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03.08.2018 | Fortbildungswoche 2018 | Nachrichten

„Peeling liegt uns am Herzen“

Fruchtsäure- & Phenolpeelings im Dienste der Schönheit

verfasst von: Dr. Beate Fessler

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Peelings versprechen ein schöneres Hautbild. Im Einsatz sind Fruchtsäuren, Trichloressigsäure (TCA) und Phenol, das, so Frank Muggenthaler, Gutach bei Freiburg, „dramatisch gute Effekte erzielt“. Bereits mit einem oberflächlichen Peeling lässt sich bei Akne, Melasma und Rosacea einiges erreichen.

Enzympeelings verstärken die Reinigung, sind unkompliziert und sicher. Fruchtsäuren müssen immer neutralisiert werden. Salicylsäure gilt als unkompliziert, abgesehen von der Allergiegefahr. TCA ist eine starke Säure mit Tiefeneffekt. Das Phenol-Peeling mit einer Mischung aus Phenol, Crotonöl, Wasser und Emulgator dringt am tiefsten in die Hautschichten ein und hat die höchste Komplikationsrate – so charakterisierte Muggenthaler im Rahmen der FOBI 2018 in München in aller Kürze die verschiedenen Peelings.

Oberflächliche Peels gegen Akne und Melasma

Ein oberflächliches chemisches Peeling ist laut Claudia Borelli, Tübingen, der „das Peeling am Herzen liegt“, gut geeignet bei Seborrhoe, grobporiger Haut und Akne, aber auch bei Melasma/Hyperpigmentierungen. Verwendet werden zum Peelen neben Salicylsäure vor allem „AHAs“ (alpha-Hydroxysäuren), wie Glykolsäure, Milchsäure oder Zitronensäure. Für die notwendige Neutralisation am Ende der Behandlung wird Natriumbicarbonat verwendet. In der Therapie der Akne zeigte die Auswertung von zwölf randomisierten, kontrollierten Studien eine gute Effektivität, die unabhängig von der Peelsubstanz war: TCA, Salicylsäure und Fruchtsäuren lieferten ähnlich gute Ergebnisse [1] . „Es ist also nicht so wichtig, womit sie bei Akne peelen“, so Borelli. 

Sehr erfolgreich kann chemisches Peeling auch bei Hyperpigmentierungen sein. Bei einem Vergleich von Glykolsäure und TCA reduzierte sich nach zwölf Wochen der MASI (Minimum Melamsa Schweregrad Index) unter Glykolsäure um 79%, unter TCA um 73% – bei weniger Nebenwirkungen unter Glykolsäure. Wenn bei einer Rosacea Medikamente nicht vertragen werden, ist ein chemisches Peeling laut Borelli ebenfalls eine Option. In einer Pilotstudie zu fazialem Erythem/Rosacea konnte eine Reduktion der Rosacea und der Unebenheiten der Haut erreicht werden [2].

Entscheidend: optimale Vor- und Nachbehandlung

Der Erfolg chemischer Peelings steht und fällt mit der optimalen Vor- und Nachbehandlung, so Borelli. Eine gute Aufklärung und eine enge Führung des Patienten sind extrem wichtig. Vor einem Fruchtsäurepeeling wird über mindestens zwei Wochen eine Vorbehandlung mit säurehaltigen Cremes durchgeführt, gegebenenfalls in Kombination oder nach Vorbehandlung mit Hydrochinoncreme. Der pH-Wert wird so in den sauren Bereich verschoben und das Peeling besser toleriert. Als Peelsubstanz verwendet Borelli eine Kombination aus Glykolsäure 20% und Salicylsäure 20%, und zwar alle zwei bis vier Wochen und insgesamt fünf bis zehnmal, bis ein Erfolg erkennbar ist. Nach dem ersten Peeling schaltet sie eine Aufhellungscreme zu. Langfristig ist ein konsequenter, ausreichend hoher Lichtschutz notwendig, den die Patienten direkt morgens nach dem Waschen auftragen sollen. Wichtig ist alles zu dokumentieren. „Oft sind die Patienten nicht compliant“, so Borelli, „da gibt es Probleme, die sonst nicht auftreten würden.

Der „Phantastische Phenol-Peel“

Phenol dringt bis in die tiefen Hautschichten ein. Mit einem Phenol-Peeling lassen sich daher laut Muggenthaler phantastische Ergebnisse erreichen, die weder mit Lifting noch mit Laser möglich sind. Hautqualität und –elastizität verbessern sich erheblich. Er verlangt Patient und Arzt aber auch einiges ab. Zwar ist eine Narkose nicht erforderlich, eine ambulante Durchführung verbietet sich aber. Wichtig ist die richtige Prämedikation, eine gute Leitungsanästhesie und eine adäquate Blutdrucksenkung. Außerdem sind, neben einer Prophylaxe der Herpes-Reaktivierung, Beruhigungs- und Schmerzmittel Pflicht. Vor allem vier bis fünf Stunden nach dem Eingriff können die Schmerzen sehr stark sein und Opiate notwendig machen, so Muggenthaler. Nach sechs bis acht Stunden sind die Patienten dann meist schmerzfrei. Gleichzeitig entwickelt sie ein Ödem, das nach zwei bis drei Tagen wieder verschwindet. 

Obwohl es laut Muggenthaler nichts Besseres gibt, um einen Verjüngungseffekt zu erreichen, räumte er ein, dass der Phenol-Peel aufwendig ist, eine extrem gute Aufklärung erfordert und die Patienten lange Ausfallzeiten in Kauf nehmen müssen. Der Effekt des tiefen Phenolpeelings aber ist nachhaltig, wie Dr. Luitgard Wiest betonte. Er halte zehn bis 20 Jahre an.

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basierend auf: 26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 24. – 28.07.2018 in München

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Literatur

[1] Chen X et al. 2017 BMJ Open 8: e019607

[2] Draelos ZD et al. Derm Surg 2005, 31: 881-885

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