Thorakale Aortenaneurysmen: Geltende Op.-Empfehlung bestätigt

Die Gefährlichkeit eines thorakalen Aortenaneurysmas (TAA) wächst unter anderem mit seinem Durchmesser. Welche Risiken die Gefäßerweiterungen tatsächlich bergen und wie die Größe mit dem langfristigen Outcome der Betroffenen korreliert, war Thema einer US-amerikanischen Kohortenstudie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Je größer ein thorakales Aortenaneurysma (TAA), desto größer die Gefahr eines Einrisses. Ab einem Durchmesser zwischen 5 und 5,5 cm wird daher zur prophylaktischen Operation geraten. Bei dieser Größe geht man davon aus, dass der Nutzen die durchaus erheblichen Risiken des Eingriffes übertrifft. Allerdings gibt es nur wenige klinische Studien, in denen das Risiko allgemein sowie bezogen auf die Größe quantifiziert wurde. Kardiologen, Gefäß- und Thoraxchirurgen aus den USA nahmen das zum Anlass und evaluierten in einer retrospektiven Kohortenstudie den natürlichen Verlauf thorakaler Aortenaneurysmen in Abhängigkeit von der Größe. Dazu nutzten sie die Daten der Health Maintenance Organization Kaiser Permanente, die die Gesundheitsversorgung von mehr als 4,5 Millionen US-Amerikanerinnen und US-Amerikanern gewährleistet. Für ihre Analyse konzentrierten sie sich auf rund 6400 beschwerdefreie TAA-Patientinnen und -Patienten, die im Rahmen eines Surveillance-Programms engmaschig betreut wurden. Der TAA-Durchmessers bei Erstdiagnose betrug durchschnittliche 4,4 cm. Eine Ausdehnung von mindestens 5 cm war zum Zeitpunkt der Diagnose bei 828 Personen gemessen worden, von mindestens 5,5 cm bei 280 Personen. Die Patientengruppe war anhand der TAA-Größe sechs Kategorien zugeteilt worden: < 4,0 cm, 4,0–4,4 cm, 4,5–4,9 cm, 5,0–5,4 cm, 5,5–5,9 cm und ≥ 6 cm. 44 Aortendissektionen in vier Jahren Bezogen auf die Gesamtpopulation war das absolute Risiko einer Aortendissektion (AD) gering. Bei insgesamt 44 Frauen und Männern war innerhalb der Nachbeobachtungszeit von vier Jahren ein solches Ereignis aufgetreten (Inzidenz: 0,22 pro 100 Personenjahre). Nicht betroffen war die Gruppe von Patientinnen und Patienten mit einer TAA unter 4 cm bei Erstdiagnose. Und auch bei einer Größe von weniger als 6 cm blieb die Rate mit unter 0,5 pro 100 Personenjahre niedrig. Erst ab einem Durchmesser von 6 cm änderte sich das Bild und die AD-Rate stieg sprunghaft auf 2,19 pro 100 Personenjahre. Ähnliche Ergebnisse lieferte die Analyse bezogen auf die jeweils aktuellste TAA-Größenmessung: Bis zu einer Größe unter 5,5 cm blieb die AD-Rate niedrig (1,15 pro 100 Personenjahre) und stieg ab einer Größe von 6 cm dramatisch an (4,1 pro 100 Personenjahre). Das adjustierte Risiko, innerhalb von fünf Jahren eine AD zu erleiden, lag bei einer über die Zeit unveränderten TAA-Größe von 4,0–4,4 cm bei 0,3% und stieg mit zunehmendem Durchmesser auf 0,6% (4,5–4,9 cm), 1,5% (5,0–5,4 cm) und 3,6%, (5,5–5,9 cm). Erneut markierte die Größe von 6,0 cm einen kritischen Punkt mit einem AD-Risiko von 10,5%. Etwas höher lagen die Raten, wenn die TAA im Verlauf an Größe zunahmen. Maximaler Querdurchmesser verifiziert Auch wenn das Risiko für Aortendissektion mit dem Durchmesser eines thorakalen Aortenaneurysmas wächst, blieb das absolute Risiko in der untersuchten Kohorte niedrig, so das Resümee der Studienautorinnen und -autoren. Die Größe von 6 cm markiere jedoch einen kritischen Wendepunkt. Damit sehen die Forschenden die gängige Praxis bestätigt, ab einer Größe von 5 cm zur prophylaktischen Operation zu raten. Ein Eingriff zu einem früheren Zeitpunkt sollte aus Sicht der Forschenden nur in Einzelfällen in Betracht gezogen werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist das Risiko einer Aortendissektion (AD) für Patienten mit thorakalem Aortenaneurysma (TAA) in Abhängigkeit vom Aneurysmadurchmesser? Antwort: In der Gesamtpopulation war das absolute AD-Risiko mit einer Inzidenz von 0,22 pro 100 Personenjahre gering. AD- und Sterberaten stiegen aber mit zunehmendem TAA-Durchmesser, wobei die Größe von 6 cm den kritischen Wendepunkt markierte. Bedeutung: Die aktuell geltenden Empfehlungen, TAA bei einer Größe zwischen 5 und 5,5 cm prophylaktisch zu operieren, haben sich bestätigt. Einschränkung: Der Aneurysmadurchmesser der Patienten wurde in verschiedenen Fachdisziplinen mit unterschiedlichen Verfahren bestimmt, mit dem Risiko der Interobservervariabilität.

Springer Medizin

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