Akutes Nierenversagen: Bessere Prognose durch RAS-Hemmer?

Die Behandlung mit einem ACE-Hemmer oder einem AT1-Antagonisten könnte nach einem akuten Nierenversagen die Mortalität senken, scheint aber nicht ohne Risiken zu sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Akutes Nierenversagen ist eine häufige Komplikation bei stationären Patienten, die nicht nur die Entstehung von chronischen und terminalen Nierenschäden begünstigt, sondern auch das Sterberisiko langfristig erhöht. Da ACE-Hemmer und AT1-Rezeptorblocker (ARB) in der Lage sind, bei chronischer Niereninsuffizienz kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle zu verhindern, wurde nun in einer retrospektiven Studie in der kanadischen Provinz Alberta untersucht, was die beiden RAS-Hemmstoffe bei akuten Nierenschäden ausrichten können. Die Ergebnisse sind zweischneidig: Zwar war die Mortalität niedriger, die Rate renaler Komplikationen jedoch höher als ohne eine solche Therapie. Von mehr als 46.000 Patienten (mittleres Alter 68 Jahre), bei denen zwischen 2008 und 2015 während eines Krankenhausaufenthalts ein akutes Nierenversagen aufgetreten war, hatten 48,0% in den sechs Monaten nach Klinikentlassung einen ACE-Hemmer oder einen ARB rezeptiert bekommen, jeder Siebte als Neuverordnung. 9456 dieser Patienten wurden für die Studie mit 9456 ähnlichen Patienten ohne ACE-Hemmer- und ohne ARB-Therapie verglichen. Ein akutes Nierenversagen war definiert als Anstieg des Serumkreatinins um mindestens 50% während des stationären Aufenthalts oder um 0,3 mg/dl innerhalb von 48 Stunden und/oder Dialysepflichtigkeit. Mehr stationäre Einweisungen wegen Nierenkomplikationen In der Nachbeobachtungszeit von mindestens zwei Jahren waren in der ACE-Hemmer/ARB-Gruppe 39,9% der Patienten gestorben, in der Kontrollgruppe dagegen 50,5%. Nach Adjustierung zahlreicher Störfaktoren, etwa frühere RAS-Hemmer-Therapie, initiale Nierenfunktion und Begleiterkrankungen, entsprach dies einem um 15% und damit signifikant niedrigeren Sterberisiko in der Therapiegruppe. Das adjustierte Risiko, aufgrund von renalen Ursachen – vor allem wegen akuten Nierenversagens oder Hyperkaliämie – erneut stationär aufgenommen zu werden, war dagegen in der Therapiegruppe um 28% höher als bei den Vergleichspatienten. Vorteil bei späterem Start der RAS-Hemmer-Therapie Die Effekte bei der Mortalität wie auch bei den renalen Komplikationen waren unabhängig davon, ob eine Therapie mit einem ACE-Hemmer oder ARB nach dem Index-Krankenhausaufenthalt wieder aufgenommen oder neu begonnen worden war. Allerdings könnte der Zeitpunkt, zu dem ein ACE-Hemmer oder ARB wieder oder erstmals eingesetzt wird, die Überlebenserwartung beeinflussen: Bei einem Beginn innerhalb von 90 Tagen nach der stationären Behandlung war die Mortalität um 15% höher als bei einem späteren Start innerhalb des untersuchten 6-Monats-Fensters. Auf das Risiko einer Nierenschädigung hatte ein früherer Therapiebeginn – entgegen vorhandener Befürchtungen – jedoch keinen nachteiligen Einfluss. "Sorgfältiges Monitoring von Nierenproblemen nötig" „ACE-Hemmer oder ARB können bei Patienten mit akutem Nierenversagen die Prognose nach der Entlassung verbessern“, lautet das Fazit der Studienautoren um Sandeep Brar von der Universität Toronto. Sie warnen allerdings auch, dass eine solche Therapie „ein sorgfältiges Monitoring nierenspezifischer Komplikationen“ erfordere. Wegen der beobachteten Mortalitätsunterschiede in Abhängigkeit vom Beginn der ACE-Hemmer-/ARB-Therapie sei es aber „möglicherweise besser“, nach einem akuten Nierenversagen 90 Tage damit zu warten. Da es sich bei der Studie um eine retrospektive Untersuchung handelt und einige wichtige Parameter wie Blutdruck, Urinausscheidung, Ernährungsstatus nicht verfügbar waren, ist es notwendig, die Ergebnisse unter den Bedingungen einer randomisierten Studie zu überprüfen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann die Behandlung mit einem ACE-Hemmer oder einem AT1-Rezeptorblocker (ARB) die Prognose von Patienten verbessern, die im Krankenhaus ein akutes Nierenversagen erlitten haben? Antwort: In einer Kohortenstudie war die Therapie mit einer niedrigeren Mortalität verbunden. Die Rate an Krankenhausaufnahmen wegen Nierenkomplikationen war jedoch erhöht. Bedeutung: Die Behandlung mit ACE-Hemmer oder ARB bessert möglicherweise die Prognose nach der Entlassung. Sie erfordert aber eine sorgfältige Überwachung der Nierenfunktion. Einschränkung: Retrospektive Studie; relevante Risikofaktoren teilweise nicht bekannt.

Springer Medizin

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