Erschienen in:
01.06.2014 | Leitthema
Polymyalgia rheumatica in der täglichen Praxis
verfasst von:
Dr. M. Talke, W.A. Schmidt
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Definition und Epidemiologie
Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist eine entzündliche, sehr schmerzhafte Erkrankung, die regelmäßig die Schulterregion, in etwa 70 % der Fälle aber auch den Beckengürtelbereich betrifft. Sie tritt nach dem 50. Lebensjahr auf und hat ihren Erkrankungsgipfel bei 72 Jahren. Frauen sind etwa zweimal häufiger betroffen als Männer. Die Prävalenz wird auf 0,3–0,7 % der weißen Bevölkerung im Alter von über 50 Jahren geschätzt.
Diagnostik und Klassifikation
Die Diagnose der Polymyalgia rheumatica (PMR) wird häufig zunächst übersehen. Differenzialdiagnostisch kommen primäre Schultererkrankungen wie Rotatorenmanschettenläsionen, Bursitiden, Tendinitis calcarea, Omarthrose oder entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis infrage. Wichtig sind eine strukturierte Anamnese und eine gute klinische Untersuchung. Insbesondere bei neu aufgetretenen beidseitigen Schulterschmerzen, die mit einer starken allgemeinen Bewegungsbehinderung und starkem Krankheitsgefühl einhergehen, ist an eine PMR zu denken und die Untersuchung von C-reaktivem Protein (CRP) und Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) zu veranlassen. Diese sind fast immer deutlich erhöht. Bildgebend finden sich charakteristische entzündliche Veränderungen im Bereich der Schulter- und Hüftregion. Die neuen Klassifikationskriterien der „European league against rheumatism“ (EULAR) und des „American College of Rheumatology“ (ACR) unter Einschluss von Ultraschallbefunden haben einen höheren positiven und negativen prädiktiven Wert als bisher publizierte Diagnose- und Klassifikationskriterien.
Therapie
Therapeutisch stehen weiterhin Glukokortikoide im Vordergrund. Begonnen wird mit 15 bis 25 mg Prednisolon täglich mit einer wöchentlichen Reduktion der Dosis, ab 10 mg mit einer monatlichen Dosisreduktion um 1 mg. Methotrexat kann helfen, die notwendige Prednisolondosis bei Patienten zu reduzieren, bei denen sie nicht rasch genug unter die Cushingschwelle gesenkt werden kann.