Skip to main content

Open Access 2023 | Open Access | Buch

Buchtitelbild

Pflege-Report 2023

Versorgungsqualität von Langzeitgepflegten

herausgegeben von: Antje Schwinger, Adelheid Kuhlmey, Stefan Greß, Jürgen Klauber, Klaus Jacobs

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Fragen der Versorgungsqualität gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für die pflegerische Versorgung. Der Pflege-Report, der jährlich in Buchform und als Open-Access-Publikation erscheint, beleuchtet im Schwerpunkt 2023 die Versorgungsqualität von Langzeitgepflegten. Bereits im Jahr 2018 stand das Thema „Qualität in der Langzeitpflege“ im Fokus des Pflege-Reports. Viel ist seither geschehen: Die gesetzliche Qualitätssicherung in der Pflege wurde grundlegend reformiert, die Pandemie hat als „Brennglas“ insbesondere im Pflegeheim erhebliche Defizite aufgezeigt. Die Wirkungen unzureichender Personalausstattung, Qualifikation und interprofessioneller Zusammenarbeit treten immer deutlicher zutage. Diese Entwicklungen sind Anlass genug, die Themen Versorgungsqualität und Qualitätssicherung bei Langzeitgepflegten im Pflege-Report aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und aktuelle Entwicklungen einer kritischen Würdigung zu unterziehen.

Zudem präsentiert der Pflege-Report empirische Analysen zur Pflegebedürftigkeit in Deutschland sowie zur Inanspruchnahme verschiedener Pflegeformen. Ein besonderer Fokus gilt der gesundheitlichen Versorgung in der ambulanten Pflege und im Pflegeheim.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Qualitätsmessung im Kontext Langzeitpflege

Frontmatter

Open Access

1. Der Qualitätsatlas Pflege: Raumbezogene Qualitätsmessung bei Pflegeheimbewohnenden mittels QCare-Indikatoren
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Geographische Analysen zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung bzw. ausgewählter Subgruppen finden sich in zunehmendem Maße. Die raumbezogene Betrachtung von Pflegebedürftigen und ihren medizinischen und pflegerischen Leistungsinanspruchnahmen ist demgegenüber ein sehr wenig beforschtes Feld in Deutschland. Gleichzeitig weisen nicht erst seit gestern Studienbefunde der pflegebezogenen Versorgungsforschung auf deutliche regionale Unterschiede in der Versorgung und ihrer Qualität von Langzeitgepflegten hin. Der vorliegende Beitrag greift diesen Bedarf auf und stellt den „Qualitätsatlas Pflege“ vor, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) online zur Verfügung gestellt wird. Auf Basis der routinedatenbasierten QCare – Qualitätsindikatoren für die Pflege
Susann Behrendt, Chrysanthi Tsiasioti, Tanyel Özdes, Kathrin Jürchott, Felipe Argüello Guerra, Jürgen Klauber, Antje Schwinger

Open Access

2. Möglichkeiten der Qualitätsmessung anhand von Routinedaten in der ambulanten Pflege
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Versorgung in der eigenen häuslichen Umgebung ist für viele pflegebedürftige Menschen von großer Bedeutung. Neben Angehörigen spielen ambulante Pflegedienste eine zunehmend wichtige Rolle für die Gewährleistung der häuslichen Versorgung. Ein Viertel der zu Hause betreuten pflegebedürftigen Menschen wird gemeinsam mit oder vollständig durch einen ambulanten Pflegedienst versorgt. Die Themen Qualität und Qualitätsentwicklung und -sicherung der ambulanten pflegerischen Versorgung sind daher zunehmend Gegenstand pflegefachlicher und politischer Diskussionen. Eine Möglichkeit zur Messung von Versorgungsqualität ist die Nutzung von Routinedaten von Kranken- bzw. Pflegekassen. Für die stationäre Langzeitpflege liegen bereits Ansätze für die Qualitätsmessung mittels Routinedaten vor. Für die ambulante Pflege gibt es diesbezüglich noch keine Überlegungen. Im Rahmen einer Forschungsarbeit wurde nun die generelle Nutzbarkeit von Routinedaten auch für die ambulante Pflege untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass eine Reihe von qualitätsrelevanten Versorgungsaspekten in der ambulanten Pflege anhand von Routinedaten operationalisierbar ist. Die Mehrzahl der identifizierten Versorgungsaspekte ist jedoch nicht über Routinedaten abbildbar. Hierfür wären, vor allem für den Regelungsbereich des SGB XI, grundlegende Anpassungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen erforderlich.
Kathrin Wehner

