Bestimmung der Leukozytenzahl in einem definierten Volumen.
Physikalisch-chemisches Prinzip
Manuelle Zählung einer 1:10 mit 3 %iger Essigsäure verdünnten Blutprobe in einer Neubauer-Zählkammer.
Mechanisierte Zählung nach Lyse der Erythrozyten mit oberflächenaktiven Substanzen (Saponine). Dabei können 2 Messprinzipien unterschieden werden:
Impedanzmessung (Coulter-Prinzip): Messung der Widerstandsänderung zwischen 2 Elektroden bei Durchtritt der Leukozyten durch eine Kapillare im elektrischen Feld. Die in einer isotonen Salzlösung suspendierten Leukozyten führen beim Durchtritt durch die Kapillare zu einer Änderung des Widerstands, da ihre elektrische Leitfähigkeit im Vergleich zur Salzlösung geringer ist. Die Höhe der Widerstandsänderung ist dabei proportional der Größe.
Streulichtmessung im kontinuierlichen Durchfluss (optisches Dunkelfeldprinzip): Die Leukozyten passieren einzeln eine Kapillare. Ein durch diese Kapillare geleiteter monochromatischer Lichtstrahl wird an den Leukozyten gestreut. Das auf eine Fotozelle auftreffende Streulicht ist dabei proportional des Zellgröße, die Anzahl der Impulse proportional der Zellzahl.
Einsatzgebiet
Erkennung einer Erhöhung oder Erniedrigung der Gesamtleukozytenzahl im peripheren Blut
Als Bezugsgröße für die morphologische Differenzierung zur Absolutzellzählung der einzelnen Subpopulationen
Untersuchungsmaterial
EDTA-Blut.
Fehlermöglichkeit
Kernhaltige erythrozytäre Vorstufen und Mikrokaryozytenkerne zählen nicht zu den Leukozyten und dürfen deshalb nicht mitgezählt werden.
Bei der manuellen Zählung ist die Erkennung der erythrozytären Vorstufen bei sorgfältigem Mikroskopieren möglich.
Bei der mechanisierten Zählung werden alle kernhaltigen Zellen wie auch Riesenthrombozyten mit gemessen, was zu falsch hohen Leukozytenwerten führt, da nur Partikel einer vorher definierten Größe als Leukozyten erfasst werden. Zur Ermittlung des wahren Leukozytenwerts ist dann die Anzahl der Nichtleukozyten auf 100 Leukozyten mithilfe eines Ausstrichpräparates zu ermitteln und in folgende Formel einzusetzen:
Die mechanisierte Zählung wird routinemäßig eingesetzt. Die Kammerzählung wird normalerweise nur zur Kontrolle einer primär unplausiblen automatisierten Messung herangezogen.
Bewertung – Methodenhierarchie (allg.)
Die manuelle Zählung ist mit einem hohen VK behaftet (>10 %), sodass der mechanisierten Messung (VK <2 %) der Vorzug zu geben ist.
Literatur
Seeger HT, Poppy U (1991) Zählgeräte. In: Boll I, Heller S (Hrsg) Praktische Blutzelldiagnostik. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, S 132–145