Erschienen in:
10.06.2021 | Substanzabusus | Übersichten
Evidenz zu aufsuchender Behandlung bei Menschen mit psychischen Störungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz – eine systematische Übersichtsarbeit
verfasst von:
Prof. Dr. Andreas Bechdolf, Felix Bühling-Schindowski, Konstantinos Nikolaidis, Martin Kleinschmidt, Stefan Weinmann, Johanna Baumgardt
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 5/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Akutbehandlung im häuslichen Umfeld (AHU) und intensiv-aufsuchende Behandlung (IAB) werden von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) aufgrund internationaler randomisierter Studien (RCTs) mit dem höchsten Evidenzgrad empfohlen. Die Übertragbarkeit internationaler Befunde auf die Versorgungssysteme in Deutschland, Österreich und der Schweiz könnte jedoch eingeschränkt sein, da sich nationale Gesundheitssysteme stark voneinander unterscheiden.
Ziel der Arbeit
Auswertung der Studienlage zu aufsuchenden psychiatrischen Behandlungsformen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie eine Diskussion der Ergebnisse im Kontext internationaler Befunde.
Material und Methoden
Systematische Literaturrecherche in der Datenbank PubMed zu klinischen Studien zu aufsuchenden Behandlungsformen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ergebnisse
Es konnten 19 Publikationen identifiziert werden, von denen sich 5 Publikationen zu 4 Studien mit insgesamt 2857 Patienten der AHU und 14 Publikationen zu 10 Studien mit insgesamt 3207 Patienten der IAB zuordnen ließen. In den Studien zu AHU zeigten sich positive Werte bez. stationärer Behandlungsdauer und Kosten zugunsten der AHU. In den Studien zu IAB zeigten sich im Vergleich zu den jeweiligen Kontrollbedingungen positive Werte bez. Symptomatik, Krankheitsschwere, Substanzmissbrauch, Funktionsniveau, Remission, Behandlungszufriedenheit, Lebensqualität, Kosten, Arbeits- und Wohnsituation.
Diskussion
Da die vorliegenden Studien hinsichtlich vieler Parameter auf eine Überlegenheit aufsuchender Behandlung hindeuten, gibt es keine Hinweise, dass international gut abgesicherte Befunde für Deutschland, Österreich und die Schweiz nicht gelten könnten. Zudem zeigte sich, dass mit je einer RCT für AHU und IAB ein Evidenzgrad von mindestens 1b für aufsuchende Behandlung in den fokussierten Versorgungssystemen vorliegt.