Open Access

3. Forschung für mehr Qualität in der Versorgung von Pflegebedürftigen: Ein deskriptiver Blick auf die Förderprogramme in SGB V und SGB XI
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Angesicht der demographischen Entwicklung und der wachsenden Herausforderungen der Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Pflege rückt die Versorgung von dauerhaft pflegebedürftigen Menschen immer mehr auch in das versorgungswissenschaftliche Blickfeld. Begünstigt wird dies durch zahlreiche Förderprogramme für wissenschaftliche Projekte auf Bundesebene bzw. auf Ebene der Selbstverwaltung. Allerdings nimmt mit jeder Förderbekanntmachung nicht nur die Anzahl der Projekte, sondern auch die Komplexität und Vielgestaltigkeit des Projektspektrums zu. Damit steigt das Risiko, dass potenzielle Synergieeffekte der Erkenntnisse auf dem Weg zu einer besseren Versorgung von Pflegebedürftigen verloren gehen bzw. überhaupt nicht erkannt werden.
Ziel des Beitrags ist es, zunächst das Förderspektrum, die pflegerelevanten Versorgungsthemen und das Forschungsinteresse der letzten acht Jahre in deskriptiv-analytischer Perspektive, d. h. auch quantitativ abzubilden. Dabei sollen die Schwerpunktsetzungen der Forschungsförderung und damit auch die Kernelemente der wissenschaftlichen und versorgungspolitischen Auseinandersetzung identifiziert werden, wenn und soweit sie sich mit der Verbesserung der Versorgung von dauerhaft Pflegebedürftigen beschäftigen.
Gerald Willms, Susann Behrendt, Felipe Argüello Guerra, Constance Stegbauer

Instrumente und Maßnahmen der Qualitätssicherung und -entwicklung

Frontmatter

Open Access

4. Gesetzliche Qualitätssicherung in der vollstationären Langzeitpflege – historische Entwicklung und Perspektiven
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die gesetzliche Qualitätssicherung in der vollstationären Langzeitpflege hat sich seit Einführung der Pflegeversicherung erheblich gewandelt. Seit 2019 ist ein neues Qualitätssicherungssystem in Kraft, das externe und interne Qualitätssicherung miteinander verknüpfen soll. Die Ergebnisse der externen Prüfungen durch die Prüfdienste sowie die auf Eigenerhebung der Einrichtungen basierenden Indikatoren zu pflegerischen Versorgungszuständen gehen in die öffentliche Berichterstattung ein. Dies ist grundsätzlich als sinnvolle Weiterentwicklung des Systems zu werten mit dem Ziel, Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schaffen und relevantes Wissen in das interne Qualitätsmanagement rückzukoppeln. Die Antwort auf die Frage, wie gut dieses Ziel mit dem neuen System erreicht wird, steht bisher aus. Ermöglicht die neue Qualitätssicherung in der stationären Langzeitpflege eine zuverlässige Bewertung der Einrichtungen? Befähigt sie die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen, wie gesetzlich vorgegeben Pflegeheime auf Basis für sie verständlicher prüf- und indikatorbasierter Kennzahlen für ihre Zwecke zu vergleichen? Evaluation und Weiterentwicklung des Systems sind geboten und die institutionelle Verankerung der Evaluations- und Weiterentwicklungsprozesse ist zu diskutieren.
Antje Schwinger, Susann Behrendt

