Erschienen in:
05.04.2023 | Schädigung einzelner Nerven | Im Fokus
Rekonstruktive Neurochirurgie: nicht nur bei Nervenverletzungen
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. T. Kretschmer, IFAANS, FEBNS
Erschienen in:
DGNeurologie
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Ausgabe 4/2023
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Auszug
Der Anteil der erkannten traumatischen Nervenläsionen bei den im Register der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erfassten Polytraumatisierten liegt bei 1,8–3,3 % [
1,
2]. Es treten jedoch deutlich mehr Nervenverletzungen auf, die nicht erfasst werden, aber vermutlich von einer Nervenchirurgie profitieren würden. Ein wesentlicher Anteil substanzieller Nervenverletzungen entsteht bei Operationen. Iatrogene Läsionen machen an rekonstruktiv tätigen Nervenzentren über 25 % (bis 50 %) der operierten Nervenverletzungen aus [
3,
4]. Um ein bestmögliches funktionelles Resultat bei kompletten Läsionen zu erreichen, ist es wichtig, diese zeitnah einem entsprechenden Eingriff zuzuführen. Aber auch inkomplette Nervenläsionen können sehr gut von mikrochirurgischen Nerveneingriffen profitieren. Zu häufig wird ein vermeintlich
sich regenerierender Nerv nicht operativ behandelt. Auch Schmerzen oder eine zunehmende Konstriktion durch Narben sind Indikationen für einen operativen Eingriff [
5,
6]. Der funktionelle Gewinn rekonstruktiver Nervenoperationen (Nerventransplantationen, Nervenkoaptationen), aber auch von Nerventransfers, hängt davon ab, wie schnell operativ versorgt wird. Deswegen ist es wichtig, möglichst zeitnah herauszufinden, ob ein Nerv die Chance auf spontane und funktionell nützliche Regeneration hat oder nicht. Neben der klinischen und elektrophysiologischen Untersuchung ist hierfür die Bildgebung mit Kernspintomographie (MR-Neurographie: kernspintomographische Nervendarstellung) und hochauflösendem Ultraschall (5–22 MHz) relevant. Diese Untersuchungen zeigen, ob der Nerv noch in Kontinuität ist, und ob traumatische Neurome oder Teilverletzungen vorliegen. …