DGHO-Leitlinie: zielgerichtete, zeitlich begrenzte Erstlinie

Der schnelle Wandel in der Hämatoonkologie erfordert von Ärztinnen und Ärzten, ihr Fachwissen stetig an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und sich ändernde Therapiestandards anzupassen. Ein Beispiel dafür ist die Behandlung der CLL: Hier lösen zielgerichtete Medikamente die Chemoimmuntherapie (CI) zunehmend ab. Mit der Kombination aus dem Bcl-2-Inhibitor Venetoclax und dem Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab beinhaltet die Onkopedia-Leitlinie zur CLL erstmals eine zeitlich begrenzte (Behandlungsdauer <12 Monate), zielgerichtete Erstlinientherapie der CLL. Die Therapie mit Venetoclax und Obinutuzumab (VenO) kombiniert zwei verschiedene Wirkweisen: Zum einen wird mit Venetoclax (Venclyxto®) die Apoptose der leukämischen Zellen wieder angestoßen, zum anderen markiert der monoklonale Antikörper Obinutuzumab B-Lymphozyten für die Eliminierung durch das Immunsystem. Behandlung für Risikopatienten Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) empfiehlt in der Onkopedia-Leitlinie die VenO-Kombination u.a. für therapienaive Patienten – unabhängig von genetischen Risikofaktoren, Fitness und Alter [1]: Risikopatienten (17p-Deletion bzw. TP53-Mutation, komplexer Karyotyp oder unmutierter IGHV [Immunglobulinschwerkettengene]-Status) erhalten entweder VenO (<12 Monate) oder zeitlich unbegrenzt einen Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK-Inhibitor) als Monotherapie bzw. in Kombination mit einem Anti-CD20-Antikörper. Behandlung bei normalem Risiko Bei normalem Risiko entscheiden die körperliche Fitness bzw. das Alter über die Optionen: Für fitte Patienten unter 65 Jahren („go go“) kann eine CI mit Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab (FCR) neben VenO oder einem BTK-Inhibitor (Monotherapie oder in Kombination mit einem Anti-CD20-Antikörper) gegeben werden. Für Patienten, die älter als 65 Jahre oder körperlich „unfit“ sind („slow go“) wird ebenfalls VenO oder ein BTK-Inhibitor (Monotherapie oder in Kombination mit einem Anti-CD20-Antikörper) empfohlen. Als weitere Optionen für die unfitten Patienten nennt die Leitlinie eine CI mit Bendamustin und Rituximab (BR) oder mit Chlorambucil und Obinutuzumab (ClbO). Fortbildung in der Hämatoonkologie Hochwertige Weiterbildungen unterstützen hämatoonkologisch tätige Ärztinnen und Ärzte dabei, sich wandelnde Therapiestandards, wie z.B. beider chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), leitliniengerecht anzuwenden und patientenindividuelle Therapieentscheidungen auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu treffen. Neue digitale Lernplattform Seit Kurzem steht mit der AbbVie CME Academy ein kostenloses Fortbildungsportal für die Hämatoonkologie zur Verfügung (www.CMEacademy.abbvie.de). Hier können sich Ärztinnen und Ärzte räumlich und zeitlich flexibel – auch in kurzen Zeitintervallen –zu hämatoonkologischen Themen fortbilden und pro Lerneinheit zwei CME-Punkte der Landesärztekammer Hessen erwerben. Jede der insgesamt 45-minütigen, von Fachexperten referierten Lerneinheiten ist in zwei etwa gleich lange, voneinander unabhängige Module unterteilt. Das Kursangebot der Plattform wird fortlaufend erweitert und umfasst u.a. die Therapie der CLL, Nebenwirkungsmanagement, Sportund Ernährung bei Krebs und Komplementärmedizin. Wissenschaftlicher Beirat Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Qualitätssicherung durch Peer-Review: Der wissenschaftliche Beirat (Dr. Lukas Frenzel, Uniklinik Köln, Klinik I für Innere Medizin, und Dr. Ingo Schwaner, Onkologische Schwerpunktpraxis Kurfürstendamm,Berlin) prüft noch vor der Landesärztekammer Neutralität und wissenschaftliche Ausgewogenheit der Inhalte (siehe Interview) Interview mit Dr. Ingo Schwaner, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Berlin Peer-Review sichert Qualität der digitalen Fortbildung Dr. Ingo Schwaner stellt seine Aufgabe als Beiratsmitglied für eine hämatoonkologische, CME-zertifizierte Fortbildungsplattform vor. Ingo Schwaner × Welche Anforderungen muss ein digitales Fortbildungsangebot für Hämatoonkologen erfüllen? Schwaner: Ganz oben steht die fachliche Qualität – das gilt für digitale Fortbildungsangebote ebenso wie für Präsenzveranstaltungen. Darüber hinaus muss die technische Umsetzung der Fortbildungsinhalte eine simple Benutzung garantieren, damit