Open Access

5. Ergebnisse und Empfehlungen aus der Pilotierung des neuen Qualitätsprüfungsverfahrens für die ambulante Pflege
Zusammenfassung
Mit der Pflegereform zur Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs (Pflegestärkungsgesetz II) wurde auch die Entwicklung und Einführung neuer Verfahren zur Prüfung und Darstellung der Qualität von Pflegeeinrichtungen beschlossen. Das neue Prüfverfahren für stationäre Pflegeeinrichtungen ist seit Herbst 2019 in Kraft, wogegen die Qualität ambulanter Pflegedienste bislang noch nach den in ihren Verfahrensgrundzügen seit 2016 geltenden Qualitätsprüfungsrichtlinien (QPR) geprüft wird.
Ein Grund für das zeitliche Auseinanderfallen der Einführung der neuen Verfahren in beiden Sektoren dürfte in der nur für den ambulanten Bereich gesetzlich vorgesehenen Pflicht zur Pilotierung der neu entwickelten Instrumente und Verfahren bestehen (§ 113b Abs. 4 Nr. 3 SGB XI). Die von den Vertragsparteien mit der Entwicklung der neuen Verfahren beauftragten wissenschaftlichen Einrichtungen haben ihren Abschlussbericht 2018 vorgelegt (Büscher et al. 2018). Im Anschluss daran wurde von Juli 2019 bis Mai 2020 eine umfangreiche Pilotierungsstudie durchgeführt, deren Ergebnisse seit Anfang 2021 auf der Website des Qualitätsausschusses Pflege publiziert sind (Haaß et al. 2021). Der Qualitätsausschuss nimmt eine gründliche Würdigung der Pilotierungsergebnisse sowie ggf. eine Überarbeitung der Verfahren und Instrumente vor, was u. U. die Einführung des neuen Verfahrens verzögert, aber im Sinne der gesetzlich vorgesehenen „Sicherstellung der Wissenschaftlichkeit“ (§ 113b Abs. 4 Satz 1 SGB XI) ist.
Hans-Dieter Nolting, Friederike A. Haaß, Thorsten Tisch

Open Access

6. Public Reporting der Qualität der Leistung der Langzeitpflege
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert die öffentliche Berichterstattung (Public Reporting) von Indikatoren relevanter Versorgungsaspekte in Pflegeeinrichtungen als mögliche Strategie zur Qualitätsverbesserung durch Transparenz. Am Beispiel der anhaltend hohen und änderungsresistenten Verordnungsraten von Antipsychotika in deutschen Pflegeheimen werden internationale Ansätze entsprechender Qualitätsberichterstattung vorgestellt. Aber auch wenn Public Reporting Potenzial verspricht, scheinen komplexe Maßnahmenpakete erforderlich zu sein. Um Unsicherheiten im Hinblick auf wirksames und sicheres Public Reporting zu überwinden, müssen prospektive Evaluationen erfolgen, die mehrdimensionale Ergebnisparameter und unbeabsichtigte Wirkungen berücksichtigen.
We discuss Public Reporting of indicators relevant for the long-term care of older people as strategy to improve quality through transparency. The constantly high prescription rate of antipsychotics in German nursing homes is taken as an example to introduce international approaches of Public Reporting. Even though Public Reporting seems to be promising, more complex interventions comprising further components of quality improvement are likely to be more effective. To overcome uncertainties regarding the effectiveness and safety of Public Reporting, prospective evaluations assessing multidimenisonal outcomes and adverse effects should be carried out.
Gabriele Meyer, Almuth Berg

