Das hilft bei Erdnussallergie

Die Erdnussallergie ist selten, dennoch ist sie der häufigste Auslöser für tödliche allergische Reaktionen. Um so wichtiger ist es, sie rechtzeitig zu erkennen. Wie das geht, erklärt Professor Knut Schäkel von der Allergieambulanz des Uniklinikums Heidelberg im Video-Interview mit springermedizin.de. Verglichen mit anderen Allergien ist die Erdnussallergie eher selten. Etwa ein Prozent der diagnostizierten Allergien entfällt in der Heidelberger Allergieambulanz auf die kleine Nuss. Trotzdem ist die Diagnose einer Erdnussallergie für den Betroffenen sehr wichtig, denn eine Erdnussallergie kann tödlich verlaufen, wie Schäkel im Video-Interview mit springermedizin.de erläutert. Und die Gefahr lauert im Verborgenen: "Die Erdnuss wird ja nicht täglich verzehrt. Versteckt im Salat oder in einer Soße kann es plötzlich und überraschend zu einer Exposition kommen." Kreuzallergie mit Birkenpollen In der Diagnostik der Erdnussallergie setzt Schäkel auf die Anamnese. "Wir müssen wissen, welche Reaktionen in der Vergangenheit auftraten und ungefähr bei welcher Menge." Anschließend folgt ein Pricktest mit dem nativen Nahrungsmittel, um die Sensibilisierung nachzuweisen. Fällt der Pricktest positiv aus, handelt es sich zu 35 Prozent um eine Erdnussallergie. Aber nicht jede Reaktion auf Erdnüsse ist mit einer Allergie gleichzusetzen. Patienten, die eigentlich eine Birkenpollenallergie haben, können ebenfalls auf Erdnüsse reagieren. Ursache ist eine Kreuzreaktion zwischen dem Pollenallergen Bet v 1 und dem Erdnussprotein Ara h 8. Durch den Nachweis spezifischer IgE-Antikörper lassen sich die genuine Sensibilisierung und die Kreuzreaktion unterscheiden. Deutet der Antikörper-Nachweis auf eine Birkenpollen-assoziierte Kreuzreaktion hin, bedarf es keiner oralen Provokation. Zeigen sich hingegen Antikörper gegen Ara h 2, ist die orale Provokation wesentlich. Sie sollte allerdings mit Bedacht erfolgen: "Es ist wichtig, dass wir im unteren Grammbereich anfangen und das titriert machen. Ansonsten ist das zu gefährlich", sagt Schäkel. Niedergelassene in der Diagnostik-Kette Mit der Diagnostik der Erdnussallergie kann bereits der niedergelassene Arzt beginnen. Der Pricktest ist einfach und kostengünstig. Und auch die RAST-Bestimmungen spezifischer IgE muss nicht erst in der Ambulanz stattfinden. Selbst Einzelkomponenten für die molekulare Diagnostik lassen sich anfordern. Die orale Nahrungsmittelprovokation sollte aber nicht ambulant erfolgen, rät Schäkel. Mit Omalizumab "wie weggefegt" So gut sich die Erdnussallergie heute diagnostizieren lässt, so schlecht lässt sie sich behandeln. Trotz vielversprechender Ansätze mit einer Immuntherapie, existiert für die Allgemeinheit bisher keine Therapie. Über die positive Wirkung des monoklonalen Antikörpers Omalizumab bei Erdnussallergikern berichtet Schäkel aus eigenen Erfahrungen: "Der Nutzen ist nur temporär." Das Mittel der Wahl ist daher die Karenz und eine umfassende Aufklärung. "Das Wichtige ist die Aufklärung (...) und dass klar ist, wo überall Spuren von Erdnüssen drin sein können." Außerdem müssen Allergiker auch auf Kreuzreaktionen mit anderen Lebensmitteln wie Lupinenmehl achten. Dass eine Erdnussallergie hingegen wieder verschwindet, ist eher unwahrscheinlich. Nur 20 Prozent der Betroffenen verlieren die Sensibilisierung im Lauf der Zeit wieder. Adrenalin "lieber früher als später" Verzehren Allergiker versehentlich einmal Erdnüsse, sollten sie ihren Mund unverzüglich ausspülen, um etwaige Reste zu entfernen. "Die Sensibilisierung kann sehr hoch sein (...) Patienten mit einer schweren Erdnussallergie reagieren schon auf Milligramm mit einer schweren Anaphylaxie". Im Notfall rät Schäkel, rasch das flüssige Kortison und Antihistaminikum aus dem Notfallset zu trinken. Droht eine Anaphylaxie, sollte auch mit dem Einsatz des Adrenalin-Autoinjektors nicht gezögert werden. Die weitere Versorgung verläuft dann nach dem typischen Notfallmanagement einer Anaphylaxie.

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