Durchflusszytometrischer Test mit Detektion der Oberflächenmoleküle CD11a/CD18 und CD11b/CD18.
Durchführung
Durchflusszytometrische Analyse der Expression von CD11a,b/18 auf Leukozyten.
Funktion – Pathophysiologie
Zu den physiologischen Funktionen neutrophiler Granulozyten (Granulozytopoese, neutrophile) gehört die Phagozytose von Fremdpartikeln in Entzündungsherden. Dazu rollt ein gewisser Teil der im Blut zirkulierenden Neutrophilen an den Gefäßwänden entlang (Rolling). Nach Erkennen von einem Entzündungsherd freigesetzter chemotaktischer Reize durchwandern die Neutrophilen die Endothelzellschicht und bewegen sich zum Entzündungsherd. Rolling wird durch Selektinrezeptoren und ihre Liganden vermittelt. Während Aktivierung und Adhäsion an das Endothel durch Integrine und deren Liganden aus der Immunglobulinsuperfamilie (ICAM, VCAM) gesteuert wird. Zum Durchtritt der Granulozyten durch die Endothelzellschicht werden beide Adhäsionsmolekülgruppen benötigt.
In beiden Systemen wurden bereits seltene Defekte (Leukozytenadhäsionsdefekt = LAD) diagnostiziert:
LAD I (Integrindefekt; Integrine): Dieser Defekt entsteht durch verschiedene Mutationen im Bereich der für β2-Integrine (CD18) kodierenden Genregion. Die unter physiologischen Bedingungen stattfindende Dimerisierung von CD18 und CD11 auf der Oberfläche der Neutrophilen ist nicht mehr möglich. Die Patienten bilden zu wenig oder gar keine β-Integrine. Konsekutiv sind die Adhäsion und der Durchtritt durch die Endothelzellschicht vermindert. Das klinische Bild dieser Patienten ist durch verspätetes Abfallen der Nabelschnur, deutliche Neutropenie und rekurrente bakterielle Infektionen (Peridontitis) gekennzeichnet. Bisher wurden ca. 200 Fälle beschrieben.
LAD II (Selektindefekt): Der sehr seltene (bisher 5 Fälle) autosomal rezessiv vererbte Defekt im Bereich der Selektinrezeptoren beruht auf verschiedenen Punktmutationen in einem Gen, dass für einen GDP-Fukose-Transporter kodiert. Die physiologische Funktion dieses Moleküls liegt im Transport von Fukose in den Golgi-Apparat, um dort auf Glukokonjugate übertragen zu werden. Bei Vorliegen einer solchen Mutation werden insbesondere die Liganden (fukosylierte Glykane, wichtigster Ligand SLeX = „sialyl Lewis X-epitop“) der Selektinadhäsionsmoleküle an der Zelloberfläche in zu geringem Maß fukosyliert. Resultierend daraus ist das Rolling der Neutrophilen und der Durchtritt durch die Endothelzellschicht nur eingeschränkt möglich.
Der klinische Verlauf der LAD-II-Defekte ist deutlich milder als bei LAD-I-Patienten. Die Patienten leiden in der frühen Kindheit an gehäuften Infektionen, die aber nicht so schwer wie bei LAD-I-Patienten verlaufen. Im späteren Lebenslauf persistiert lediglich eine milde Peridontitis.
LAD I: Betroffene Patienten zeigen deutlich verminderte (2–5 % gegenüber einer Normalkontrolle) bis ganz fehlende Expression von CD11/CD18 auf Neutrophilen.
Für die Diagnostik des LAD-II-Defekts liegen keine Routinemethoden vor.
Zahlreiche Antibiotika, Volumenersatzmittel und andere Pharmaka beeinflussen die Adhärenz von Granulozyten.