Open Access

7. Angehörigenbefragung in der stationären Langzeitpflege
Zusammenfassung
Im Jahr 2019 entwickelte das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (DIP) im Auftrag der Weissen Liste, einer Transparenzinitiative der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit Patienten- und Verbraucherverbänden, eine Angehörigenbefragung für Einrichtungen der vollstationären Langzeitpflege. Mit dem Instrument soll die Qualitätsberichterstattung in der Pflege um die Perspektive der Betroffenen erweitert werden. Zur Unterstützung der konzeptionellen Entwicklung konnte die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Stadt Hamburg (heute Sozialbehörde) als begleitender Kooperationspartner gewonnen werden. Die Stadt Hamburg hat im 2018 novellierten Hamburgischen Wohn- und Betreuungsqualitätsgesetz die jährliche Durchführung und Veröffentlichung einer einrichtungsbezogenen Angehörigenbefragung zum Zwecke der Qualitätsberichterstattung und Verbraucherinformation verankert.
Johannes Strotbek, Daniel Tucman

Open Access

8. Infektionsschutz und Impfsurveillance in der Langzeitpflege
Zusammenfassung
Die Steigerung der Lebenserwartung und der damit wachsende Anteil an Personen hohen Alters hat in den letzten Jahren in Deutschland zu einem zunehmenden Anteil an pflegebedürftigen Menschen geführt (Statistisches Bundesamt 2022). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beträgt die Anzahl der Pflegebedürftigen derzeit ca. 4,1 Mio, wobei mit rund 80 % der überwiegende Anteil zu Hause, entweder durch Angehörige (51,3 %) oder ambulante Pflege- und Betreuungsdienste (23,8 %) bzw. eine Kombination von beidem, versorgt wird, während die anderen 20 % vollstationär in einem der 15.000 Alten- und Pflegeheime untergebracht sind (Statistisches Bundesamt 2020, 2022).
Insbesondere die Bewohnenden dieser Einrichtungen gehören zu den Hochrisikogruppen für einen schweren oder tödlichen Verlauf von Infektionskrankheiten wie Covid-19. Der Vulnerabilität liegen verschiedene Faktoren zugrunde, wie Gebrechlichkeit und Immunschwäche sowie Komorbiditäten, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Demenz. In Altenheimen leben darüber hinaus auch besonders häufig hochaltrige Personen ab 80 Jahren, die z. B. in Kombination mit einer Demenzerkrankung zwei wesentliche Risikofaktoren für einen tödlichen Covid-19-Verlauf vereinen (España et al. 2021).
Dunja Said, Muna Abu Sin, Arina Zanuzdana, Birgitta Schweickert, Tim Eckmanns

Open Access

9. Auswirkungen des ordnungspolitischen Rahmens der Pflegeversicherung auf die Qualität der pflegerischen Versorgung
Zusammenfassung
Der ordnungspolitische Rahmen der Pflegeversicherung ist seit der Einführung dieses jüngsten Systems der Sozialversicherung im Jahr 1995 trotz einer Vielzahl von Reformen in den Grundzügen vergleichsweise stabil. Daran ändern auch die jüngsten Reformbemühungen des Gesetzgebers im Rahmen des Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes (PUEG) nichts (Sitte et al. 2023). Als Konsequenz wirken die ordnungspolitischen Grundsatzentscheidungen bei der Einführung der Pflegeversicherung bis in die Gegenwart und bestimmen demzufolge bis heute die Reformagenden (Greß und Jesberger 2022). In deren Mittelpunkt steht in den letzten Jahren die Finanzierbarkeit der pflegerischen Versorgung aus Sicht der Kostenträger, der Pflegebedürftigen und der Anbieter. Die Versichertengemeinschaft muss steigende Kosten mit steigenden Beitragssätzen finanzieren. Gleichzeitig nimmt die Belastung der Sozialhilfeträger durch steigende Eigenanteile der Pflegebedürftigen, die selbst zunehmend finanziell überfordert sind, zu. Nach aktuellen Berechnungen werden die Ausgaben für die Hilfe zur Pflege von rund 2,5 Mrd. Euro im Jahr 2022 auf rund 4 Mrd. Euro im Jahr 2026 steigen (Rothgang et al. 2023). Diese weitgehend ungelösten Probleme im Hinblick auf die Finanzierbarkeit pflegerischer Leistungen sind demzufolge für die aktuelle pflegepolitische Debatte hoch relevant – stehen aber nicht im Vordergrund dieses Beitrags.
Stefan Greß, Christian Jesberger

