Erschienen in:
17.11.2023 | Geriatrische Notfallmedizin | Notfallmedizin
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen als Ursache unspezifischer Symptome bei Patienten in der zentralen Notaufnahme
verfasst von:
Benjamin J. Hellinger, Yvonne Remane, Thilo Bertsche, André Gries
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei einem großen Anteil der Patienten, die zentralen Notfallaufnahme (ZNA) zugeführt werden, ist das initiale Leitsymptom unspezifisch. Eine mögliche Ursache hierfür können gerade bei älteren Patienten unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) der häufig vorhandenen Polypharmazie sein.
Ziel der Arbeit
Veranschaulichung von UAW-Inzidenzen, der betroffenen Patientenklientel, inklusive Risikofaktoren, sowie von Arzneimittelklassen, deren UAW zu unspezifischen Symptomen führen können. Empfehlungen für die Praxis zum Management von UAW in der ZNA.
Material und Methode
Darstellung der pharmakologischen Grundlagen zu UAW, Statistiken der Pharmakovigilanzzentren sowie Originalliteratur unter Einbezug von Erfahrungen aus der klinischen Praxis und eigenen Projekten.
Ergebnisse
Bei 10 % der Patienten mit unspezifischen Symptomen ist eine UAW für die ZNA-Vorstellung verantwortlich. In 60 % der Fälle werden diese nicht korrekt erkannt. Eine geringe Anzahl an Arzneimittelklassen ist für die meisten dieser Zuweisungen verantwortlich. Zur Verbesserung der UAW-Identifikation und des UAW-Managements stehen Datenbanken, Risikostratifizierungen, klinische Pharmazeuten oder „clinical decision support systems“ zur Verfügung. Eine flächendeckende Anwendung dieser Möglichkeiten findet in deutschen Notaufnahmen bisher nicht statt.
Schlussfolgerungen
Eine korrekte Identifikation von UAW bei Patienten mit unspezifischen Symptomen in der ZNA ist notwendig, um die adäquate Therapie einleiten zu können. Häufig werden die UAW übersehen, da Prozesse und Tools zur Identifizierung und zum Management von UAW in der ZNA nicht angewendet werden. Bei Risikopatienten in der ZNA sollte der Fokus auf die Arzneimittelanamnese gelegt werden, idealerweise unter Berücksichtigung patientenindividueller Risikofaktoren und bestimmter Arzneimittelklassen.