Zeitspiel beim Masterplan Medizinstudium!

Der Masterplan Medizinstudium wurde jahrelang verhandelt – seine Umsetzung gerät jetzt zur Hängepartie. Bei einer Anhörung am Dienstag will die DEGAM die Politik zum Kurshalten auffordern. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) drängt auf Fortschritte bei der Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020. Die nächste Gelegenheit ist für DEGAM-Präsidentin Professor Erika Baum am Dienstag: Bundesgesundheits- und Bundesforschungsministerium haben wichtige Akteure zur Anhörung eingeladen. „Ich fürchte, dass im weiteren Umsetzungsprozess des Masterplans auf Zeit gespielt wird“, sagte Baum der „Ärzte Zeitung“. Hintergrund dafür ist der im Dezember vorgestellte Bericht der „Prenzel-Kommission“. Das von den Ministerien eingesetzte Gremium unter Leitung des Bildungsforschers Professor Manfred Prenzel hatte den Auftrag, sich zu sieben Punkten des Masterplans zu äußern – insbesondere zu Kosten und Auswirkungen auf die Studienkapazitäten. Hohe Kosten – großer Widerstand Doch mit dieser Expertise hat die DEGAM massive Probleme. Denn die Kommission habe zum einen „zu vielen Punkten Stellung genommen, die gar nicht ihrem Auftrag entsprechen“, sagt Baum. Zum anderen habe die Kommission die Umsetzungskosten des Masterplans sehr hoch angesetzt. „Das wird die Bereitschaft der Länderfinanzminister gewiss nicht erhöhen, die Implementation voranzutreiben“, fürchtet Baum. Denn der gesamte Masterplan steht unter Finanzierungsvorbehalt der Haushälter in den Ländern. Auf halbem Wege versuchten einzelne Akteure eine Kursänderung beim Masterplan. „Aus meiner Sicht verdankt sich dies primär dem Wunsch der Fakultäten, sich zusätzliche Ressourcen zu sichern“, sagt Baum und zeigt sich „enttäuscht“. Mit den Vorschlägen der Kommission werde „schlicht der politische Wille nicht umgesetzt, wie er sich im Masterplan niedergeschlagen hat“, kritisiert die Allgemeinärztin. „Ich glaube nicht, dass die Ländergesundheitsminister sich dies bieten lassen“, hofft sie. Kritikpunkte am Gutachten hat Baum viele. So schlagen die Gutachter beispielsweise vor, dass Medizinstudierende ihren PJ-Abschnitt auch in Hochschulambulanzen absolvieren könnten. Dass diesen Einrichtungen primärmedizinische Funktionen zugesprochen wird, sei ein „Unding“, erklärt Baum. Ziel des Masterplans sei es gewesen, „dass Studierende wenigstens ein Vierteljahr außerhalb des Elfenbeinturms der Universitäten verbringen“, erinnert sie. Nicht nur letztes Glied der Visite Ein anderes Beispiel sind Blockpraktika. Dabei handele es sich nicht nur um Hospitationen, wo man nur zuschaut“, so Baum. Studierende bei ihr in der Praxis befragten und untersuchten Patienten ab dem ersten Tag. Anschließend finde Supervision im Verhältnis eins zu eins statt. „Das bringt viel mehr, als wenn sie auf Station als letztes Glied der Visite mitlaufen“, so die DEGAM-Präsidentin. Dass der Unterricht in den Lehrpraxen weniger koste als der durch Hochschullehrer in Kliniken, sei von der Kommission nicht gegengerechnet worden, ärgert sich Baum. Dadurch steigen, in der Darstellung der Prenzel-Kommission, die Umsetzungskosten des Masterplans. Botschaft der DEGAM bei der Anhörung am Dienstag wird auch sein, dass die Politik bei der Umsetzung an Tempo zulegt. Schließlich datiert der Beschluss der Reform von Ende März 2017. Schon durch die Prenzel-Kommission sei ein Jahr ohne greifbares Ergebnis verstrichen. „Der nächste Schritt muss sein, dass das BMG mit der Novelle der Approbationsordnung beginnt“, fordert Baum. Der neue Beirat, den die Kommission vorgeschlagen hat, sollte diesen Prozess begleiten – „mehr aber auch nicht“. Quelle: Ärzte Zeitung

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