Qualitätsentwicklung in informellen Pflegesettings

Frontmatter

Open Access

10. Diskussion um Qualitätssicherung neuer Wohnformen dringender denn je
Zusammenfassung
Die Wohn- und Versorgungslandschaft für Pflegebedürftige hat sich in den vergangenen 30 Jahren sehr ausdifferenziert und es hat sich ein breites Spektrum an besonderen „neuen“ Wohnformen entwickelt. Aber nicht nur die Entwicklungen lassen sich in diesem Marktsegment aktuell nicht genau einschätzen, auch welche Bedeutung sie für die aktuelle Versorgungslandschaft Pflegebedürftiger haben, ist umstritten. „Neue“ Wohnformen bewegen sich zwischen den beiden klassischen Wohnsettings „Heim“ und „Häuslichkeit“ und versuchen als hybride Wohnformen, die schwer zu vereinbarenden Anforderungen nach Autonomie (Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Selbstverantwortung, Personalität) und Sicherheit (Versorgungssicherheit, [Für-]Sorge) neu auszubalancieren. Sie rücken die Achtung der Autonomie auch bei schwerstem Pflegebedarf ins Zentrum und organisieren Sicherheit für eine autonome Lebensgestaltung durch Befähigung und in gemeinsamer Verantwortung. Sie stehen damit für eine neue Verantwortungskultur in der Pflege- und Sorgearbeit. Qualitätssicherung bei neuen Wohnformen muss diese Besonderheit berücksichtigen. Zwar sind neue Wohnformen bereits heute mit einer Vielzahl ordnungs-, leistungs- und leistungserbringerrechtlichen Qualitätsanforderungen konfrontiert, es fehlen jedoch Qualitätsprüfverfahren zu den spezifischen Besonderheiten neuer Wohnformen. 2019 wurde im Auftrag der Vertragsparteien nach § 113 SGB XI auf der Grundlage der Anforderungen aus dem Dritten Pflegestärkungsgesetz (PSG III) ein Qualitätssicherungskonzept für neue Wohnformen entwickelt. Es enthält erste Konturen zur Qualitätssicherung der Besonderheiten in neuen Wohnformen, die einer weiteren Konkretisierung bedarf. Angesichts der enormen Herausforderungen in den klassischen Wohnsettings sind neue Konzepte gefragt. Eine Diskussion über die besondere Qualität neuer Wohnformen und deren Möglichkeiten der Umsetzung durch entsprechende Rahmenbedingungen ist daher dringender denn je.
Ursula Kremer-Preiß, Karin Wolf-Ostermann

Open Access

11. Fokus Häusliche Pflege – der Ansatz der subjektorientierten Qualitätssicherung
Zusammenfassung
Die Diskussion um die Qualität professioneller Pflegeangebote begleitet die Pflegeversicherung seit ihren Anfängen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer wettbewerblichen Ausrichtung. Die Frage, welche Qualität ambulante, teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen und -dienste erbringen können und sollen und wie sichergestellt werden kann, dass sie es auch tatsächlich tun, bestimmt seit mehr als einem Vierteljahrhundert die Qualitätsdiskussion.
Nicht Gegenstand der Qualitätsdiskussion war der Bereich der pflegerischen Langzeitversorgung, der bereits vor der Pflegeversicherung den größten Teil dieser Versorgung ausgemacht hat: die häusliche Pflege durch die An- und Zugehörigen pflegebedürftiger Menschen – aber auch Alleinstehender. Seit 1999 weist die Pflegestatistik verlässlich aus, dass die größte Gruppe der Leistungsempfängerinnen und -empfänger der Pflegeversicherung aus denjenigen besteht, die sich für die Geldleistung nach § 37 SGB XI entschieden haben. Dies bedeutet, dass sie einen Geldbetrag erhalten und die Pflege zu Hause im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst organisieren. Mit dem Bezug der Geldleistung gehen sie die Verpflichtung ein, je nach Pflegegrad zwei- oder viermal im Jahr einen Beratungsbesuch nach § 37 Abs. 3 SGB XI durch einen ambulanten Pflegedienst oder eine anerkannte Beratungsstelle zu erhalten. Abgesehen von dieser verpflichtenden Unterstützung bleiben diese Pflegearrangements sich selbst überlassen.
Andreas Büscher, Thomas Klie

