Erschienen in:
04.04.2022 | Verletzungen der Gefäße | Leitthema
Pulsdefizit bei kindlicher, suprakondylärer Humerusfraktur – immer ein Fall für die Gefäßchirurgie?
verfasst von:
Prof. Dr. Axel Larena-Avellanenda, Christian-Alexander Behrendt
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Eine Läsion der A. brachialis im Rahmen der suprakondylären Humerusfraktur (SKHF) ist eine der häufigsten Gefäßverletzungen beim Kind. Da nicht jede Klinik, die diese kindliche Fraktur behandelt, über eine Gefäßchirurgie verfügt, stellt sich im Alltag oft die Frage, wie man bei Verdacht auf Gefäßläsion vorgeht. In der (nicht mehr gültigen) S1 Leitlinie zur kindlichen SKHF wird bei fehlender Besserung nach geschlossener Reposition eine offene Freilegung empfohlen. Allerdings geht diese Leitlinie nicht auf das klinische Bild der Gefäßläsion ein. In der internationalen Literatur wird dagegen zwischen der „pink pulseless hand (PPH)“ und der „pale pulseless hand“ differenziert, mit unterschiedlichen Therapieoptionen. Offenbar kommt es bei einer PPH in bis zu 74 % der Fälle zu einer Pulsrückkehr innerhalb von 72 h, sodass hier keine generelle Gefäßfreilegung unmittelbar nach geschlossener Reposition empfohlen werden muss. Eine nächtliche notfallmäßige Verlegung wäre somit nur dann notwendig, wenn klinisch eine Ischämie vorliegt. Da die geschlossene Reposition hier nur in 1/3 der Fälle eine Rückkehr des Pulses bewirkt und eine Gefäßfreilegung unumgänglich wird, sollten diese Kinder bereits präoperativ in eine Einheit mit pädiatrischer Unfall- und Gefäßchirurgie verlegt werden. Wir schlagen einen praktischen Behandlungsalgorithmus vor, der auch die begleitende Gerinnungshemmung beinhaltet.