Das bedeutet die MFA-Tariferhöhung für Praxen

Praxen, die sich beim Gehalt für MFA an den Tarifvertrag anlehnen, müssen ab sofort im Durchschnitt 7,4 Prozent mehr Gehalt zahlen. Die Ärzte Zeitung hat in zwei Beispielen nachgerechnet, um welche Summen es geht. Nachgeholter Inflationsausgleich, höhere Ausbildungsvergütung und im Schnitt über alle Tarifgruppen ein Plus von 7,4 Prozent: Der Tarifabschluss für Medizinische Fachangestellte (MFA), der ab März gilt, verlangt niedergelassenen Ärzten einiges ab. Allerdings sind die Steigerungen an einige Bedingungen geknüpft. So sind nur Praxen, die sich in der Bezahlung an den Tarifen für MFA orientieren, an den Abschluss gebunden – etwa wenn sie Musterverträge der Bundesärztekammer nutzen oder anderweitig an den Tarifvertrag angelehnt sind. Laut dem Verband medizinischer Fachberufe (vmf) liegt unter Mitgliedern die indirekte Tarifbindung über den Arbeitsvertrag bei etwa 63 Prozent, also höher als oft vermutet. Das habe eine Umfrage unter MFA ergeben, berichtete vmf-Präsidentin Hannelore König im „ÄrzteTag“-Podcast. An eine Bedingung geknüpft ist auch die einmalig gezahlte Inflationsausgleichsprämie von 500 Euro: Sie ist nur in voller Höhe auszuzahlen, wenn der aktuelle Arbeitgeber seit dem 26. Oktober 2022 noch nicht freiwillig eine Prämie von bis zu 3.000 Euro gezahlt hat. Hat die Praxis schon Inflationsausgleich bezahlt? „Nun heißt es für jede MFA, auf die der Tarifvertrag Anwendung findet, die Lohnabrechnungen seit Oktober 2022 zu prüfen und zu addieren, wie viel Inflationsausgleichsprämie bereits freiwillig ausgezahlt wurde und ob noch bis zu 500 Euro möglich sind“, kommentiert Janine Peine von der Steuerberatergruppe ETL Advision die Regelung. Ist der Höchstbetrag ausgeschöpft, gingen diese MFA zumindest laut Tarifvertrag leer aus. Übrigens: Für die Prämie fallen keine Sozialabgaben an. Untere Tarifgruppen überproportional bedacht Komplex ist auch die Berechnung der zusätzlich anfallenden Kosten, die zudem bis zur Auszahlung des März-Gehalts fertig sein muss. Denn es gibt keine lineare Erhöhung um 7,4 Prozent für alle. Vielmehr werden die unteren Tarifgruppen überproportional bedacht, damit der Abstand zu den Pflegehilfskräften nicht zu groß wird. Folge: Die Gehaltserhöhung für Beschäftigte in den ersten drei Berufsjahren in der Tarifgruppe I liegt bei 22,3 Prozent (+493,02 Euro im Monat), die für MFA in Tarifgruppe VI ab dem 29. Berufsjahr bei 2,5 Prozent (+109,87 Euro). Der Abstand zwischen der Tarifgruppe I für Berufseinsteiger und der Tarifgruppe VI für MFA ab 29 Berufsjahren liegt nun bei knapp 1850 Euro. Wie hart der aktuelle Tarifabschluss eine Praxis trifft, hängt also unter anderem von der Berufserfahrung der beschäftigten MFA ab. Zur Erinnerung: Eine Verrechnung übertariflicher Zulagen mit der vereinbarten Erhöhung ist nach Tarifrecht nicht erlaubt. Kompensation über mehr Fälle oder höheren Fallwert Die Gesamtkosten des Tarifabschlusses für eine Praxis mit drei MFA in Vollzeit liegen in einer Beispielrechnung (siehe Grafik) bei 787,48 Euro im Monat inklusive zusätzlicher Sozialabgaben (Arbeitgeberanteil) plus gegebenenfalls Inflationsausgleich. ÄezteZeitung Quelle: Eigene Berechnungen Elisabeth Kerler × Bei einem Quartals-Fallwert von 76 Euro in der Regelversorgung (laut Honorarbericht bundesweiter Durchschnitt in Hausarztpraxen QI/2022) müsste die Beispielpraxis 31 Patienten zusätzlich behandeln, um diese Kosten auszugleichen – oder den Praxis-Fallwert steigern, bei 1.000 Fällen im Quartal beispielsweise um knapp 2,40 Euro je Fall. Mehr Vorsorge könnte eine Lösung sein Möglichkeiten dazu gäbe es beispielsweise durch eine Steigerung bei den Vorsorgeleistungen, die extrabudgetär vergütet werden. Der Fallwert dürfte natürlich allein schon durch die Erhöhung des Orientierungswertes um 3,85 Prozent zum Jahresanfang steigen. Aber ob das angesichts auch in anderen Bereichen steigender Kosten ausreicht, ist die Frage. Auswirkungen des Tarifvertrags für eine mittelgroße Beispielpraxis Im zweiten Beispiel nehmen wir an, die Praxis beschäftigt zehn MFA, alle in Vollzeit und kinderlos zur Vereinfachung der Rechnung. Sie sind in die folgenden Tarifgruppen und und Berufsjahre eingestuft: Ein Azubi im 2. Lehrjahr Ein Azubi im 3. Lehrjahr Zwei MFA in Tarifgruppe I, 1.-3. Berufsjahr Zwei MFA in Tarifgruppe II, 13. Berufsjahr Drei MFA in Tarifgruppe IV, 25. Berufsjahr Eine MFA in Tarifgruppe VI, 30. Berufsjahr Die Berechnung von Gehalt und Sozialabgaben erfolgt analog zum ersten Beispiel. Aus den Änderungen im Gehalt und bei den Sozialbeiträgen sowie der Inflationsausgleichsprämie ergeben sich die folgenden Summen für die Praxis: Differenz insgesamt im Monat für alle: 2.343,08 Euro Inflationszuschlag insgesamt für drei Mitarbeiterinnen: bis zu 5.000 Euro In größeren Praxen ist die Herausforderung dementsprechend größer (siehe zweite Beispielrechnung). Aber die Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und so Zusatzhonorare zu erzielen, sind es dann natürlich auch, wenn mehrere Ärztinnen und Ärzte zusammenarbeiten. So dürfte es leichter fallen, sich zusätzliche Standbeine zu erschließen, etwa über Akupunktur, über zur Praxis passende Selbstzahlerleistungen oder durch eine gezielte Delegation abrechenbarer Leistungen an NäPA oder VERAH. Quelle: Ärzte Zeitung

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