Personal und Qualität in der Langzeitpflege

Frontmatter

Open Access

12. Die Bedeutung und Herausforderungen der Weiterbildung für die Langzeitpflege
Zusammenfassung
Betriebliche Weiterbildung hat in allen beruflichen Handlungsfeldern sowohl für die Betriebe als auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine hohe und weiter steigende Bedeutung. „Deutschland hat sich im Rahmen der EU-2030-Strategie das Ziel gesetzt, die Weiterbildungsbeteiligung auf einen Wert von 65 % zu steigern“ (Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2022, S. 14). Die „Nationale Weiterbildungsstrategie. Gemeinsam für ein Jahrzehnt der Weiterbildung – Aufbruch in die Weiterbildungsrepublik“ wurde 2019 verabschiedet und befindet sich aktuell in der Umsetzung. Ziele sind u. a. die „Fortentwicklung des Weiterbildungssystems“ und die „Stärkung der Weiterbildungskultur“, um die „digitale, demografische und ökologische Transformation zu gestalten“ (Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2022, S. 4). Insbesondere vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkraftmangels in vielen Arbeitsbereichen ist die Weiterbildung ein wichtiger Weg, um personellen Engpässen, den weitgreifenden Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und den Veränderungen bzw. der Weiterentwicklung in den jeweiligen Arbeitsfeldern zu begegnen.
Astrid Elsbernd, Laura Hahn

Open Access

13. Interprofessionelle Zusammenarbeit für mehr Qualität in der Langzeitpflege
Zusammenfassung
Die Versorgungsanforderungen in Deutschland machen die interprofessionelle Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe jetzt und in Zukunft notwendig, um eine patientenzentrierte Versorgung sicherzustellen. Interprofessionelle Zusammenarbeit wird unter anderem aufgrund der Versorgungsanforderungen und der sogenannten „Megatrends“ in der Gesellschaft immer relevanter (WHO 2010). Zu diesen gehört der demographische Wandel hin zu einer Bevölkerung mit einem größeren Anteil betagter und hochbetagter Menschen. Der epidemiologische Wandel, der ein verändertes Krankheitsspektrum hin zu chronisch und/oder multimorbid Erkrankten erkennbar werden lässt, führt ebenfalls dazu, dass eine Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe notwendig ist, da diese Personengruppen oftmals komplex und langfristig erkranken und Leistungen verschiedener Akteure des Versorgungssystems benötigen (Wissenschaftsrat 2012). Hinzu kommt, dass der wissenschaftliche Fortschritt zu einem Wissenszuwachs in allen Gesundheitsberufen führt. Dieser macht den Austausch zwischen den Professionen notwendig, damit Versorgungsprozesse aufeinander abgestimmt bzw. miteinander erfolgen können. Gleichzeitig stellt sich die Herausforderung des Fachkräftemangels in den Pflege- und Gesundheitsberufen. Eine der zentralen Aufgaben ist es, die Gesundheitsberufe auf diese Herausforderungen und sich verändernden Gegebenheiten in der Versorgung vorzubereiten und sie entsprechend zu qualifizieren (Wissenschaftsrat 2012; Wissenschaftsrat 2022).
Ronja Behrend, Katharina Scheel

