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Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung 2/2008

01.05.2008 | Übersichten

Schlaganfallprävention

Neue Ansätze der Bevölkerungsansprache durch den öffentlichen Gesundheitsdienst

verfasst von: T. Leifeld, Dr. R. Rau

Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung | Ausgabe 2/2008

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Zusammenfassung

Hintergrund und Zielsetzung

Das Public-Health-Programm „Gesunder Niederrhein gegen den Schlaganfall“ zielt seit seiner Auflegung im Jahre 2003 darauf ab, das Schlaganfallwissen in der Bevölkerung zu verbessern und dadurch die Prähospitalzeit bei Verdacht auf Schlaganfall zu senken. Erste Evaluationsergebnisse bestätigten, dass – neben der Aufklärung durch Massenmedien – der Ansatz der personalen Kommunikation verstärkt werden muss. Vertraute man hinsichtlich der Informationsverbreitung bisher auf die altbewährten Distributionswege (Auslagen in den Apotheken, bei niedergelassenen Ärzten, in den Krankenkassen etc.), galt es nunmehr, neue Wege für eine effiziente und effektive Informationsstrategie des öffentlichen Gesundheitswesens zu finden und deren Praktikabilität zu überprüfen.

Material und Methoden

Um eine durchschlagende und kostengünstige Informationskampagne zum Thema Schlaganfall in Form der personalen Kommunikation starten zu können, wurden zunächst hausinterne Distributionskanäle der Kreisverwaltung für eine entsprechende Informationsvermittlung nutzbar gemacht. Als publikumsintensive Dienststellen kristallisierten sich schnell die KFZ-Zulassungsstellen heraus. Die beiden Dienstleistungszentren wurden daher aufgefordert, bei jedem Kundenkontakt das sich selbst erklärende Faltblatt „Schlaganfall“ … “ein Notfall“ an die Bürger auszuhändigen.
Mit dem Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst (lögd) entwickelte die untere Gesundheitsbehörde (Fachbereich Gesundheitswesen) zum Themenfeld Schlaganfall eine Quizkarte im Postkartenformat. Als persönliche Kommunikatoren fungierte der Berufsstand der Frisöre. Als Motivation für eine rege Teilnahme waren Preise für die teilnehmenden Frisöre und Kunden ausgelobt. Über 380 Frisörbetriebe im Kreis Wesel wurden schriftlich eingeladen, als Multiplikatoren an diesem Projekt teilzunehmen. Als weiterer Projektbaustein wurden im November 2006 alle Unternehmen mit >50 Beschäftigten im Kreis Wesel mit der Bitte angeschrieben, die in deutscher und türkischer Sprache beigefügten Faltblätter mit Schlaganfallinformationen an ihre Mitarbeiter auszuhändigen.

Ergebnisse

Durch die vorgenannten Aktionen konnten rund 100.000 Faltblätter zum Themenkomplex Schlaganfall verbindlich und persönlich an Bürger des Kreises Wesel ausgehändigt werden. Ausgehend von einer Einwohnerzahl von rd. 490.000 konnte somit jeder 5. Bürger persönlich angesprochen werden. Schließt man sich der Auffassung an, dass jedes Faltblatt zumindest von einer weiteren Person gelesen wurde, sind ca. 200.000 Bürger im Kreisgebiet mit Informationen zum Thema Schlaganfall versorgt worden.

Diskussion und Ausblick

Der innovative Ansatz dieser Wissensvermittlung wird als Modell einer effektiven und kostengünstigen Vermittlung von Gesundheitsinformationen für die breite Öffentlichkeit angesehen. Alle Bestandteile dieser Aktion konnten mit einem „Low Budget“ bestritten und realisiert werden. Eine Tatsache, die der durchaus angespannten finanziellen Situation der Öffentlichen Hand Rechnung trägt.
Fußnoten
1
Der Kreis Wesel liegt am Niederrhein im grenznahen Bereich zu den Niederlanden (Euregio Rhein-Waal) im Nordwesten von NRW. Auf einer Fläche von 1042 km2 leben insgesamt rund 490.000 Einwohner in dem überwiegend ländlich geprägten Kreis. Er umfasst die Städte Dinslaken, Hamminkeln, Kamp-Lintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Voerde, Wesel und Xanten sowie die Gemeinden Alpen, Hünxe, Schermbeck und Sonsbeck (die kursiv gedruckten Städte machen rund 50% der Bevölkerung aus).
 
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Metadaten
Titel
Schlaganfallprävention
Neue Ansätze der Bevölkerungsansprache durch den öffentlichen Gesundheitsdienst
verfasst von
T. Leifeld
Dr. R. Rau
Publikationsdatum
01.05.2008
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Prävention und Gesundheitsförderung / Ausgabe 2/2008
Print ISSN: 1861-6755
Elektronische ISSN: 1861-6763
DOI
https://doi.org/10.1007/s11553-007-0086-9

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