Erschienen in:
11.01.2023 | Aneurysmatische Knochenzyste | Leitthema
Medikamentöse Therapie benigner Knochenerkrankungen – eine Alternative zur Chirurgie?
verfasst von:
Tamara Bellin, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Kolja Freier, PD Dr. med. Dr. med. dent. Dominik Horn
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Benigne Knochenerkrankungen umfassen eine Vielzahl von Krankheitsbildern unterschiedlicher Ätiologie. Benigne ossäre Neubildungen können durch verdrängendes Wachstum und Änderung der ossären Morphologie zu einer Nervenkompression, Schwächung des Knochens oder zu Formveränderungen führen. Je nach Ätiologie sind entweder eine chirurgische Entfernung des Knochentumors und entsprechende Rekonstruktion oder symptomatisch orientierte modellierende Eingriffe notwendig. Die Weiterentwicklung in der molekularen onkologischen und antiresorptiven Therapie führt immer wieder zu Berichten über die Anwendung dieser medikamentösen Therapien bei alternativen Indikationen wie den benignen Knochenerkrankungen. Die Intention dieser Übersichtsarbeit ist es, potenzielle Anwendungsgebiete am Beispiel ausgesuchter relevanter Erkrankungen (Riesenzelltumor, fibröse Dysplasie, aneurysmatische Knochenzyste, Keratozyste, Ameloblastom) darzustellen und die durch wissenschaftliche Untersuchungen belastbare Evidenz zu werten. Bislang ist nur für den Riesenzelltumor eine medikamentöse Therapie mit Denosumab zugelassen. Denosumab wurde auch bei aneurysmatischen Knochenzysten und der fibrösen Dysplasie in Einzelfällen mit Erfolg angewandt. Beim Ameloblastom wurden nach Behandlung mit Dabrafenib (BRAF-Inhibitor) und bei Keratozysten (ehemals keratozystisch odontogener Tumor) mit Vismodegib (Hedgehog-Inhibitor) Berichte zu temporären Therapieerfolgen veröffentlicht. Bei raumfordernden benignen Knochenerkrankungen ist die ablative Chirurgie in Kombination mit modernen rekonstruktiven Verfahren die Therapie der Wahl. Medikamentöse Therapien bleiben aktuell auf therapierefraktäre Einzelfälle im Sinne eines individuellen Heilversuchs nach einem interdisziplinären Konferenzkonsens begrenzt.