Erschienen in:
12.02.2020 | Radionuklidtherapie | Leitthema
Theranostics und Hybridbildgebung für somatostatinrezeptor-exprimierende Tumore
verfasst von:
Dr. med. Rudolf A. Werner, Prof. Dr. med. Frank M. Bengel, Prof. Dr. med. Thorsten Derlin
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Klinisches Problem
Der Somatostatinrezeptor(SSTR)-Besatz diverser Tumorentitäten ist mittels konventioneller Schnittbildgebung (Computertomographie [CT]) nicht visualisierbar.
Radiologische Standardverfahren
Bei der Bildgebung SSTR-exprimierender Tumoren werden u. a. strukturell bildgebende Verfahren wie CT oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.
Methodische Innovationen
Die molekulare Bildgebung des SSTR-Besatzes an der Tumorzelloberfläche unter Verwendung von (Ganzkörper‑)Single-Photon-Emissions-CT (SPECT) sowie Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist zu einem hochsensitiven Versorgungstandard geworden. Erst eine Koregistrierung mittels struktureller Bildgebung ermöglicht die exakte Lokalisierung möglicher Tumormanifestationen (Hybridbildgebung).
Leistungsfähigkeit
Die Hybridbildgebung leistet einen entscheidenden Beitrag in der initialen Ausbreitungsdiagnostik und beim Therapiemonitoring. Die SSTR-PET ist hierbei der SPECT überlegen; darüber hinaus ist der SSTR-PET-Tracer 68Ga-DOTATATE bereits in vielen Ländern zugelassen. Bei SSTR-Positivität im SPECT bzw. PET kann eine Peptidradiorezeptortherapie (PRRT) erwogen werden: Dieses theranostische Verfahren ermöglicht die systemische/lokoregionale Bestrahlung mit einem β‑Strahler, der an das identische Peptid wie das diagnostische SPECT-/PET-Äquivalent gekoppelt ist. Die prospektive, randomisierte Netter-1-Studie konnte einen signifikanten Outcome-Benefit für eine PRRT zeigen.
Bewertung
Eine Kombination aus funktioneller und struktureller Bildgebung ist den konventionellen, strukturellen Bildgebungsverfahren deutlich überlegen und kann in einem theranostischen Ansatz Therapiekandidaten für eine PRRT identifizieren.
Empfehlung für die Praxis
Nach histologischer Sicherung oder hinreichendem Verdacht auf eine SSTR-exprimierende Tumorentität sollte umgehend ein Hybridbildgebungsverfahren, vorzugsweise in einem spezialisierten Zentrum, erwogen werden.