Erschienen in:
11.04.2019 | Angiografie | Leitthema
Endoskopie, Angiographie, Chirurgie: Diagnostik- und Therapiealgorithmus bei Divertikelblutung
verfasst von:
Prof. Dr. W. Schwenk, FACS
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 8/2019
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Zusammenfassung
Divertikelblutungen stellen eine Komplikation der Divertikelerkrankung dar, die im Vergleich zur Divertikulitis in der Literatur vergleichsweise wenig Beachtung gefunden hat. Divertikelblutungen sind Ursache von etwa 20–50 % der unteren gastrointestinalen Blutungen und können in seltenen Fällen lebensbedrohlich verlaufen. Das Leitsymptom der Divertikelblutung ist die schmerzlose Hämatochezie und bei Verdacht auf Divertikelblutung sollte eine stationäre Diagnostik erfolgen. Interdisziplinäre Algorithmen zu Diagnostik und Therapie der Divertikelblutung sehen die Endoskopie bei akuten und chronisch rezidivierenden Ereignissen als Diagnostikum der ersten Wahl an. Bei fehlender endoskopischer Lokalisation der Blutungsquelle kann eine Angiographie oder CT-Angiographie erfolgen. Die Blutpoolszintigraphie wird nur bei rezidivierenden Blutungen ohne Lokalisation der Blutungsquelle eingesetzt. Bei der Therapie der Divertikelblutung muss beachtet werden, dass mehr als 90 % dieser Blutungen spontan sistieren. Dennoch besteht Einigkeit darüber, dass bei einer endoskopisch diagnostizierten aktiven Divertikelblutung ein sofortiger endoskopischer Blutstillungsversuch unternommen werden sollte. Alternative radiologische Blutstillungsverfahren sind nur selten erforderlich und ihre Komplikationen müssen beachtet werden. Bei nicht stillbarer schwerer Blutung oder schwerer Blutung ohne Lokalisation der Blutungsquelle kann in Ausnahmefälle die Laparotomie und notfallmäßige Kolektomie indiziert sein. Bei „sicherer“ und rezidivierend Hb-wirksamer Divertikelblutung kann die elektive Segmentresektion oder Kolektomie empfohlen werden. Die Vor- und Nachteile beider Operationskonzepte sollten mit dem Patienten ausführlich besprochen werden.