Erschienen in:
08.06.2023 | Hyperparathyreoidismus | Leitthema
Besonderheiten in Diagnostik und Therapie des hereditären primären Hyperparathyreoidismus
verfasst von:
PD Dr., FEBS Martina T. Mogl, Prof. Dr. Peter E. Goretzki
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 7/2023
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Zusammenfassung
Die hereditären Formen des primären Hyperparathyreoidismus (hpHPT) werden bei 2–10 % aller Patient:innen mit primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT) diagnostiziert. Sie treten vermehrt bei jüngeren Patienten vor dem 40. Lebensjahr, bei Persistenz und Rezidiven des pHPT und bei pHPT-Patient:innen mit einer Mehrdrüsenerkrankungen („multi-glandular disease“, MGD) auf. Die unterschiedlichen hpHPT-Erkrankungen können in vier syndromale (hPHPT verbunden mit Erkrankung andere Organsysteme) und vier nur auf die Nebenschilddrüsen begrenzte Erkrankungen eingeteilt werden. Etwa 40 % der hpHPT-Patient:innen leiden an einer multiplen endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN-1) oder weisen eine Keimbahnmutation des MEN-1-Gens auf. Insgesamt sind heute Keimbahnmutationen auf 13 unterschiedlichen Genen für hpHPT-Patient:innen nachgewiesen, die eine eindeutige Diagnose der Erkrankung ermöglichen. Eine klare Genotyp-Phänotyp-Korrelation besteht jedoch nicht, wenn auch der völlige Ausfall eines kodierten Proteins (z. B. „calcium sensing receptor“ durch Frame-shift-Mutationen) oft eine stärkere klinische Auswirkung zeigt als die nur verminderte Funktion desselben (z. B. durch Punkmutation). Da die verschiedenen hpHPT-Erkrankungen unterschiedliches therapeutisches Vorgehen verlangen, welches nicht der des sporadischen pHPT entspricht, ist die klare Definition der spezifischen hpHPT-Erkrankung immer anzustreben. Damit ist vor der Operation eines pHPT mit klinischem, biochemischem oder bildgebendem Verdacht auf einen hpHPT der genetische Nachweis oder Ausschluss des hpHPT erforderlich. Nur anhand der Klinik und der Ergebnisse aller o. g. Befunde lässt sich das differenzierte therapeutische Vorgehen beim hpHPT definieren.