Typ der Progression nach CLL-Therapie bestimmt Prognose

Auf welche Art eine chronische lymphatische Leukämie nach Erstlinientherapie in die Progression übergeht, ist für den weiteren Verlauf entscheidend. Das Auftreten einer Lymphadenopathie spricht für eine schlechte Prognose. Mit den gegenwärtig verfügbaren Ansätzen zur Erstlinienbehandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) gelingt es in vielen Fällen, die Erkrankung unter Kontrolle zu halten oder in die Remission zu drängen. Dennoch tritt bei den meisten Patienten irgendwann eine Tumorprogression ein, die in der Folge eine Zweitlinientherapie nötig macht. Nach den Leitlinien des International Workshop on CLL (iwCLL) ist die CLL-Progression gekennzeichnet durch eine Lymphadenopathie, eine Lymphozytose > 5000/µl, Hepato- oder Splenomegalie, Zytopenie oder den Übergang in ein aggressiveres B-Zell-Lymphom. Forscher der von Prof. Michael Hallek (Köln) geleiteten Deutschen CLL-Studiengruppe (DCLLSG) sind nun der Vermutung nachgegangen, dass die Art der Progression nach Erstlinientherapie je nach Phänotyp mit den klinischen Ergebnissen korreliert. Daten von DCLLSG-Studien Um dies zu untersuchen, verwendeten die Wissenschaftler die Daten von drei DCLLSG-Studien (CLL8, CLL10 und CLL11) mit insgesamt 2159 beteiligten Patienten. Sie hatten in der Erstlinie Fludarabin plus Rituximab (FCR), Fludarabin plus Cyclophosphamid (FC), Chlorambucil (CLB), Chlorambucil plus Rituximab (CLB-R) oder Chlorambucil plus Obinutuzumab (CLB-Ob) erhalten. Mit Blick auf den Progressionstyp wurden zwei Gruppen gebildet: Die Gruppe mit erhöhten Lymphozytenzahlen erhielt das Kürzel „ALC“; zu ihr gehörten 241 Patienten. Die Gruppe mit Lymphyadenopathie erhielt das Kürzel „Ly“; ihr wurden 727 Patienten zugeordnet. 329 Patienten wiesen beide Phänotypen auf. Die deutsche Leitlinie zur chronisch lymphatischen Leukämie unterscheidet in der Therapie zwischen körperlich fitten und weniger fitten Patienten. Zu Letzteren zählen speziell jene Patienten, die Komorbiditäten aufweisen. Die für sie vorgesehenen Therapieregime sind weniger aggressiv und beruhen z. B. auf Chlorambucil plus CD20-Antikörper. Für die Analyse der Daten nicht fitter Patienten bedienten sich die DCLLSG-Forscher der Daten von 781 Patienten der CLL1-Studie. Die Probanden wiesen einen Wert von > 6 auf der Cumulative Illness Rating Scale (CIRS) auf oder/und hatten eine Kreatinin-Clearance < 70 ml/min. Sowohl bei den fitten als auch bei den nicht fitten CLL-Patienten in Progression erwies sich das Ly-Muster als Nachteil. Bei den fitten Patienten dauerte es hier median 12,3 Monate, bis eine weitere Therapie nötig wurde, verglichen mit 17,0 Monaten in der Gruppe der ALC-Patienten. Das Gesamtüberleben betrug nach Progression in der Ly-Gruppe im Median 45,1 Monate und 42,2 Monate in der ALC-Gruppe, eine allerdings nicht signifikante Differenz. Fitte vs. nicht fitte Patienten Bei den nicht fitten Patienten war das Progressionsmuster Ly insofern ungünstiger als ALC, als die Zeit bis zum Beginn einer weiteren Therapie für Ly 11,7 Monate und für ALC 21,4 Monate betrug . Die mediane Überlebenszeit betrug 42,8 Monate; in der ALC-Gruppe war der Median zum Analysezeitpunkt noch nicht erreicht, die Differenz statistisch signifikant. Patienten mit beiden Progressionsmustern hatten noch schlechtere Aussichten: Bis zur Folgetherapie dauerte es sowohl bei den fitten wie den nicht fitten Patienten rund elf Monate. Das mediane Gesamtüberleben lag bei etwa 43 bis 44 Monaten. „Patienten, deren CLL unter dem Bild einer Lymphadenopathie fortschreitet, bleibt signifikant weniger Zeit bis zur nächsten Therapie“, schreiben die DCLLSG-Forscher in ihrem Resümee. Bei den weniger fitten Patienten schlage sich das auch in einer signifikant geringeren Überlebensdauer nieder. Die Wissenschaftler verweisen zudem darauf, dass das Ly-Muster der Progression mit einer schlechteren Lebensqualität, mit stärkeren Einbußen im Gesundheitszustand und mehr Zeichen von Fatigue verbunden ist als das ALC-Muster. Diese Erkenntnisse sollen Ärzten helfen, ihre Patienten zu betreuen, aber auch das Design künftiger klinischer Studien unterstützen.

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