Bendamustin plus Rituximab bald Standard in der First-Line

Patienten mit follikulären und Mantelzell-Lymphom, die mit der Kombinationstherapie Bendamustin plus Rituximab (B-R) behandelt werden, leben signifikant länger progressionsfrei als die, die die Standardtherapie Rituximab plus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison (R-CHOP) erhalten. Dies belegen eindrucksvoll die Ergebnisse der STiL-NHL 1-Studie. In dieser Phase-III-Studie der Deutschen Studiengruppe indolente Lymphome (STiL) wurden Patienten mit indolenten und Mantelzell-Lymphomen in der first-line entweder mit B-R oder R-CHOP behandelt [Rummel et al. J Clin Oncol. 2012; 30(suppl):abstr.3]. Von September 2003 bis August 2008 waren in dieser Studie insgesamt 514 Patienten mit maximal sechs Zyklen des jeweiligen Regimes randomisiert worden: 261 in den B-R-Arm und 253 in den R-CHOP-Arm. Die Mehrzahl der Patienten litt an einem follikulären Lymphom. Behandelt wurden aber auch Patienten mit Waldenström-Lymphom, Marginalzonen-Lymphom sowie ältere Patienten mit Mantelzell-Lymphom, die sich keiner Hochdosistherapie unterziehen konnten. Professor Matthias J. Rummel, Leiter des Schwerpunktes Hämatologie an der Medizinischen Klinik IV der Universitätsklinik Gießen, stellte die Ergebnisse der Studie nach einem Follow-up von 45 Monaten in der Plenarsitzung der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology Anfang Juni in Chicago vor. Progressionsfreie Überleben spreche für Kombination Die Ansprechraten insgesamt waren in beiden Gruppen nahezu identisch (92,7 vs. 91,3%). Betrachtete man jedoch nur komplette Remissionen (CR), waren diese unter der Bendamustin-Kombination mit 39,8 gegenüber 30,0 Prozent signifikant häufiger (p=0,021). Das progressionsfreie Überleben – primärer Endpunkt der Studie – spreche eindeutig für die Bendamustin-Kombination, erklärte Rummel. So betrug das mediane progressionsfreie Überleben nach der B-R-Therapie 69,5 Monate und nur 31,2 Monate nach der Standard-Therapie (Hazard Ratio 0,58; 95%-Konfidenzintervall 0,44-0,74, p=0,0000148). Kombination auch in Subgruppen überlegen Die Überlegenheit der B-R-Therapie zeigte sich auch in den verschiedenen Subgruppen. So ist bei Patienten mit follikulärem Lymphom das mediane progressionsfreie Überleben in der mit B-R-behandelten Gruppe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erreicht, im R-CHOP-Arm sind es 40,9 Monate (p=0,042). Unterscheidet man weiter anhand des FLIPI (Follicular Lymphoma international Prognostic Index)-Score, erhält sich der Vorteil durch die B-R-Therapie: Bei niedrigem Score (0-2) ist das mediane progressionsfreie Überleben in der B-R-Gruppe ebenfalls noch nicht erreicht (p=0,042), bei hohem Score (3-5) beträgt es 53,4 Monate gegenüber 34,9 in der CHOP-R-Gruppe. Bei Marginalzonen-Lymphom beide Regime vergleichbar Auch bei den Waldenström-Lymphomen und Mantelzell-Lymphomen profitieren signifikant mehr Patienten von der B-R-Therapie: Bei den Waldenström-Lymphomen lebten die Patienten mit median 69 Monaten signifikant länger progressionsfrei (vs. 28 Monate; p=0,0033), bei den Mantelzell-Lymphomen waren es 35,4 Monate (vs. 22,1 Monate; p=0,0061). Allerdings, so merkte Rummel an, seien die Ergebnisse für das Mantelzell-Lymphom nach wie vor unbefriedigend, und es bedürfe dringend weiterer Optionen für diese Patienten. Beim Marginalzonen-Lymphom waren beide Regime vergleichbar. Dass das Alter für die B-R-Therapie keine Rolle spielt, belegte die Analyse nach verschiedenen Altersstufen:, Die über 61 Jahre alten Patienten profitierten ebenso wie die jüngeren Patienten (jeweils p=0,0022). Nebenwirkungsprofile unterscheiden sich Erwartungsgemäß war das Nebenwirkungsprofile beider Arme unterschiedlich: Während im R-CHOP-Arm die hämatologischen Nebenwirkungen sowie Alopezie, Parästhesien, Stomatitis und Infektionen überwiegen, kam es unter der Bendamustin-Kombination häufiger zu Hauttoxizität und allergische Reaktionen. Die Befürchtung, dass unter der B-R-Therapie die Rate an sekundären Neoplasien ansteigen könnte, bestätigte sich nicht. Sie war mit 20 im B-R- bzw. 23 Neoplasien im CHOP-R-Arm vergleichbar. Insgesamt führe das B-R-Regime im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie mit R-CHOP bei Patienten mit follikulärem Lymphom, Mantelzell-Lymphom oder Waldenström-Lymhomen zu einem signifikant besseren progressionsfreien Überleben, einer höheren Rate an kompletten Remissionen, resümierte Rummel, und dies mit einem deutlich besseren Verträglichkeitsprofil. Nach Professor Michael E. Williams vom University of Verginia Cancer Center in Charlottesville, VA/USA, der als Diskutant die Studie für die ASCO bewertete, bestätigen die Ergebnisse der StiL NHL1 den hohen Stellenwert der Kombination Bendamustin/Retuximab in der Erstlinienbehandlung follikulären Lymphome sowie bei älteren Patienten mit Mantelzell-Lymphomen für die eine Transplantation nicht in Frage kommt. Weitere Beiträge der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology finden Sie hier.

Springer Medizin

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