Seltener Fall einer unerwünschten Wirkung unter Tadalafil

Ein 40-jähriger Patient wollte es zuerst nicht zugeben, jedoch war sein juckender Hautausschlag am Ende doch so belastend, dass er eingestand, den Phosphodiesterase-5-Hemmer Tadalafil aufgrund einer erektilen Dysfunktion eingenommen zu haben. Ein 40-jähriger Mann, Haut-Fototyp IV, ohne vorherige Erkrankungen, stellte sich mit einem erythematösen, juckenden Ausschlag an Rumpf, Extremitäten und Gesicht sowie Fieber vor. Zunächst leugnete der Patient bei seinem Besuch in der primären Versorgung jegliche Medikamenteneinnahme in den letzten Tagen. Aufgrund der Verschlechterung der Dermatose suchte er jedoch weitere medizinische Hilfe in der Abteilung für Dermatologie des Hospital de Santa Maria in Lissabon. Schließlich gab der Mann an, dass er vor kurzem Tadalafil zur Behandlung einer erektilen Dysfunktion eingenommen hatte. Die Symptome traten fünf Tage nach Beginn der Einnahme auf. Der Patient verneinte jegliche Gelenkschmerzen oder familiäre Hauterkrankungen. Bei der körperlichen Untersuchung wurden zahlreiche winzige, nicht follikuläre, sterile Pusteln vor dem Hintergrund einer diffus geröteten Haut beobachtet, die den Rumpf, die Arme und die intertriginösen Zonen umfasste. Die Schleimhäute waren nicht betroffen. Empfehlung der Redaktion Themenseite Erektile Dysfunktion Diese Erkrankung belastet Männer sehr. Wenn sie Rat suchen, sind in der Regel Urologen die ersten Ansprechpartner. Tipps zum richtigen Umgang mit diesem heiklen Thema sowie alles zu Ursachen, Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion finden Sie auf dieser Themenseite. Die Laboruntersuchung ergab eine erhöhte Gesamtleukozytenzahl mit einem deutlichen Übergewicht der Neutrophilen. Ein serologischer Erregernachweis fiel negativ aus. Daraufhin wurde eine Hautbiopsie durchgeführt, die spongiforme subkorneale Pusteln und ein gemischtes Hautinfiltrat mit Neutrophilen und Eosinophilen zutage brachte. Diagnose: AGEP Die behandelnden Dermatologinnen und Dermatologen um Ivânia Soares vom Hospital de Santa Maria diagnostizierten eine akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP), ein schweres, potenziell auch lebensbedrohliches Arzneimittelexanthem. Nach dem Punktesystem der EuroSCAR-Studiengruppe erreichte der Patient einen Wert von 10, was die Diagnose AGEP bestätigt. AGEP ist eine seltene kutane Nebenwirkung, die durch das zeitnahe Auftreten von aseptischen Pusteln auf erythematöser Haut gekennzeichnet ist. AGEP steht typischerweise im Zusammenhang mit der Einnahme von Antibiotika und Antiepileptika. Es handelt sich um ein akutes, in Verbindung mit Medikamenteneinnahme oder auch Infekten, aber auch spontan auftretendes, generalisiertes, meist febriles, nicht follikuläres, steriles, pustulöses Exanthem, das immer mit systemischer Leukozytose und Neutrophilie einhergeht. Empfehlung der Redaktion Allergien und Intoleranzreaktionen – Themenseite Die neuesten Fachinformationen gesammelt auf einer Seite. Hier finden Sie neben aktuellen Beiträgen und Nachrichten auch CME-Kurse und Kasuistiken rund um das Thema Allergien und Intoleranzreaktionen. Um die Wahrscheinlichkeit eines kausalen Zusammenhangs zwischen dem eingenommenen Tadalafil und der AGEP zu ermitteln, verwendete das Team um Soares den Naranajo-Score, ein validiertes Instrument zur Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Es ergab sich ein Score von 5, was auf einen wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen Tadalafil und der Entwicklung von AGEP hinweist. Der Phosphodiesterase-5-Hemmer wurde in einigen Fällen mit kutanen unerwünschten Ereignissen wie Urtikaria, Angioödem und Stevens-Johnson-Syndrom in Verbindung gebracht, ein AGEP wurde bisher nicht dokumentiert. Die genauen Mechanismen, die der AGEP im Zusammenhang mit der Einnahme von Tadalafil zugrunde liegen, sind nur unzureichend erforscht, eine immunvermittelte Überempfindlichkeitsreaktion könnte die Ursache sein. „Dieser besondere Fall unterstreicht die Notwendigkeit, dass Dermatologen diese seltene, aber folgenreiche potenzielle Nebenwirkung im Hinterkopf behalten, die sich nach der Verabreichung von Tadalafil manifestieren kann – vor allem angesichts der steigenden Nachfrage nach Medikamenten gegen erektile Dysfunktion, insbesondere Tadalafil“, schreiben Soares et al. Dieses besondere Medikament mit einer verlängerten Plasmahalbwertszeit von 17,5 Stunden ist in der Lage, die Durchblutung des Penis über einen Zeitraum von 36 Stunden zu steigern, was ihm bei den Franzosen den Spitznamen „le weekend“ (das Wochenende) eingebracht hat und es bei den Patienten beliebt macht. Wie ging es weiter? Der Patient setzte Tadalafil ab, eine Behandlung mit oralem Prednisolon in einer täglichen Dosis von 40 mg wurde eingeleitet. Da der Mann einen Krankenhausaufenthalt ablehnte, wurde er ambulant behandelt. In den darauffolgenden Tagen kam es zu einer fortschreitenden pustulösen Abschuppung und einer Verbesserung der Symptome. Eine Nachuntersuchung nach zwei Wochen zeigte ein vollständiges Abklingen des Ausschlags.

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