Hintergrund und Ziel der Arbeit
Reform des Psychotherapeutengesetzes
Kriterien zur Evidenzbewertung von psychotherapeutischen Verfahren
Das Methodenpapier des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie
Anwendungsbereich | ICD-10 | |
---|---|---|
Wissenschaftliche Anerkennung bei beiden Anwendungsbereichen | 1) Affektive Störungen | F3, F94.1, F53 |
2) Angststörungen und Zwangsstörungen | F40–F42, F93, F94.0 | |
Und entweder zusätzlich bei mindestens einem der Anwendungsbereiche | 3) Somatoforme Störungen und dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) | F44–F48 |
4) Abhängigkeiten und Missbrauch | F1, F55 | |
5) Persönlichkeitsstörungen und Verhaltensstörungen | F6 | |
Oder zusätzlich bei mindestens zwei der Anwendungsbereiche | 6) Anpassungsstörungen und Belastungsstörungen | F43 |
7) Essstörungen | F50 | |
8) Nichtorganische Schlafstörungen | F51 | |
9) Sexuelle Funktionsstörungen | F52 | |
10) Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Erkrankungen | F54 | |
11) Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen | F2 | |
12) Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen | F0 | |
13) Psychische und soziale Faktoren bei Intelligenzminderung und tiefgreifende Entwicklungsstörungen | F7, F84 | |
14) Hyperkinetische Störungen und Störungen des Sozialverhaltens | F90, F91, F94.2–F94.9 | |
18) Tic-Störungen und Stereotypien | F95, F98.4 |
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die Diagnosestellung mittels strukturierter klinischer Interviews (zum Beispiel Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV [SKID], Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen [DIPS]),
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die Verwendung reliabler und valider Messverfahren der primären Zielkriterien,
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der ausschließliche Einschluss von Patient:innen mit Störungen mit Krankheitswert (zum Beispiel Diagnosen anhand der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme [ICD] und des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders [DSM]), und
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dass der Durchschnitt aller Kriterien zur Bewertung der allgemeinen methodischen Qualität < 2,25 ist.
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ihre allgemeine methodische Qualität festgestellt worden sein,
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die Gruppenzuweisung bei ausreichender Stichprobengröße (n > 30/Gruppe) randomisiert oder parallelisiert erfolgt sein und
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der Durchschnitt aller Kriterien zur Bewertung der internen Validität (unter anderem Kriterien zur Spezifizierung sowie zur validen Erfassung von Ein- und Ausschlusskriterien, operationale Definition der Interventionen und Kontrollgruppen, Manualtreue/Treatment-Integrität) < 2,25 sein.
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die Studie eine ausreichende allgemeine methodische Qualität aufweist,
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eine Reihe von Kriterien einen Mittelwert < 2,25 aufweist, unter anderem in Bezug auf die Art der Rekrutierung (bestenfalls durch gängige klinische Routinen), die klinische Repräsentativität der Intervention hinsichtlich Vorgehen und Dauer und die Qualifikation der Behandler:innen (bestenfalls praktizierende Kliniker:innen, kein spezifisches Training für die Studie).
Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie zur psychodynamischen Psychotherapie bei Erwachsenen
Kritik am Methodenpapier des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie
Internationale Kriterien für evidenzbasierte Psychotherapie nach Chambless et al.
Well-established | |
I | Mindestens 2 gut angelegte Studien mit „between-group design“ belegen die Wirksamkeit a) Überlegenheit (aufgrund statistischer Signifikanz) gegenüber Kontrollgruppe (wirksam) oder Placebo bzw. einer anderen Behandlung (wirksam und spezifisch) b) Gleiche Wirksamkeit wie etablierte Behandlung in Studien mit ausreichender Power (ca. n = 30/Gruppe) |
Oder | |
II | Groß angelegte Serie von Einzelfallstudien (n > 9) zum Nachweis der Wirksamkeit a) Verwendung guter Versuchspläne b) Vergleich der Intervention mit einer anderen Behandlung (siehe Ia) |
Weitere Kriterien für I und II | |
III | Die psychologische Behandlung muss auf Grundlage eines Manuals durchgeführt werden |
IV | Stichprobencharakteristika müssen klar spezifiziert werden |
V | Die Wirksamkeit musst von mindestens 2 unabhängigen Arbeitsgruppen nachgewiesen worden sein |
Probably efficacious | |
I | Zwei Studien belegen die Überlegenheit (aufgrund statistischer Signifikanz) gegenüber einer Wartelistenkontrollgruppe |
Oder | |
II | Eine oder mehrere Studien, die alle Kriterien für „well-established“ mit Ausnahme von V (Nachweis durch unabhängige Arbeitsgruppen) erfüllen |
Oder | |
III | Kleine Serie von Einzelfallstudien (n > 3), die die Kriterien II, III, IV für „well-established“ erfüllen |
Evidenzbasierung der psychodynamischen Psychotherapie nach den Kriterien von Chambless et al.
