Erschienen in:
06.11.2020 | Angst | Originalarbeit
Globale Ängste und der Umgang mit gemeinsamer Bedrohung
verfasst von:
Prof. Dr. med. Michael Ermann
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Mit dem raschen Wandel, der zunehmenden Verunsicherung und den realen Bedrohungen unserer Zeit entstehen Ängste vor Zerstörung, Vernichtung und Verlust der Existenz. Sie werden hier als globale Ängste beschrieben. Sie haben ihre Wurzeln in der äußeren Realität. In der Psychoanalyse betreffen sie beide – Patient und Psychotherapeut – in gleicher Weise. Daraus ergibt sich in der Behandlung die spezielle Aufgabe, die gemeinsame Betroffenheit anzuerkennen und besonders zu würdigen und zugleich eine Differenzierung zwischen realer und irrationaler Angst zu fördern. Diese Aufgaben erfordern besondere Aufmerksamkeit für die Eigenübertragung des Analytikers und seine eigenen Widerstände, zumeist in Form der Verleugnung der persönlichen Betroffenheit. Diese anzuerkennen und zu teilen, schafft die Voraussetzung dafür, dass er von seinen Patienten als Container für diese Ängste verwendet werden und ihre Mentalisierung und Integration fördern kann.