Zusammenfassung
Auf einen Blick
Mit über 2 Mrd. DDD stellen Arzneistoffe zur Behandlung der Depression, von Angststörungen, der bipolaren Störung und der Depression („Psychopharmaka“) eine der meist verordneten Arzneimittelgruppen dar. Dabei sind die seit vielen Jahren beobachteten Zuwächse vor allem auf steigende Verordnungen und Indikationsausweitungen von antidepressiven Arzneistoffen („Antidepressiva“) zurückzuführen sowie geringere Zunahmen bei den antipsychotischen Arzneistoffen („Antipsychotika“). Dagegen nehmen die Verordnungen von Arzneimitteln mit sedierender und anxiolytischer Wirkung („Tranquillantien“) seit langem kontinuierlich ab.
Trend Im Durchschnitt haben die Verordnungen von Antidepressiva (Noradrenalin/Serotonin-Verstärker) in der letzten Dekade um mehr als 30 % zugenommen. Dies ist vor allem auf die zwei Arzneistoffgruppen der selektiven Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSRI) und der selektiven Serotonin-Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SNRI) zurückzuführen, wohingegen die Verordnung der nichtselektiven Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI, sog. trizyklischen oder heterozyklischen Antidepressiva) sich in den letzten 10 Jahren stetig rückläufig zeigte. Bei den Antipsychotika ist ein kontinuierlicher Verordnungsanstieg bei den sog. atypischen Antipsychotika (p-mGPCR-Antagonisten) wie Clozapin, Quetiapin, Risperidon und Amisulprid zu beobachten, der durch einen nur sehr moderaten Rückgang der Verschreibung klassisch hochpotenter Antipsychotika (D2R-mGPCR-Antagonisten) wie Haloperidol nicht kompensiert wird. Es handelt sich also vermutlich um Indikationsausweitungen oder einen Trend zur Verordnung höherer Dosierungen. Niedrigpotente Antipsychotika (D2R-mGPCR-Antagonisten) wie Melperon, Pipamperon und Promethazin wurden in gleichbleibendem Umfang verordnet. Die Verordnungen von Arzneimitteln zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind seit starken Zuwächsen in den 2000er Jahren nunmehr seit 5 Jahren annähernd konstant.