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Basophilen-Degranulation

Verfasst von: H. Renz und B. Gierten
Basophilen-Degranulation
Synonym(e)
Basophilen-Degranulationstest
Englischer Begriff
degranulation of basophilic granulocytes
Definition
In-vitro-Test mit vitalen Basophilen zur Diagnostik von Typ-I-Allergien.
Durchführung
Heparinblut wird mit verschiedenen Konzentrationen des vermuteten Allergens inkubiert. Durch Aktivierung der Basophilen wird deren Degranulation induziert. Nach Ablauf der Inkubationszeit werden die Proben in Eis gekühlt und so die Mediatorfreisetzung gestoppt. Durch Inkubation mit fluoreszenzmarkierten Antikörpern gegen IgE und gp53 werden die aktivierten Basophilen im Durchflusszytometer identifiziert. Der Prozentsatz der aktivierten Basophilen, die IgE und gp53 exprimieren, wird in Relation zu den nicht aktivierten, IgE-positiven Zellen gesetzt. Als Positivkontrolle wird eine mit einem artefiziellen chemotaktischen Peptid stimulierte Probe mitgeführt. Die Probe eines Gesunden sollte als Negativkontrolle und zur Beurteilung der Reaktion des Patienten angesetzt werden. Ein eindeutig pathologisches Ergebnis ergibt sich aus dem Nachweis einer großen Population aktivierter Basophiler des Patienten gegenüber der gesunden Kontrolle.
Funktion – Pathophysiologie
Allergische Reaktionen werden durch Antikörper der Klasse IgE vermittelt, die beim ersten Kontakt mit einem Fremdantigen gebildet werden. Sie binden an den hochaffinen Fcε-I-Rezeptoren auf der Oberfläche basophiler Granulozyten und Mastzellen. Bei Zweitkontakt der nun sensibilisierten Zellen mit demselben Antigen vernetzt das Antigen die spezifischen Antikörper. Dieser Vorgang aktiviert den Basophilen, der daraufhin die in den Granula gespeicherten Mediatoren, z. B. Histamin, Heparin, neutrale Proteinasen, saure Hydrolasen und chemotaktische Faktoren, freisetzt. Als Oberflächenmarker exprimieren aktivierte Basophile neben anderen Rezeptoren das Glykoprotein gp53, das als Marker im basophilen Degranulationstest verwendet werden kann.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Heparinblut, Probenentnahme in pyrogenfreien Gefäßen, wenn möglich zusammen mit der potenziell allergieauslösenden Substanz einsenden.
Probenstabilität
24 Stunden bei Raumtemperatur.
Präanalytik
Lagerung bei Raumtemperatur. Die Untersuchung sollte innerhalb von 24 Stunden durchgeführt werden.
Konventionelle Einheit
%.
Referenzbereich – Erwachsene
<15 % aktivierte Basophile oder <10 % der gesunden Kontrolle.
Indikation
Typ-I-Allergie auf Antigene, für die kein In-vitro-Test (CAP/RAST) auf spezifisches IgE zur Verfügung steht oder für die ein Prick-Test wegen Gefahr einer anaphylaktischen Reaktion zu riskant ist.
Diagnostische Wertigkeit
Der Basophilen-Degranulationstest ist nur bei Hypersensitivitätsreaktionen Typ I nach Coombs und Gell aussagefähig.
Als präanalytisch und analytisch sehr aufwendiger Test sollte er nur nach sorgfältiger Indikationsstellung angefordert werden, wenn allergische Reaktionen vermutet werden, die durch unkonventionelle Allergene ausgelöst werden. Infrage kommen dabei besonders Medikamente sowie exotische Allergene, für die kein kommerzielles IgE-Detektionssystem existiert.
Von Vorteil ist die Einsendung der symptomauslösenden Präparation zusammen mit der zu analysierenden Patientenprobe. Diese kann u. U. durch bakteriellen Abbau von Histidin stark erhöhte Histaminkonzentrationen enthalten, die die Symptome einer allergischen Reaktion ebenso wie der Wirkstoff selbst auslösen können.
Literatur
Klein J (1990) Immunology. Blackwell Scientific Publications, Oxford, S 610
Kinet JP (1990) The high affinity receptor for IgE. Curr Opin Immunol 2:499–505CrossRef