-injection or continuous infusion local anesthetics resolve“ |
Williams [22] | 2012 | ||
Kolarczyk und Williams [11] | 2011 | „Rebound-Schmerzen nach dem Abklingen einer peripheren Nervenblockade werden i. Allg. als mechanisch-chirurgische Schmerzen angesehen, die aus der Beendigung einer Nervenblockade mit ungehindertem nozizeptivem Reiz resultieren“ | „Rebound pain after a peripheral nerve block resolves is generally considered to be comprised of the mechanical-surgical pain that results from the resolution of a nerve block with unopposed nociceptive input“ |
Galos et al. [4] | 2016 | „Eine schlecht beschriebene Entität, die allgemein als dramatische Zunahme der Schmerzen definiert wird, sobald die Regionalanästhesie nach einmaliger Injektion abgeklungen ist“ | „A poorly described entity that is commonly defined as a dramatic increase in pain once single-injection regional anesthesia has dissipated“ |
Lavand’homme [12] | 2018 | „Ein mechanisch-chirurgischer Schmerz bei einem ungehinderten nozizeptiven Reiz, nach Abklingen der peripheren Nervenblockade“ | „A mechanical-surgical pain from unopposed nociceptive input that is uncovered when PNB wears off“ |
Dada et al. [2] | 2019 | „Zustand einer Hyperalgesie im Zeitraum von 8 bis 24 h nach Anlage der peripheren Nervenblockade“ | „State of hyperalgesia with an onset between 8 and 24 h after block administration“ |
Nobre et al. [15] | 2019 | „Rebound pain ist definiert als der quantifizierbare Unterschied der Schmerzwerte, wenn eine periphere Nervenblockade wirkt, im Vergleich zu den akuten Schmerzen, die festgestellt werden, wenn die Blockade abklingt“ | „Rebound-Pain is defined as the quantifiable difference in pain scores when a PNB is working versus the acute pain found when the blockade stops working“ |
Muñoz-Leyva et al. [14] | 2020 | „Wesentliche Merkmale von Rebound pain sind, dass es sich um akute postoperative Schmerzen handelt, welche nach Abklingen der PNB auftreten und klinisch signifikant sind, entweder in Bezug auf die Schmerzintensität, die Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden, die Qualität der Erholung und die Aktivitäten im Alltag“ | „Essential characteristics of Rebound-Pain are that it is acute postoperative pain, ensues following resolution of PNB, and is clinically significant, either with regard to the intensity of pain or the impact on psychological well-being, quality of recovery, and activities of daily living“ |
Barry, Garrett S. et al. [1] | 2020 | „Ein Übergang von einem gut kontrollierten Schmerz-NRS ≤ 3, während die Nervenblockade wirkt, zu einem starken Schmerz NRS ≥ 7 innerhalb von 24 h nach Anlage der Nervenblockade“ | „A transition from well-controlled pain NRS ≤ 3 while the block is working to severe pain NRS ≥ 7 within 24 h of block performance“ |
Pathomechanismus
Möglichkeiten der Prophylaxe und Therapie
Aufklärung und Beratung der Patienten
Verlängerung der sensorischen Blockade
Adjuvanzien bei Injektion einer einzeitigen Nervenblockade
Multifaktorielle Schmerztherapie
Bewertung der aktuellen Studienlage
Zusammenfassung
Fazit für die Praxis
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Rebound pain wird in der aktuellen Literatur als Nebenwirkung der Regionalanästhesie beschrieben, welche als überschießende Schmerzreaktion nach Beendigung der sensorischen Blockade auftritt.
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Der initial opioidsparende Effekt der Regionalanästhesie wird durch dieses Phänomen aufgehoben.
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Es existiert bisher keine einheitliche Definition innerhalb der Fachgesellschaften, wodurch eine zielgerichtete Forschung erschwert wird.
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Da die Pathophysiologie nicht eindeutig geklärt ist, können auch noch keine definitiven Empfehlungen zu Prophylaxe sowie Therapie gegeben werden.
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Patienten sollten umfassend aufgeklärt werden, damit sie mögliche überschießende Schmerzen nach Abklingen der Blockade einordnen können.
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Eine frühzeitige Gabe von Schmerzmedikamenten (z. B. NSAR) vor Beendigung der Nervenblockade hat sich jedoch als hilfreich erwiesen. Ebenso zeigt Dexamethason als Adjuvans zur Regionalanästhesie positive Effekte gegenüber dem Auftreten von Rebound pain.