Erschienen in:
01.10.2013 | Leitthema
Der Kaiserschnitt – vielleicht der Geburtsmodus des 21. Jahrhunderts
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. M. Langer
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 10/2013
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Zusammenfassung
Zum globalen Anstieg der Sectiorate tragen Faktoren aus mehreren Bereichen bei: Medizin, Demographie und Veränderungen der Arzt-Patientinnen-Beziehung. Der im Wesentlichen kulturelle, nichtbiologische Charakter dieser Faktoren erklärt, warum die Kampagnen zur Senkung der Sectiorate erfolglos bleiben mussten. Zur Nomenklatur wird vorgeschlagen, einen Kaiserschnitt dann als Sectio auf Wunsch der Schwangeren zu bezeichnen, wenn er nach unauffälliger Schwangerschaft mit eutrophem Kind in Schädellage nach der 38. Schwangerschaftswoche stattfindet. Zustand nach Sectio oder nach traumatisierender Geburt sollten als Indikationen anerkannt, der Begriff „tocophobia“ wegen seiner abwertenden, pathologisierenden Konnotationen nicht verwendet werden. Die Sectiofrequenz sollte keinen Qualitätsindikator für eine Abteilung oder ein nationales Gesundheitssystem darstellen. Nachdem die Spontangeburt zwar ein natürlicher, aber kein ungefährlicher Vorgang ist, sollte über die typischen Risken einer Spontangeburt vergleichend zur Sectio aufgeklärt werden. Die Sectio kann dann als Geburtsmodus des 21. Jahrhunderts bezeichnet werden, wenn der Patientenaufklärung große Bedeutung zugestanden wird. Die Gruppe von jungen Schwangeren mit Wunsch nach mehreren Kindern, bei denen vor allem Informationsmangel und Ängste vor Schmerzen zum Sectiowunsch führten, stellt eine Zielgruppe für eine intensive Aufklärung vor. Ferner ist auf eine Verringerung der Mehrlingsrate nach IvF hinzuarbeiten.