Prof. Heusch: „Wir wissen durchaus, was wir können“

Exklusiv im Gespräch mit Prof. Dr. Gerd Heusch, DirektordesInstitutsfür Pathophysiologie, Zentrum für Innere Medizin am Universitätsklinikum Essen, erfuhren wir Neues zur Zusammenarbeit zwischen amerikanischen und deutschen Kardiologen. Die deutsche und amerikanische Kardiologie haben gemeinsame Wurzeln, erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Namen Bruno Kisch und Franz Maximilian Groedel, zwei deutsche Kardiologen, die sowohl die DGK als auch die ACC mitbegründet haben. Jetzt erfolgte eine formale Annäherung beider Gesellschaften durch die Gründung eines gemeinsamen Chapters. Prof. Gerd Heusch, Düsseldorf, hat uns darüber im Rahmen der ACC-Jahrestagung in New Orleans informiert. Prof. Dr. Gerd Heusch, Universitätsklinikum Essen × Die Kardiologen in Deutschland und den USA streben gewissermaßen eine engere strategische Allianz an, ist das nur eine hehre Vision? Heusch: Ganz und gar nicht, wir haben tatsächlich diese Zusammenarbeit vor einigen Wochen institutionalisieren können, und zwar in der Form, dass diejenigen Mitglieder der DGK, die gleichzeitig auch Fellows des ACC (FACC) sind, ein gemeinsames Chapter der ACC und eine Arbeitsgruppe der DGK bilden. Was hat man unter einem Chapter zu verstehen? Heusch: Das American College of Cardiology (ACC) ist in Chapter gegliedert, sie entsprechen jeweils einem Bundesstaat, während die DGK als Untergliederung ihre Arbeitsgruppen hat. Dieses neue "Hydridgebilde" ist demnach sowohl ein Chapter des ACC als auch eine Arbeitsgruppe der DGK. Es ist gewissermaßen in der Verfassung beider Gesellschaften verankert. Damit gibt es eine formal institutionalisierte Zusammenarbeit, die doch sehr eng geworden ist. Von deutscher Seite ist Prof. Christoph Bode, Freiburg, der "Wagenlenker". Welche Pläne sind geschmiedet? Heusch: Zunächst wollen wir die bisher schon existierende, aber eher lose gemeinsame Organisation von Symposien auf den Jahrestagungen beider Gesellschaften fortführen, diese Aktivität wird jetzt in festere Formen gegossen: Jedes Jahr eine gemeinsame Sitzung sowohl im Rahmen der DGK-Jahrestagung in Mannheim als auch am jeweiligen Tagungsort des ACC, sie wird unter Federführung dieses Chapters gemeinsam gestaltet. Die DGK hat auch einen Vertrag unterzeichnet, der festschreibt, dass alle Gewinne aus den gemeinsamen Aktionen in Form von Ausbildungs- und Reisestipendien jungen Kardiologen zufließen soll, sie sollen damit den Besuch der Jahrestagung des Chapter-Partners finanzieren können. Freche Frage: Wer braucht wen am dringendsten: Die Deutschen die Amerikaner oder umgekehrt? Heusch: Wirklich eine freche Frage, aber natürlich brauchen die Amerikaner uns viel dringender als wir sie. Wie kommen Sie zu dieser Ansicht? Heusch: Als jemand, der auf beiden Seiten gearbeitet hat, teile ich die unkritische Bessereinschätzung der Amerikaner keineswegs, dort wird auch nur mit Wasser gekocht und es gibt viele Dinge, wo Europa und besonders auch Deutschland gegenüber den Amerikanern einen Vorsprung hat. Denken Sie z. B. aktuell an die perkutane Aortenklappen-Implantation (TAVI). Präsentiert sich das Chapter bereits hier in New Orleans auf der Jahrestagung des ACC? Heusch: Wir hatten am Montag eine gemeinsame Sitzung zum Vorhofflimmern. Die Amerikaner interessieren sich sehr für unser Vorhofflimmer-Netzwerk. Die Professoren Meinertz, Hamburg, und Brachmann, Cobuirg, haben die deutsche Seite repräsentiert. Wird es auch eine Angleichung der Leitlinien beider Länder geben? Heusch: Da bin ich eher skeptisch. Sicher wird man darüber diskutieren, aber die Gesundheitssysteme und die Zulassungsbestimmungen für neue Substanzen sind so unterschiedlich, dass kurzfristig keine totale Angleichung zu erwarten ist. Das Interview führte Dr. Jochen Aumiller. Weiterführende Links: Mehr zur Transkatheter-Aortenklappen-Implantation finden Sie hier. Weitere Beiträge zum ACC 2011 lesen Sie in unserem Kongressdossier. Die Berichterstattung vom ACC 2010 finden Sie hier.

Springer Medizin

Prof. Heusch: „Wir wissen durchaus, was wir können“

Neu im Fachgebiet Kardiologie

Niedriger diastolischer Blutdruck erhöht Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen

Therapiestart mit Blutdrucksenkern erhöht Frakturrisiko

Adipositas-Medikament auch gegen Schlafapnoe wirksam

Komplette Revaskularisation bei Infarkt: Neue Studie setzt ein Fragezeichen

Update Kardiologie