Das intrapartale CTG – ein Update
- Open Access
- 26.06.2025
- Pränatale und perinatale Diagnostik
- CME
Zusammenfassung
Lernziele
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kennen Sie die CTG(Kardiotokogramm)-Beurteilung nach FIGO(Fédération Internationale de Gynécologie et dʼObstétrique)- und NICE(National Institute for Health and Care Excellence)-Score.
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sind Ihnen die Ursachen für verschiedene Hypoxieformen und die dazu typischen CTG-Muster geläufig.
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kennen Sie zusätzliche Maßnahmen, die bei einem suspektem CTG ergriffen werden können.
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wissen Sie, dass das CTG nur im gesamten Kontext beurteilt werden kann.
Einleitung
Ziel des intrapartalen CTG
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Vermeidung fetaler Schädigungen durch Erkennung von Anzeichen einer Hypoxie, bevor diese zu langfristigen neurologischen Schäden führen können,
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Fähigkeit zur rechtzeitigen und effektiven Reaktion, um neonatale Morbidität und Mortalität zu verhindern, sowie
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Vermeidung unnötiger Interventionen mit erhöhtem mütterlichen oder fetalen Risiko.
Maternal | Fetal |
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Status nach Sectio | FGR, Doppler |
Präeklampsie | Frühgeburt |
Terminüberschreitung | Oligohydramnion |
Vorzeitiger Blasensprung 24 h | Mekoniumhaltiges Fruchtwasser |
Fieber ≥ 38,5 C (38 C) | BEL |
Einleitung | Mehrlingsschwangerschaft |
DM, andere maternale Erkrankungen | – |
Antepartale Hämorrhagie | – |
Schwierige Ableitung zu erwarten? (z. B. bei Adipositas) | – |
Grundlagen
Cycling
Fruchtwasserfarbe
Schreibgeschwindigkeit
NICE- und FIGO-Kriterien
Normal | Suspekt | Pathologisch | |
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Baseline | 110–160 bpm | Es fehlt ein normales Merkmal. Es liegt aber kein pathologisches Merkmal vor | < 100 bpm |
Variabilität | 5–25 bpm | Eingeschränkte oder erhöhte Oszillation Sinusoidales Muster | |
Dezelerationen | Keine repetitiven Dezelerationen* | Repetitive späte oder prolongierte Dezelerationen > 30 min (bei reduzierter Oszillation> 20 min), > 5 min | |
Interpretation | Keine Hypoxie/Azidose | Hypoxie/Azidose | Hohes Risiko für Hypoxie/Azidose |
Hypoxiegrade und typische CTG-Muster
Akute Hypoxie
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Uterusruptur (insbesondere zu beachten im Status nach Sectio),
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vorzeitige Plazentalösung,
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fetale Hämorrhagie durch rupturierte Vasa praevia oder
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fetomaternale Hämorrhagie.
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Polysystolie (≥ 5 Wehen/10 min), insbesondere durch Oxytocin-Gabe, und
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maternale Hypotonie bei Rückenlage oder nach Anlage einer PDA (Periduralanästhesie).
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Schulterdystokie und
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Nabelschnurvorfall.
Subakute Hypoxie
Beispiel | Folgen | Maßnahmen |
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Polysystolie | Uterine Überstimulation | Stopp Oxytocin, evtl. Tokolyse |
Maternale Rückenlage | Aortocavale Kompression Hypotonie | Lagewechsel |
Periduralanästhesie | Hypovolämie | Ephedrin i.v., Flüssigkeitsgabe |
Maternal respiratorische Dekompensation, z. B. Asthmaanfall, eklamptischer Anfall | Abfall der maternalen und damit der fetalen Sauerstoffsättigung | Grunderkrankung entsprechend medikamentös behandeln |
Chronische Hypoxie
Graduell sich entwickelnde Hypoxie
Speziell zu beachtende CTG-Muster
Erhöhte Variabilität – saltatorisches CTG
Sinusoidales CTG
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schwere fetale Anämie (z. B. durch fetomaternale Transfusion oder Rhesus-Inkompatibilität),
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Hypoxie oder Azidose,
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fetales Erschöpfungssyndrom (z. B. bei chronischer Plazentainsuffizienz) und
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Infektionen oder fetale Sepsis.
Zusatzmaßnahmen bei suspektem CTG
Aufzeichnung der maternalen Herzfrequenz
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deutlich erhöhte Variabilität im Vergleich zum vorherigen CTG,
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symmetrische uniforme Akzelerationen, die an Frequenz und Amplitude mit fortschreitender Geburt zunehmen,
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das Fehlen jeglicher Dezelerationen trotz Mitpressens und Tiefertreten des Kopfes als Reflex der fetalen Vagusreizung,
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eine abrupte „Verbesserung“ des CTGs in der aktiven Pressphase, nachdem zuvor Dezelerationen aufgetreten waren, und
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asymptomatische Tachykardie der Mutter unter der Geburt beim Mitpressen und unter Schmerzen.
Maternale Seitenlagerung
Sauerstoffgabe bei Dezelerationen
Maternale Flüssigkeitsgabe
Reduktion der Wehenfrequenz
Paracetamol bei maternalem Fieber
Fetale Skalpstimulation
Fetale Mikroblutuntersuchung
Laktat (mmol/l) | pH | Beurteilung |
---|---|---|
≤ 4,1 | ≥ 7,25 | Normal |
4,2–4,8 | 7,21–7,24 | Grenzwertig, ggf. Wiederholung nach 20–30 min |
≥ 4,9 | ≤ 7,20 | Pathologisch, rasche geburtshilfliche Entscheidung |
Fazit für die Praxis
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Die Kombination aus regelmäßigem Teaching, Kommunikation, das Einbeziehen von ante- und intrapartalen Risikofaktoren und der Einsatz von zusätzlichen Überwachungsmethoden verbessern die Aussagekraft des intrapartalen CTG (Kardiotokogramm).
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Additive Maßnahmen bei suspektem CTG sind das Stoppen von Oxytocin, die Lagerung der Mutter in Seitenlage und ggf. die Skalpstimulation oder Mikroblutuntersuchung des Feten.