Kritik an den Kriterien von Chambless et al.
Bereich | Kritik | Änderungsvorschlag |
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Bedenken bezüglich der Stärke der Behandlungseffekte | Unzureichende Berücksichtigung von Null- oder Negativbefunden | Fokus auf systematische Reviews statt Einzelstudien |
Verlass auf statistische statt auf klinische Signifikanz | Unterscheidung der Stärke der Behandlungseffekte und Stärke der Evidenz | |
Unzureichende Berücksichtigung langfristiger Ergebnisse | Zusätzliche Berücksichtigung der klinischen Signifikanz | |
Potenziell signifikante Variabilität in Studienqualität | Zusätzliche Berücksichtigung der langfristigen Wirksamkeit | |
Bedenken bezüglich der Relevanz der Ergebnisse | Überwiegender Fokus auf Symptomreduktion | Zusätzliche Berücksichtigung von Wohlbefinden, Lebensqualität und Funktionsniveau |
Unzureichende Berücksichtigung von „effectiveness“ | Förderung der Generalisierbarkeit von Forschungsergebnissen | |
Bedenken bezüglich unklarer aktiver Behandlungsbestandteile und Manualen für Diagnosen | Auflistung von Behandlungspaketen | Fokus auf empirisch fundierte Wirkmechanismen |
Schwerpunkt auf spezifische Diagnosen | Fokus auf Syndrome/Mechanismen der Psychopathologie |
Internationale Kriterien für evidenzbasierte Psychotherapie nach Tolin et al.
Evidenzbasierung der psychodynamischen Psychotherapie nach den Kriterien von Tolin et al.
Störung | PDT vs. KG | PDT vs. andere Therapie | |
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Post-Test | Follow-up | ||
Depressionen | g = −0,58 (95 %-KI: −0,33 bis −0,83), p < 0,001, k = 12 | g = −0,01 (95 %-KI: −0,34 – 0,32), p = 0,944, k = 20 | g = −0,01 (95 %-KI: −0,31 – 0,29), p = 0,942, k = 10 |
Angst- und Traumastörungen | |||
Kernsymptomatik | g = −0,94 (95 %-KI: −1,55 bis−0,33), p = 0,009, k = 7 | g = −0,01 (95 %-KI: −0,21 – 0,20), p = 0,945, k = 15 | g = 0,08 (95 %-KI: −0,25 – 0,42), p = 0,582, k = 10 |
Remission | – | Log odds ratio = 0,12 (95 %-KI: −0,76 – 0,99), p = 0,761, k = 8 | – |
Persönlichkeitsstörungen | |||
Kernsymptomatik | g = −0,63 (95 %-KI: −0,87 bis −0,41), p = 0,002, k = 5 | g = 0,05 (95 %-KI: −0,25 – 0,35), p = 0,708, k = 7 | g = 0,00 (95 %-KI: −0,48 – 0,49), p = 0,996 |
Suizidalität | g = 0,79 (95 %-KI: 0,20 – 1,38), p = 0,021, k = 5 | – | – |
Allgemeine psychische Symptome | g = −0,47 (95 %-KI: −0,69 bis −0,25), p = 0,001, k = 9 | g = 0,00 (95 %-KI: −0,22 – 0,23), p = 0,983, k = 7 | g = −0,14 (95 %-KI: −0,43 – 0,16), p = 0,267, k = 5 |
Interpersonelle Probleme | g = −1,25 (95 %-KI: −3,22 – 0,71), p = 0,111, k = 3a | g = −0,05 (95 %-KI: −0,20 – 0,12), p = 0,439, k = 4 | g = −0,17 (95 %-KI: −0,42 – 0,08), p = 0,136, k = 5 |
Funktionsniveau | g = −0,66 (95 %-KI: −1,01 bis −0,32), p = 0,003, k = 7 | g = 0,12 (95 %-KI: −0,12 – 0,36), p = 0,202, k = 4 | – |