Erschienen in:
24.06.2019 | Psychotherapie | Originalarbeit
Zwischenleiblichkeit in der psychodynamischen Psychotherapie
Ansatz zu einem verkörperten Verständnis von Intersubjektivität
verfasst von:
Dr. med. Daniel Broschmann, Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Fuchs
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Im Zuge eines Paradigmenwechsels innerhalb der Psychoanalyse finden neuerdings relationale Ansätze, die die intersubjektive Perspektive und das implizite körperliche Wissen in der Psychotherapie in den Blick nehmen, immer mehr Berücksichtigung. Dadurch wird die moderne psychodynamische Psychotherapie anschlussfähig an Theorien der Verkörperung („embodiment“), die innerhalb der deutschsprachigen Philosophie besonders durch die Leibphänomenologie geprägt sind. Insbesondere die Konzepte der Zwischenleiblichkeit sowie des Leibgedächtnisses ermöglichen es, unbewusste, aber nichtverdrängte Dynamiken aus einer verkörperten Perspektive zu reflektieren. Differenziert wird dabei zwischen den Phänomenen des leiblichen Ausdrucks, der leiblichen Präsenz, der zwischenleiblichen Resonanz und Synchronizität sowie der zwischenleiblichen Nähe. Anknüpfungspunkte zur leibphänomenologischen Forschung finden sich besonders in den entwicklungspsychologischen Arbeiten der Boston Change Process Study Group, in den Ansätzen der relationalen Psychoanalyse und in der psychoanalytisch-interaktionellen Methode. Die Erweiterung der psychodynamischen Psychotherapie um einen leibphänomenologischen Blickwinkel ermöglicht ein breiteres Begriffsinstrumentarium und eine entsprechend feinere Unterscheidung der impliziten Phänomene interaktiver Prozesse.