Pädiater legen bei Fallwert und Umsatz zu

Für Pädiater sind die vergangenen Jahre wirtschaftlich durchaus erfolgreich gewesen: Die Jahresumsätze kratzen im Schnitt beinahe an der Marke von 300.000 Euro. Viele Pädiater müssen aber auch kräftig das Hamsterrad drehen, um den zunehmenden Patientenansturm zu bewältigen. Seit 2006 ist der durchschnittliche GKV-Umsatz von Pädiatern in jedem Jahr um rund 8000 Euro angewachsen. Bezogen auf den Zeitraum 2014 bis 2018 waren es im Schnitt sogar rund 9400 Euro pro Jahr. Mit 283 000 Euro Umsatz haben die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte im Jahr 2018 damit rund 100 000 Euro mehr an Umsatz generieren können als noch 2006. Allerdings stehen dieser Honorarsteigerung auch spürbar gestiegene Praxiskosten gegenüber. Das ist die Honorarbilanz, die Dr. Reinhard Bartezky, Vorsitzender des Honorarausschusses im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), für das Berichtsjahr 2018 erstellt hat. Mit diesem Zahlenwerk ist der BVKJ den Veröffentlichungen der KBV oder des ZI stets um etwa zwei Jahre voraus. 50 Fälle mehr als im Vorjahr So lassen sich sehr frühzeitig Entwicklungen ablesen, die auch aktuelle Einflüsse berücksichtigen und für die einzelnen KV-Bereiche bedeutend sein können. Beispiel Fallzahlen: Erneut sind die diese bei den Kinder- und Jugendärzten im Jahr 2018 im Schnitt um 50 Patienten auf jetzt 4460 (2017: 4410 und 2016: 4350) angewachsen. Zum Vergleich: 2006 lag die Jahresfallzahl im Schnitt erst bei 4118. Die Kinder- und Jugendärzte haben also über zwölf Jahre hinweg im Schnitt pro anno 28 Patienten mehr behandelt. Bartezky hält dies gerade in jüngster Zeit für „besonders bemerkenswert“, zumal immer mehr Pädiater im Angestelltenverhältnis arbeiten und außerdem auch der Anteil der Teilerwerbspraxen stetig wächst. Hinzu komme eine zunehmende Anzahl von Sitzen, „die in die Hände von Kapitalgesellschaften geraten.“ All diese Faktoren müssten eigentlich geringere Scheinzahlen zur Folge haben. Wenn die Fallzahlen nun jedoch trotzdem zunehmen, bedeute dies angesichts der Honorardeckelung in den meisten KV-Regionen nichts anderes, als dass die „ganz normal“ arbeitenden Pädiater „umso mehr im Hamsterrad stehen.“ Steigende Fallzahlen sind aber keine Selbstläufer. So weist Bartezky ausdrücklich darauf hin, dass es im erstem 3. Quartal 2018 – wahrscheinlich aufgrund des extrem heißen Sommers – erstmals wieder zu einem Rückgang der Fallzahlen im Vergleich zum 3. Quartal 2017 gekommen ist. Und vom Fallzahlenboom profitieren zudem nicht alle Kinder- und Jugendärzte. So ist es in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg 2018 im Vergleich zum Vorjahr zu einem Rückgang der Fallzahlen gekommen. Diese liegen 2018 aber auch dort immer noch deutlich höher als 2016. Besonders erfreulich für die Fachgruppe ist, dass trotz mancher Honorardeckelung und trotz der tendenziell eindeutig zunehmenden Fallzahlen auch die Fallwerte 2018 weiter zugelegt haben. Auch die Fallwerte gehen hoch Nach Darstellung Bartezkys kann dieser Anstieg um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr primär mit einer weiter steigenden Leistungsmenge pro Patient erklärt werden. So liegt der Pädiater-Fallwert 2018 durchschnittlich bei 64,12 Euro (2017: 62,77 Euro). Gegenüber 2014, als der durchschnittliche Fallwert unter den pädiatrischen Vertragsärzten noch 57,44 Euro betrug, konnten die Pädiater somit den Wert um mehr als 6,50 Euro in fünf Jahren verbessern. Es ist bemerkenswert, dass die Fallzahlen weiter steigen, zumal immer mehr Pädiater als Angestellte arbeiten. Das müsste normalerweise geringere Scheinzahlen zur Folge haben. Reinhard Bartezky, Vorsitzender des Honorarausschusses im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Diese Steigerungsraten, die auch eine Erhöhung des Umsatzes um 2,7 Prozent 2018 im Vergleich zu 2017 einschließt, müssen zu einem nicht unerheblichen Teil dafür aufgebracht werden, die gestiegenen Praxiskosten zu kompensieren: So hätten sich 2018 die Gewerbemieten im Schnitt um 1,8 Prozent verteuert, die Inflation betrug 1,8 Prozent. Hinzu kommen desweiteren die MFA-Gehälter, die im Berichtsjahr durchschnittlich um 2,5 Prozent gestiegen seien. Weitere Umsatzquellen Doch Umsätze generieren auch die Pädiater nicht nur mit jungen GKV-Patienten: Mit privatversicherten Kindern und Jugendlichen, die – leicht rückläufig – 2018 rund 10,4 Prozent der Behandelten ausmachten, erwirtschaftete die Fachgruppe 16,3 Prozent des Gesamtumsatzes. Eine immer größere Bedeutung kommt laut Bartezky inzwischen den Selektivverträgen zu. Die Umsätze daraus stiegen von 2013 (unter 20 Millionen Euro) auf zuletzt über 90 Millionen Euro. Umsätze aus regionalen Selektivverträgen seien dabei doppelt so hoch wie aus bundesweit abgeschlossenen Verträgen. Und die bundesweiten Verträge mit Krankenkassen stagnierten derzeit weiter. Ähnlich wie bei den Hausärzten stammt der größte Teil der selektivvertraglichen Erlöse aus dem Vollversorgungsvertrag in Baden-Württemberg. Bartezky sieht daher künftig die große Herausforderung für seine Fachgruppe darin, weitere Vollversorgungsverträge nach dem Vorbild Baden-Württemberg abzuschließen. Ob EBM, GOÄ oder UV-GOÄ: Alle Abrechnungsziffern in einer Datenbank – mit Ausschlüssen, hilfreichen Kommentaren und passenden Urteilen – das bietet Ihnen der neue Service von SpringerMedizin.de. Informieren Sie sich hier. Empfehlung der Redaktion Ärzte Zeitung Logo 05.12.2018 | Link Ärzte Zeitung Dieser Beitrag stammt aus der Feder unserer Kollegen der Ärzte Zeitung. Noch mehr Beiträge zu Gesundheits- und Berufspolitik, aber auch zu Praxisthemen wie Abrechnung und Recht finden Sie bei Ärzte Zeitung Online.

Springer Medizin

Pädiater legen bei Fallwert und Umsatz zu

Abrechnung: Die aktuellen Änderungen im Blick

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Abrechnung: Die aktuellen Änderungen im Blick