Erschienen in:
30.06.2016 | Prostatakarzinom | Originalien
Was wissen Patienten mit einem Prostatakarzinom über das Rauchen?
Ergebnisse einer bizentrischen Fragebogenstudie (KRAUT-Studie)
verfasst von:
M. May, C. Gilfrich, P. Spachmann, O. Maurer, M. K. Dombrowski, H. M. Fritsche, M. Wöhr, S. Brookman-May, T. Karl, M. Schostak, M. Burger, S. Lebentrau
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 8/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Gemäß einer rezenten Metaanalyse weisen Patienten mit Prostatakarzinom (PCA) ganz unterschiedlicher Tumorstadien und Therapien eine um 24 % höhere PCA-spezifische Mortalität auf, sofern sie Zigarettenraucher sind. Der Einfluss des Zigarettenrauchens auf die Prognose scheint dosisabhängig zu sein. Es ist aktuell vollkommen unklar, inwieweit diese Erkenntnisse den Patienten erreichen und in welcher Qualität diesbezügliche ärztliche Aufklärungsgespräche erfolgen.
Fragestellungen
Es wurden drei Hypothesen formuliert: (1) der Kenntnisstand der PCA-Patienten über den Zusammenhang zwischen Tumorprognose und Zigarettenkonsum ist gering, (2) es erfolgte nur in seltenen Fällen eine klare ärztliche Empfehlung zum Raucherstopp, (3) es bestand ein direkter Zusammenhang zwischen dem Tumorstadium des PCA und dem Ausmaß des Zigarettenkonsums.
Material und Methoden
Es wurde ein Fragebogen mit 23 Items entwickelt und vor dem Studienstart an 25 uroonkologischen Patienten durch strukturierte Interviews validiert. Im Zeitraum September 2013 bis Dezember 2014 wurden dann an zwei Kliniken insgesamt 124 PCA-Patienten (Altersmedian 65 Jahre) in diese Fragebogenstudie eingeschlossen.
Ergebnisse
Die Studiengruppe bestand zu 43 % (n = 54), 39 % (n = 48) bzw. 18 % (n = 22) aus Nichtrauchern, Ex-Rauchern und aktive Rauchern. Aktive und ehemalige Raucher unterschieden sich nur insignifikant in der Zahl der Packyears (24,8 vs. 23,7 Jahre; p = 0,995). 56 % der Patienten hielten es für möglich, dass Zigarettenkonsum die PCA-spezifische Prognose beeinflusst. Da das aber auch signifikant jene Patienten waren, die im Rauchen fälschlicherweise eine Ursache der PCA-Entstehung vermuteten (p < 0,001), basieren die Patientenkenntnisse über die PCA-Prognose mutmaßlich nicht auf einem suffizienten Wissenserwerb. Zwei der 22 aktiven Raucher (9,1 %), 5 der 48 Ex-Raucher (10,4 %) und 2 der 54 Nichtraucher (3,7 %) hatten anamnestisch ein Aufklärungsgespräch mit einem Urologen über den Zusammenhang zwischen Zigarettenkonsum und PCA-Prognose erhalten (weitere 9,1 %, 4,2 % bzw. 3,7 % bekamen diese Information ausschließlich durch andere fachärztliche Kollegen). Lediglich einem der 22 aktiven Rauchern (4,5 %) wurde von hausärztlicher Seite Hilfsmittel zum Raucherstopp angeboten; von Urologen wurde in keinem Fall Unterstützung angeboten. Es bestand keine Assoziation zwischen der Raucheranamnese bzw. den Packyears und dem Tumorstadium des PCA.
Schlussfolgerungen
Die ärztliche Aufklärung über den Zusammenhang des Zigarettenrauchens mit der PCA-spezifischen Prognose kommt aktuell zu kurz. Die den neuen Erkenntnissen folgende Beratung der Patienten sollten die Urologen forcieren und somit ihren Stellenwert als primärer Partner zur Festlegung des PCA-Therapiemanagements festigen.