Erschienen in:
09.03.2023 | Roux-Y-Anastomose | Leitthema
Aktuelle Evidenz zur Schlingenlänge bei intestinalen Bypassverfahren
verfasst von:
Dr. Lena Seidemann, Dr. Yusef Moulla, Prof. Dr. Arne Dietrich
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 6/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Intestinale Bypassverfahren erfreuen sich aufgrund langfristig guter Gewichtsreduktion und der Kontrolle metabolischer Komorbiditäten großer Beliebtheit. Die Wahl der Dünndarmschlingenlängen hat sowohl einen großen Einfluss auf die positiven als auch auf die negativen Effekte des gewählten Verfahrens, ist jedoch weder national noch international standardisiert.
Fragestellung
Es soll eine Übersicht über die aktuelle Evidenz bezüglich der verschiedenen intestinalen Bypassverfahren und des Einflusses der gewählten Schlingenlängen auf gewünschte und unerwünschte postoperative Ergebnisse gegeben werden. Als Ausgangsbasis betrachten wir die Empfehlungen der International Federation for the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders (IFSO) zur Standardisierung adipositaschirugischer und metabolischer Operationen von 2019.
Material und Methoden
Es erfolgte eine Auswertung und Diskussion der aktuellen Literatur bezüglich vergleichender Studien zu unterschiedlichen Schlingenlängen beim Roux-Y-Magenbypass, Ein-Anastomosen-Magenbypass, duodenoilealem Single-Anastomosen Bypass mit Schlauchmagen und der biliopankreatischen Diversion (mit Duodenalswitch).
Ergebnisse
Aufgrund der heterogenen Studienlage und interindividueller Unterschiede der Gesamtdünndarmlänge beim Menschen ist es schwierig, definitive Empfehlungen bezüglich zu wählender Schlingenlängen zu geben. Je länger die biliopankreatische Schlinge bzw. je kürzer der „Common Channel“ (CC), desto höher ist das Risiko einer (schwerwiegenden) Malnutrition. Als gesichert kann angenommen werden, dass zur Vermeidung dieser die biliopankreatische Schlinge nicht länger als 200 cm bzw. der CC eine Länge von mindestens 200 cm aufweisen sollte.
Schlussfolgerungen
Bei den nach der deutschen S3-Leitlinie empfohlenen Bypässen handelt es sich um sichere Verfahren mit guten Langzeitergebnissen. Im Rahmen der Nachsorge muss der Ernährungsstatus von Patient:innen nach intestinalem Bypassverfahren langfristig nachkontrolliert werden, um eine Mangelernährung möglichst vor einer klinischen Manifestation zu entdecken.