man die Fortbildung ortsunabhängig in guter Bild- und Tonqualität genießen kann. Wie sehen Ihre Aufgaben als wissenschaftliches Beiratsmitglied aus? Schwaner: Der wissenschaftliche Beirat steht für die Qualität der Fortbildung. Die Aufgabe des Beirats ist es daher, alle Vorträge auf Datenkonsistenz, Aktualität und vor allen Dingen auf Neutralität zu prüfen. Das nehmen wir ernst und gehen entsprechend kritisch vor. Was ist das Besondere an der CME Academy? Schwaner: Die AbbVie CME Academy ist mit Blick auf die Inhalte ein strikt neutrales Fortbildungsangebot mit hoher Qualität. So wird jede Information und jeder Vortrag des Fortbildungsangebotes in einem Peer-Review von mehreren Experten gründlich auf Datenkonsistenz und Neutralität geprüft. Inwieweit ist die Plattform auf die Bedürfnisse eines niedergelassenen Hämatoonkologen zugeschnitten? Schwaner: Die Beiträge sind auf die Anforderungen von Ärztinnen und Ärzten ausgerichtet, die tagtäglich in der Patientenversorgung tätig sind. Für sie ist es wichtig, dass akademisches Wissen an den persönlichen Bedürfnissen der Patienten ausgerichtet wird – durch klare Informationen, die unter den realen Bedingungen der Sprechstunde verwertbar sind; Studiendaten, die in den Behandlungsalltag mit all den Wünschen, Notwendigkeiten und Komorbiditäten der Patienten übertragen werden können. Anhand welcher Kriterien erfolgt die Festlegung der Themen beziehungsweise Inhalte der einzelnen Module? Schwaner: Das Fortbildungsangebot soll einen Überblick über alle therapierelevanten Themen bieten. Bei der Themenwahl fokussieren wir uns auf den unmittelbaren Nutzen für Menschen mit Krebs. Nur gut informierte Ärzte können Patienten adäquat informieren und gut behandeln. In welcher Form tragen Fortbildungsangebote zu einer hochwertigen Versorgung der Patienten bei? Schwaner: Nur gut informierte Ärzte können Patienten adäquat informieren und gut behandeln. Deshalb gilt es, sich immer wieder weiterzubilden. Wichtig ist auch für die Behandler zu erfahren, dass sie nicht allein sind in ihrem täglichen Ringen um die richtige Entscheidung. Die Fortbildung hat aus meiner Sicht ihr Ziel erreicht, wenn die Teilnehmer mitnehmen, dass es oftmals keine ideale Entscheidung gibt, dafür aber mehrere gute. Welche Rolle spielt die rasante Entwicklung der letzten Jahre in der Hämatoonkologie? Schwaner: Der enorme Wissenszuwachs der letzten Jahre hat zu vielen Änderungen und Verbesserungen in der Behandlung von Patienten geführt. Das macht es aber auch schwerer, überall die erforderliche Übersicht zu behalten. Fortbildungen haben daher einen sehr hohen Stellenwert, da sie helfen, in kurzer Zeit einen angemessenen, aktuellen Überblick zu bekommen. Wie entlasten digitale Fortbildungsangebote die Hämatoonkologen? Schwaner: Der große Vorteil digitaler Angebote ist, dass keine Anreise nötig ist. Die zunehmende Verfügbarkeit an On-Demand-Angeboten erleichtert die Einbettung der Fortbildung in den Alltag wesentlich, sodass auch kurze Pausen genutzt werden können. Der für mich einzige Nachteil digitaler Angebote ist, dass man nicht mehr zwanglos mit Kollegen plaudern kann. Wie wird Ihrer Meinung nach die Fortbildung der Zukunft aussehen? Schwaner: Ich glaube, dass wir künftig eine Mischung aus virtuellen und Präsenzangeboten haben werden, wie bei den heute schon stattfindenden Hybridveranstaltungen. Das funktioniert wirklich gut und wird von den Teilnehmern gerne angenommen. Ich gehe davon aus, dass wir in Zukunft entscheiden können, ob wir eine Konferenz persönlich besuchen oder aus der Klinik, der Praxis oder von zu Hause aus teilnehmen. Literatur Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V., Onkopedia-Leitlinie „Chronische Lymphatische Leukämie (CLL)“, Stand September 2020 Impressum Chronische lymphatische Leukämie (CLL) - DGHO-Leitlinie zielgerichtete, zeitlich begrenzte Erstlinie Literaturarbeit Bericht: Monika Walter, München Artikel gedruckt in Der Onkologe, Band 27, Heft 4, März 2021 InFo Hämatologie + Onkologie, Band 24, Heft 4, April 2021 Forum, Band 36, Heft 3, Mai 2021 Mit freundlicher Unterstützung der AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Annette Schilling Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: Chronische lymphatische Leukämie (CLL) - DGHO-Leitlinie: zielgerichtete, zeitlich begrenzte Erstlinie

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