Open Access

14. Primärqualifizierende Pflegestudiengänge im Überblick
Deskriptive Analysen einer Vollerhebung und Rapid Review des patientenbezogenen Mehrwertes akademisierter Pflegender
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Der akademische Bildungsweg für Pflegende wird durch das Pflegeberufegesetz erstmals als weiterer Regelfall neben der generalistischen Pflegeausbildung vorgesehen. In der pflegewissenschaftlichen Forschung liegen eine steigende Anzahl an Studien vor, die empirische Belege dafür liefern, dass sich ein höheres Bildungsniveau der Pflegenden insgesamt positiv auf die Versorgungsqualität auswirkt. Wie jedoch kann dieser Mehrwert operationalisiert und gemessen werden? Wie gestaltet sich die Einführungsphase der neuen Studiengänge in Deutschland? Welche Rahmenbedingungen finden die Studierenden vor? Und welche Einsatzbereiche sind für akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen denkbar? Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragestellungen wurde (a) 2022 eine Sondererhebung des BIBB-Pflegepanels zur aktuellen Situation der Hochschulen durchgeführt. Zudem wurde (b) ein Rapid Review zum Thema „Patientenbezogener Mehrwert des Einsatzes von Pflegefachpersonen mit akademischer Ausbildung“ ausgearbeitet.
Zwischen Januar 2022 und April 2022 fand eine bundesweite Querschnittbefragung unter Hochschulen mit primärqualifizierenden Pflegestudiengängen statt. Dies geschah im Rahmen des BIBB-Pflegepanels, eines nach § 60 Pflegeberufe-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflAPrV) neu etablierten Monitorings zur Pflegebildung nach dem Pflegeberufegesetz in Deutschland. Zur Untersuchung des patientenbezogenen Mehrwerts akademisch ausgebildeter Pflegender wurde ein systematisches Rapid Review durchgeführt.
Michael Meng, Claudia Hofrath, Miriam Peters, Lucas Hamel, Bettina Klein, Lena Dorin

Daten und Analysen

Frontmatter

Open Access

15. Pflegebedürftigkeit in Deutschland
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Der Beitrag liefert ein ausführliches Bild zum Stand der Pflegebedürftigkeit und der gesundheitlichen Versorgung der Pflegebedürftigen in Deutschland. Die Analysen basieren auf GKV-standardisierten AOK-Daten. Sie zeigen Prävalenz, Verläufe und Versorgungsformen der Pflege sowie Kennzahlen zur gesundheitlichen Versorgung der Pflegebedürftigen. Im Fokus stehen die Inanspruchnahme von ärztlichen und stationären Leistungen, Polymedikation und Verordnungen von PRISCUS-Wirkstoffen und Psychopharmaka. Die Ergebnisse werden der Versorgung der Nicht-Pflegebedürftigen gleichen Alters gegenübergestellt und differenziert nach Schwere der Pflegebedürftigkeit und Versorgungssetting ausgewiesen.
The article provides empirical insights on the scope and state of long″​=term care services in Germany. This includes health service provision for persons in need of care. The article lays out key figures regarding the prevalence, pathways and forms of care based on standardised AOK statutory health insurance data. An additional focus lies on the use of outpatient and inpatient health care services as well as on polypharmacy and prescriptions of PRISCUS medication and psychotropic drugs. Findings are contrasted with data on members of the same age group who are not in need of care and discussed in relation to the severity of the need of care and the care provision setting.
Sören Matzk, Chrysanthi Tsiasioti, Susann Behrendt, Kathrin Jürchott, Felipe Argüello Guerra, Antje Schwinger
Backmatter
Metadaten
Titel
Pflege-Report 2023
herausgegeben von
Antje Schwinger
Adelheid Kuhlmey
Stefan Greß
Jürgen Klauber
Klaus Jacobs
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-67669-1
Print ISBN
978-3-662-67668-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-67669-1