06.05.2022 | Poliomyelitis | Report
Unbekannter Covid-Impfstatus erfordert vollständige Impfserie
Erschienen in: MMW - Fortschritte der Medizin | Ausgabe 9/2022
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In der Erstanamnese bei Geflüchteten aus der Ukraine sind einige Besonderheiten zu bedenken. Dazu Hausarzt-Internist Dr. Peter Löw, Treuchtlingen.-
Covid-Diagnostik: Bei Patienten ohne vorliegendes Schnelltestergebnis wird ein solches eingeholt. Bei negativem Testergebnis kann die Anamnese - am besten mit Dolmetscher - ganz normal mit Maske geführt werden.
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Covid-Impfung: Viele Ukrainer sind nicht mit mRNA-Impfstoffen geimpft. In den neuen Empfehlungen der STIKO werden Vakzine wie Sputnik und CoronaVac aber anerkannt. Mit Impfung(en) in der Ukraine oder nach Erkrankung plus Impfung mit mRNA-Impfstoff gilt ein Patient als geboostert. Bei unbekanntem Impfstatus erhalten Patienten eine vollständige Impfserie.
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Weitere Impfungen: Ist eine Masern-Mumps-Röteln(MMR)-Impfung indiziert, kann der Lebendimpfstoff mit einem Abstand von 14 Tagen nach der Covid-Impfung gegeben werden. Zu letzterer direkt dazu geben kann man die Totimpfstoffe Tetanus, Diphtherie, Polio, Pertussis als Vierfachimpfung.
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Tuberkulose: Zum Ausschluss einer Tb bekommen ältere Patienten in Gemeinschaftseinrichtungen einen Röntgen-Thorax. Bei jüngeren und auch bei Schwangeren kann über den Interferon-Gamma-Release-Assay der Tuberkulosestatus geklärt werden.
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Pragmatische Fragen: Wie bei anderen neuen Patienten sind Vorerkrankungen, frühere und aktuelle Medikation, Erkrankungen in der Familie sowie Allgemeinsymptome zu klären. Dann wird symptom- oder krankheitsorientiert nachgefragt.
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Besonderheiten im Labor: Bei Tb-Verdacht wird immer auch ein HIV-Test angeboten - besonders dann, wenn Patienten von einem Gefängnisaufenthalt berichten. Zudem sinnvoll: Nach Hepatitis screenen.
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Abrechnung: Wer Flüchtlinge behandelt, sollte ihre Namen in lateinischer Schrift dokumentieren, am besten übersetzt aus dem Ausweis. Außerdem wichtig: Das Geburtsdatum und der Ort der Unterbringung. Die Leistungen werden dann nach EBM abgerechnet, Kostenträger ist das Sozialamt.