Die internationale Forschung hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen einer Berufstätigkeit als RettungssanitäterIn und der Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung steht nicht im Zentrum der Forschungsaktivitäten. Bisherige Studien haben mit unterschiedlichen Methoden PTBS-Prävalenzraten bei RettungssanitäterInnen ermittelt, die sehr heterogen sind und in einer Spanne von 0–46 % liegen [
4,
5]. Bei der Interpretation dieser Zahlen sind methodische Limitationen zu beachten wie z. B. die unterschiedliche Auswahl der Untersuchungsinstrumente, heterogene Ein- und Ausschlusskriterien und unterschiedliche Definitionen der PTBS in den jeweiligen Diagnose- und Klassifizierungssystemen psychischer Störungen. Die große Mehrzahl aller bisher vorliegenden Publikationen zu der Fragestellung kommt allerdings zu einer deutlich höheren PTBS-Prävalenz in der Gruppe der RettungssanitäterInnen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. In der von den Autoren dieser Arbeit (HD und AH) durchgeführten aktuellen Metaanalyse wurde nicht nur die 12-Monats-PTBS-Prävalenz bei RettungssanitäterInnen mit der der Allgemeinbevölkerung im arbeitsfähigen Alter verglichen, sondern es wurden auch Personen, die von Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen betroffen waren, als Vergleichsgruppen herangezogen. Dabei fand sich bei den RettungssanitäterInnen eine 12-Monats-PTBS-Prävalenz von 20,02 % (95 %iges Konfidenzintervall: 16,09–26 %), in der Allgemeinbevölkerung von 3,06% (2,31–3,90 %), in der Gruppe der von einer Naturkatastrophe betroffenen Personen von 15,59 % (11,93–19,63 %) und in der von einer menschlich verursachten Katastrophe von 12,05 % (9,17–15,20 %; [
3]). Die 12-Monats-PTBS-Prävalenzen der RettungssanitäterInnen sind also erheblich höher, selbst bei einem Vergleich mit Personengruppen, die einem erheblichen Trauma ausgesetzt waren. Ein weiterer bedeutsamer Befund dieser Metaanalyse ergab sich aus einem Vergleich der PTBS-Prävalenz bei RettungssanitäterInnen, bei denen eine Exposition mit einem definierten katastrophalen traumatischen Ereignis festgestellt wurde, mit der PTBS-Prävalenz von RettungssanitäterInnen, für die keine Exposition mit einem solchen besonderen Ereignis vorlag, sondern nur übliche kumulative Traumatisierungen durch wiederholtes Erleben traumatisierender Ereignisse wie z. B. der wiederholten Konfrontation mit aversiven Details. In der PTBS-Definition des DSM 5 ist diese Form der Traumaerfahrung explizit als hinreichendes Traumaeingangskriterium erwähnt. Die Subgruppenanalyse ergab, dass RettungssanitäterInnen, die „nur“ üblichen kumulativen Traumatisierungen durch das wiederholte Erleben traumatisierender Ereignisse während der Arbeit exponiert waren, sogar eine um durchschnittlich 8,0 % höhere PTBS-Prävalenz hatten als die Vergleichsgruppe der Rettungssanitäter, die bei einem definierten katastrophalen Ereignis eingesetzt waren (23,2 % vs. 15,2 %). Dieser Befund unterstreicht die von Lee und Kollegen [
6] hervorgehobene Bedeutung kumulativer niedrigschwelliger traumatischer Erlebnisse und könnte für ein besonderes berufliches Risiko von RettungssanitäterInnen sprechen, eine PTBS zu entwickeln.