Beim Umgang mit Patienten können NäPA Ärzten helfen

Die Betreuung von Patienten mit Demenz können Ärzte nicht allein schultern. Fachangestellte, besonders NäPA oder VERAH, können allerdings bei vielen Tätigkeiten für Entlastung sorgen, vor allem wenn es um organisatorische Dinge geht. Immer häufiger stehen heute Allgemeinärzte mitsamt ihrem ganzen Praxisteam vor der Herausforderung, eine Demenzerkrankung frühzeitig zu erkennen und mit der Krankheit umzugehen. Für den Arzt können dabei die Hinweise und Beobachtungen seiner MFA, VERAH oder NäPA eine große Hilfe sein. Schwierig ist die Diagnose insbesondere deshalb, weil es sich bei der Demenz um eine fortschreitende Krankheit des Gehirns mit Defiziten bei den kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten handelt. Ein Problem dabei sei, dass "wir den Ausgangspunkt der Erkrankung nicht kennen", berichtete Hella Deckert, in zahlreichen Gebieten fortgebildete Medizinische Fachkraft und Dozentin, auf dem Workshop "VERAH® Plus/MFA Plus" bei der practica 2017 in Bad Orb. Daher riet Deckert ihren 20 Kolleginnen, stets Augen und Ohren offenzuhalten, um bei alten und vertrauten Patienten möglichst frühzeitig Symptome für Demenz oder Alzheimer zu erkennen. Erste Anzeichen sind zumeist Verlust der Eigeninitiative, Niedergeschlagenheit und Kurzzeit-Gedächtnisstörungen. Die höchste Alarmstufe bestehe aber dann, wenn die Patienten zunehmend vergesslich oder orientierungslos werden. Das fällt dem Praxisteam häufig früher auf als dem Arzt. So berichteten eine ganze Reihe von Teilnehmerinnen immer wieder von den gleichen Beobachtungen, die sie in ihrer Arztpraxis oder bei Hausbesuchen gemacht haben: Etwa, wenn Patienten zweimal am Tag zum gleichen Ereignis anrufen. Oder wenn sie – auch über Hinweise von Angehörigen – Persönlichkeitsveränderungen feststellen, die bis hin zu leichten Verwahrlosungstendenzen führen können. Oder wenn Patienten plötzlich nicht mehr zu Terminen oder zu Terminen an falschen Tagen kommen. Verteilung der Aufgaben Ist die Diagnose einmal gestellt, ist die Verteilung der Aufgaben zwischen dem Arzt und der versierten Praxisassistentin sinnvoll. Der Arzt ist dabei zuständig für die medizinischen Maßnahmen und die Arzneitherapie im engeren Sinne, die NäPA oder VERAH kümmert sich eher um die lebenspraktische und alltagsrelevante Unterstützung. Allerdings wies Hella Deckert in Bad Orb auch darauf hin, dass eine VERAH oder NäPA die medikamentöse Behandlung durchaus nicht aus den Augen verlieren soll: "Wenn Sie es schaffen, den Patienten oder den Angehörigen die Wirkung von Arzneien gut zu erklären, ist auch deren Akzeptanz und Compliance deutlich größer." Richtig gefordert sind Nichtärztliche Praxisassistentinnen in einer Arztpraxis aber vor allem dann, wenn es um die Pflege, voll- oder teilstationäre Unterbringungen, die Vollmachten, die Finanzierung und um die begleitende Unterstützung insbesondere der Angehörigen von Demenzkranken geht. Dargestellt wurde das am Beispiel der 74-jährigen Herta M., die bei schon fortgeschrittener Demenz bisher zweimal täglich von einem ambulanten Pflegedienst versorgt wurde. Ihr 78-jähriger krebskranker Ehemann scheidet als Betreuer aus, der Sohn ist berufstätig und wohnt 300 Kilometer entfernt. Nun erfährt die VERAH aber, dass die Patientin nachts zunehmend unruhig wird und neuerdings auch die Wohnung – orientierungslos in Bezug auf Raum und Zeit – verlässt. Die häusliche Versorgung ist so nicht