Erschienen in:
08.01.2021 | Kolposkopie | Gynäkologie aktuell
Biopsien im Zervixkarzinomscreening: Wert und Wirkung
verfasst von:
Dr. Peter Ziemke, Katrin Marquardt
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Algorithmen der neuen deutschen Krebsfrüherkennungs-Richtlinie für das Zervixkarzinom bestimmen die Kolposkopie mit Biopsie als zentrales Abklärungsinstrument. Eine Analyse der bisherigen bioptischen Diagnostik kann Hinweise auf die Effektivität des Abklärungsprocedere geben.
Methoden
Nach konsekutiver Erfassung aller Frauen mit auffälligen zytologischen plattenepithelialen Befunden 2014–2016 in einer Praxis für Pathologie wurde der weitere Verlauf der 875 Frauen mit Biopsien untersucht. Der histologische Biopsiebefund wurde auf Übereinstimmung mit dem Ergebnis einer direkt folgenden oder später erfolgten Exzision geprüft.
Ergebnisse
Für Biopsien direkt vor einer Exzision (n = 334) beträgt das Cohen’s-κ-Maß 0,42 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,32–0,53). Die 1:1-Übereinstimmung steigt mit dem histologischen Schweregrad des Biopsie-Befundes (Negativ 20,8 %, CIN1 42,9 %, CIN2 53,3 %, CIN3 84,9 %). Die Unterbewertung verhält sich umgekehrt (Negativ 79,2 %, CIN1 57,1 %, CIN2 35,0 %, CIN3 2,1 %). Die Überbewertung zeigt für alle Schweregrade ein ähnliches Niveau und beträgt insgesamt 11,7 %. Für die 198 Frauen mit später erfolgter Therapie (durchschnittlich 15,2 Monate) liegt das κ‑Maß bei 0,099 (95 %-KI 0,02–0,18). Die Progressionsrate beträgt insgesamt 62,6 %, Persistenz findet sich in 30,8 %.
Schlussfolgerungen
Die nur moderate Übereinstimmung der histologischen Biopsiediagnose mit der Exzisionsdiagnose erfordert vor einer Entscheidung zum individuellen Procedere die Klärung von Differenzen zum zytologischen Befund. Für eine effektive Abklärungsdiagnostik ist eine hohe Qualität aller beteiligten Disziplinen – Zytologie, Kolposkopie, Histologie – erforderlich.