Erschienen in:
01.03.2009 | Originalien
Neuromonitoring und Neuroprotektion in der Kardioanästhesie
Bundesweite Umfrage des Arbeitskreises Kardioanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V.
verfasst von:
Dr. G. Erdös, D.E.A.A., I. Tzanova, U. Schirmer, J. Ender
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 3/2009
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Zusammenfassung
Fragestellung
Primäres Ziel dieser in deutschen kardioanästhesiologischen Abteilungen durchgeführten Umfrage war, die aktuelle Praxis von Neuromonitoring und Neuroprotektion zu erheben.
Methodik
Zwischen Oktober 2007 und Januar 2008 wurden hierzu Daten mithilfe eines 26 Punkte umfassenden, anonymisierten Fragebogens erhoben. Ermittelt wurden: präoperative Evaluation der hirnversorgenden Arterien, intraoperatives Neuromonitoring, zerebroprotektive Maßnahmen, Perfusionsmanagement während extrakorporaler Zirkulation, postoperative Erhebung des neurologischen Status und Aus-/Weiterbildung im zerebralen Monitoring.
Ergebnisse
55% der Fragebögen wurden mit folgenden Angaben beantwortet: präoperative Duplexsonographie der Hirngefäße in 90% der Kliniken; intraoperatives Neuromonitoring mithilfe der Elektroenzephalographie (EEG; 60%) bei Typ-A-Dissektionen (38,1%), bei elektiven Operationen an der thorakalen bzw. thorakoabdominellen Aorta (34,1% resp. 31,6%) und in der Karotischirurgie (43,2%), weiterhin Einsatz der Nahinfrarotspektroskopie (40%), Ableitung evozierter Potenziale (30%) und transkranielle Dopplersonographie (17,5%). Auch kombinierte Verfahren wurden angewandt. Während Bypass-, Klappen und minimal-invasiven Operationen erfolgt meistens kein Monitoring des Zentralnervensystems. Zur Zerebroprotektion werden die Kühlung des Patienten an Herz-Lungen-Maschine (HLM; 100%), externe Kühlung des Kopfes (65%), Gabe von Kortikosteroiden (58%), Barbituraten (50%) und Antiepileptika (10%) eingesetzt. Als neuroprotektive Anästhesieverfahren gelten Inhalationsanästhesie (32,5%; Favorit: Sevofluran 76,5%) und total intravenöse Anästhesie (20%; Favoriten: Propofol und Barbiturate mit je 46,2%). Standardmäßig kühlen 72,5% der Krankenhäuser die Patienten bei Operationen mit Herz-Kreislauf-Stillstand, 37,5% bei allen Operationen mit HLM. Unter normothermen Bedingungen entspricht in 84,6% der Kliniken der HLM-Fluss dem errechneten Herzzeitvolumen (HZV), der anzustrebende mittlere arterielle Druck (MAP) liegt bei 60–70 mmHg (43,9%) bzw. 50–60 mmHg (41,5%). Bei einer Körpertemperatur unter 18°C wird der HLM-Fluss unter das errechnete HZV gesenkt (70%), während in 27% der Kliniken normotherme Flussraten gefahren werden. Der bevorzugte MAP unter Hypothermie liegt zwischen 50 und 60 mmHg (59%). Intraoperatives Neuromonitoring wird im Narkoseprotokoll (77%) dokumentiert. Postoperativ wird der neurologische Status in 42,5% der Kliniken durch individuelle Einschätzung des Anästhesisten (77,5%) erhoben. Fortbildungen zum Thema Neuromonitoring werden in 32,5% der Kliniken regelmäßig organisiert, in 37,5% dem Arzt selbst überlassen.
Schlussfolgerung
Das kardioanästhesiologische Vorgehen in Deutschland ist im Bereich Neuromonitoring und neuroprotektive Therapie nicht standardisiert. Ein „multimodales Neuromonitoring“ wäre wünschenswert.