mehr möglich. Finanziell stehen pro Monat über die Rente und den Zuschuss des Sohnes 1500 Euro zur Verfügung. Vorsorgevollmachten und Betreuungs- und Patientenverfügung liegen nicht vor. Sind Vollmachten verfügbar? Hier öffne sich nun ein Feld, in dem sich eine versierte VERAH oder MFA plus voll entfalten kann. Dabei kommt es gerade bei Beginn einer Demenzerkrankung – wie bei Herta M. – ganz besonders darauf an, Vollmachten und Verfügungen auf den Weg zu bringen, solange die Patientin noch geschäftsfähig ist. Bei der Patientenverfügung muss zum Beispiel geklärt werden, ob eine Reanimation und eine Intensivtherapie erwünscht ist, wie die Sterbebegleitung aussehen, ob eine Organspende erfolgen oder ob am Ende auch künstlich beatmet werden soll. Zugleich muss aber geklärt werden, welche Pflegeform (vollstationäre Pflege, Tagespflege, ambulante Wohngruppen) in Frage kommt. Abhängig ist dies heute oft auch davon, wo gerade ein Platz frei ist. Auch das kann eine in Fragen der Pflege versierte MFA vor Ort herausfinden. Ganz wichtig ist es, in einem neuen Wohnumfeld rasch wieder eine vertraute Atmosphäre herzustellen. Deckert: "Ein geregelter Tagesablauf mit vertrauten Bezugspersonen und klaren Strukturen ist das Allerwichtigste für Demenzkranke." Daran sollte das Praxisteam immer denken. Freier Pflegeplatz Mangelware Zudem müsse rasch ein finanzielles Paket geschnürt werden, wie die Pflegeleistungen von Herta M. finanziert werden können, da auf Dauer die zur Verfügung stehenden 1500 Euro nicht ausreichen werden. Hier sollten Arzt und Praxisteam auf dem Laufenden sein, um jegliche Unterstützung auch auszuschöpfen, was vielfach aus Unwissen nicht geschieht. Deckert riet in Bad Orb auch dazu, für Demenzkranke eine Haftpflichtversicherung abzuschließen oder – falls diese bereits besteht – die Versicherung über die Erkrankung zu informieren. Am wichtigsten sei aber die Hinwendung zum Patienten, weil gerade Demenzkranke spüren, wenn eine Praxisassistentin sich "mit Herz" dem Patienten widmet. Dabei hatten fast alle Teilnehmerinnen des Workshops in Bad Orb bereits diese Erfahrung gemacht: Wem es gelingt, gerade mit schwer Pflegebedürftigen ein Liedchen anzustimmen, hat bereits gewonnen. Auch Demenzkranke erinnern sich dann an die Texte, die befreiend wirken und oft auch positive Erinnerungen aus der Vergangenheit zurückholen. Gerade solch kleine Schritte können erstaunlich große Wirkung entfachen und erleichtern dann auch dem Arzt und den Angehörigen den Umgang mit der Erkrankung. Die NäPA-Ziffern im EBM-Hausarztkapitel GOP 03060 – Zuschlag zur hausärztlichen Zusatzpauschale 03040. Obligater Inhalt: Unterstützung der hausärztlichen Versorgung durch qualifizierte nichtärztliche Praxisassistenten; 22 Punkte. GOP 03061 – Zuschlag zur GOP 03060; 12 Punkte. GOP 03062 – Ärztlich angeordnete Hilfeleistungen durch eine nichtärztliche Praxisassistentin; 166 Punkte. GOP 03063 – Ärztlich angeordnete Hilfeleistungen einer NäPA für einen weiteren Patienten in derselben sozialen Gemeinschaft (etc.); 122 Punkte. GOP 03064 – Zuschlag zur GOP 03062; 20 Punkte. GOP 03065 – Zuschlag zur GOP 03063, 14 Punkte. e.Med Abrechnung - Alle Abrechnungsziffern in einer Datenbank – mit Ausschlüssen, hilfreichen Kommentaren und passenden Urteilen – das bietet Ihnen der neue Service von SpringerMedizin.de: Hermanns' kommentierte Datenbank zur Abrechnung. Informieren Sie sich hier.

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