Erschienen in:
19.09.2023 | Skoliose | Operative Techniken
Operative Therapie der kongenitalen Skoliosen
verfasst von:
PD Dr. Michael Ruf
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 1/2024
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Zusammenfassung
Operationsziel
Frühzeitige Korrektur der kongenitalen Skoliose mit möglichst geringer Funktionseinschränkung und möglichst geringem Wachstumsdefizit.
Indikationen
Kongenitale Skoliosen mit ausgeprägter Deformität, nachgewiesener Progredienz, signifikanten kompensatorischen Gegenkrümmungen und/oder Beeinträchtigung der Rumpfbalance. Seltener bei Kompression neuraler Strukturen oder Schmerzen durch sekundäre Degeneration.
Kontraindikationen
Keine absolute Kontraindikation.
Operationstechnik
Die Wirbelsäule im Apexbereich wird von dorsal dargestellt. Im Wachstumsalter darf das Periost nur im Bereich der geplanten Fusion tangiert werden. Bei Vorliegen eines Halbwirbels, der häufigsten Ursache einer kongenitalen Skoliose, werden Pedikelschrauben in die Nachbarwirbel eingebracht. Anschließend werden die dorsalen Anteile des Halbwirbels reseziert: Lamina, Gelenkfacetten, Pedikel, Querfortsatz. Im thorakalen Bereich werden auch das überzählige Rippenköpfchen und die proximale Rippe reseziert. Nach stumpfer Präparation der seitlichen und vorderen Begrenzung des Halbwirbels werden unter Schutz von Duralsack und Nervenwurzeln die an den Halbwirbel angrenzenden Bandscheiben und der Halbwirbelkörper entfernt. Die entstandene Lücke wird durch Kompression über die Instrumentation geschlossen, die Skoliose damit korrigiert. Bei Synostosierungen oder kontralateraler Barbildung wird auch die Konkavseite im Apexbereich dargestellt und der Bar durchtrennt bzw. die Synostosen osteotomiert.
Weiterbehandlung
Frühmobilisation am ersten postoperativen Tag, je nach Stabilität der Instrumentation ggf. Orthese für 12 Wochen. Regelmäßige Kontrollen bis zum Wachstumsabschluss.
Ergebnisse
Die dorsale Halbwirbelresektion mit transpedikulärer Instrumentation gilt mittlerweile als Standardtherapie der kongenitalen Skoliose. Eine Korrektur von 60–80 % wird erreicht. Bei zervikalen und lumbosakralen Halbwirbeln kann ein zusätzlicher ventraler Zugang erforderlich sein. Bei Synostosierungen, Barbildungen und Rippensynostosen können weitere Korrekturoperationen während des Wachstums erforderlich werden.